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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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sich über die zahlreichen Frauen in der Stadt zu unterhalten, bei denen sie nie zum Zug kommen würden. Dann war der Strom ausgefallen, und das Geschrei hatte eingesetzt, gefolgt von Schüssen und Explosionen. Sie waren ins Freie gegangen, um nachzusehen, was hinter dem Tumult steckte. Danach waren sie benommen und in blankem Entsetzen durch die Nachbarschaft geirrt. Ihr angenehm wärmender Schwips war verpufft. Sie froren und schwitzten gleichzeitig. Beide Männer zitterten, mehr aus Angst als wegen der niedrigen Temperaturen. Sie klammerten sich aneinander fest und hörten zu, wie die Stadt krepierte.
    »Ich wünschte, ich hätte ’ne Kanone«, flüsterte Joe. »Aber ich darf ja wegen dieses Scheißkerls von Bewährungshelfer keine mehr besitzen. Der kommt so zuverlässig wie ein Uhrwerk vorbei und stellt meine Wohnung auf den Kopf.«
    Ron nickte. »Wir sollten uns unbedingt Kanonen besorgen. Eine für jeden von uns. Wen kennen wir, der Waffen hat?«
    »Ist das dein Ernst? Wir sind hier in Amerika. 90 Prozent der Einwohner haben einen Schießprügel im Schrank. Das sind keine verfickten Knallfrösche, was wir da hören.«
    »Aber worauf schießen die? Ich sehe überall nur tote Leute rumliegen.«
    »Vielleicht schießen sie sich gegenseitig über den Haufen«, schlug Joe vor.
    »Vielleicht hat jemand etwas ins Wasser getan, das alle verrückt gemacht hat.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Die Hälfte der Menschen in der Stadt trinkt Wasser aus dem Brunnen. Und hast du Vern Southard da hinten liegen gesehen? Das war keine Schussverletzung. Sah eher danach aus, als hätte ihn etwas in Stücke gerissen. Sein Gesicht und seine Arme waren völlig weggefetzt.«
    Joe wollte darauf antworten, als etwas Großes und Schwarzes aus dem Himmel herabstieß und mit seinem Gesicht zusammenprallte. Ungläubig stellte er fest, dass es sich um eine Krähe handelte. Ein übler Geruch wie von saurer Milch stieg ihm in die Nase. Er hatte gerade noch Zeit, einen erstickten Schrei auszustoßen, dann durchzuckten ihn bereits Schmerzen, als scharfe Krallen seine Knollennase zerkratzten und ein rasiermesserscharfer Schnabel mit zwei flinken Bewegungen die Augen aus seinem Kopf pickte. Ron streckte die Arme aus, um ihm zu helfen, doch als er beide Hände um den irren Vogel schlang, veränderte die Krähe ihre Gestalt und zerfloss unter seinen Händen wie Wasser. Er ließ los und beobachtete schockiert, wie sie sich in einen Mann verwandelte.
    Wieso zum Henker ist der wie ein Pilgervater angezogen?, schoss es Ron durch den Kopf, der die Todesschreie seines besten Freundes nur am Rande wahrnahm. Wir haben doch nicht Halloween .
    Der dunkle Mann schlug Ron in die Kehle und trennte mit einem gezielten Hieb den Kopf vom restlichen Körper. Dann baute er sich über ihm auf und fraß genüsslich, als Rons Seele entschwand. Anschließend richtete der Mörder die Aufmerksamkeit wieder auf den sterbenden Blinden.
    Joe hörte das Gelächter der Kreatur und schrie lauter, um das widerliche Geräusch zu übertönen.
    Randy, Sam und Stephanie kauerten dicht zusammengedrängt auf der Couch. Neben ihnen saß Randys Mutter. Eine einzelne Kerze erhellte das Wohnzimmer. Stephanie weinte leise, das Gesicht an Sams Brust vergraben. Jedes Mal, wenn Randy die beiden ansah, verspürte er einen Anflug von Bedauern und Schuldgefühlen – Bedauern, weil nicht er es war, der sie tröstete, und Schuldgefühle, weil er sich bei so einem egoistischen Gedanken ertappte. Randys Vater wanderte nervös auf und ab, ging von Fenster zu Fenster und spähte hinaus. Jedes Mal, wenn er mit den Fingern die Jalousien teilte, flehte Randys Mutter ihren Ehemann an, damit aufzuhören.
    »Jerry«, flüsterte sie. »Jemand wird dich sehen!«
    »Wir müssen wissen, was los ist. Klingt fast so, als wäre der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.«
    »Ein Grund mehr, sich hinzusetzen und keine unnötige Aufmerksamkeit zu erzeugen.«
    Jerry Cummings seufzte frustriert und ließ die Jalousie wieder zuschnappen. Dann drehte er sich um und sah seine Frau an. »Marsha ist da draußen.«
    »Das weiß ich …« Cindy Cummings’ Augen waren unnatürlich weit aufgerissen. Mascara lief ihr über die Wangen. »Was sollen wir nur tun?«
    »Sie ist mit Donny zusammen«, meldete sich Randy zu Wort. »Ihr passiert nichts, Mama.«
    »Ja, aber was ist mit uns?« Sams Stimme klang seltsam hohl.
    Jerry durchquerte das Wohnzimmer, ging zur Eingangstür und lugte erneut durchs Fenster.
    »Sie werden uns noch

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