Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
solches Unterfangen für reine Zeitverschwendung. Keine Frage: Die Bewohner steckten hier fest.
Er dachte an die Zeit zurück, als er noch ein Kind gewesen war. Marsha und er hatten die Sommerabende damit verbracht, im Garten herumzutollen, Leuchtkäfer einzufangen und sie in eines der Einweckgläser ihrer Mutter zu sperren, bis es Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Jetzt wusste er, wie sich diese Käfer gefühlt haben mussten. Aber er war nicht naiv genug, um anzunehmen, dass die Männer in Schwarz alle freilassen würden, sobald es Zeit zum Schlafengehen wurde.
Er stand auf und pickte kleine Steinchen von seinen Handflächen, dann tastete er behutsam seine Kopfhaut ab. Dabei stieß er auf eine Beule am Hinterkopf und auf eine weitere an der Stirn, aber die Haut fühlte sich nicht an, als wäre sie aufgeplatzt, und soweit er es beurteilen konnte, blutete er auch nicht. Randy zwang sich, nicht zurück in Stephanies und Sams Richtung zu schauen. Stattdessen humpelte er zurück zu seinem Wagen und stieg ein.
Er atmete mehrmals durch, um sich zu beruhigen. Es erschien ihm am sinnvollsten, nach seiner Schwester zu suchen. Wenn er schon seine Eltern und seine Freunde nicht beschützen konnte, musste er wenigstens dafür sorgen, dass Marsha nichts zustieß. Sobald er sie gefunden hatte, konnten sie einen Versuch unternehmen, sich über die alte Holzfällerroute am anderen Ende der Straße davonzumachen. Er war schon viele Male mit dem SUV in die Berge hinaufgefahren, deshalb wusste er, dass der robuste Wagen mit dem rauen Gelände problemlos zurechtkam. Wenn sie Glück hatten, reichte das Kraftfeld nicht bis dorthin. Möglicherweise war das eine erfolgversprechende Fluchtmöglichkeit. Zumindest mussten sie es probieren. Die einzige Alternative, die Randy derzeit sah, bestand darin, herumzusitzen und darauf zu warten, getötet zu werden – was keine echte Alternative war.
Ein weiterer Vogel prallte gegen den unsichtbaren Schirm und verendete. Wie bei der Fledermaus stieg eine rauchartige Schwade vom Kadaver auf und wurde von der Barriere absorbiert. Randy rieb sich die Schläfen. Das Pochen hatte ein wenig nachgelassen, aber sein Kopf schmerzte nach wie vor. Er legte den Gang ein. Als er losfuhr, erfassten die Scheinwerfer die immer noch dampfenden Überreste von Sams Nissan. Randy schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und zwang sich, den Blick abzuwenden.
Sie standen über Melanie Candras verstümmeltem Leichnam, der Glied für Glied in Stücke gerissen worden war. Ihr Blut durchtränkte den Teppich und befleckte die Wände, den Kamin, die Möbel und den Deckenventilator.
»Ich bin unserem Widersacher begegnet«, berichtete der Erste. »Ein Magus, geschult in altem Wissen. Seine Kenntnisse sind beeindruckend, wenngleich wirkungslos. Er hat mehrere unterschiedliche Magieschulen und Lehren an mir ausprobiert und nichts ausrichten können.«
»Hast du ihn getötet?«
»Nein. Er ist mir entkommen, aber er wird sich seiner Freiheit nicht allzu lange erfreuen. Ihn töte ich zuletzt.«
»Bist du dir sicher, was seine Fähigkeiten angeht?«
»Er ist stark, aber gegen uns kann er nicht bestehen. Er wird uns keine Schwierigkeiten bereiten. Ein kleines Ärgernis, nichts weiter.«
»Woher nimmst du diese Gewissheit?«
»Der Narr hat mir seinen Namen genannt. Er wirkte einen recht derben Bindungszauber. Schlicht und grob, aber er funktionierte … allerdings nur für kurze Zeit.«
Die anderen brachen in kehliges Gelächter aus. »Und so ist er dir entkommen? Er hat dich geschwächt?«
»Ich sage euch doch, dass es keine Rolle spielt! Bei dem Zauber hat er sowohl seinen eigenen Namen als auch den seines Vaters genannt. Damit haben wir alles, was wir brauchen, um ihn zu besiegen. Unsere Magie ist stärker.«
Der Fünfte, der bislang geschwiegen hatte, ergriff das Wort. »Wenn es stimmt, was du sagst, woran ich nicht zweifle, dann halten sich zwei Magi in der Stadt auf.«
Die anderen japsten und zischten.
»Zwei.«
»So ist es. Zwei, denn einem weiteren bin ich begegnet.«
»Vielleicht hattest du es mit demselben Magus zu tun.«
»Nein, denn bei mir handelte es sich um einen jungen Mann, der sich der Begabungen, über die er verfügt, nicht bewusst ist. Er entwischte mir aufgrund eines ärgerlichen Zufalls. Ich ließ ihn ziehen und hebe ihn mir für später auf.«
»Ich habe ihn ebenfalls gesehen«, warf der Dritte ein. »Sag, floh er aus einem Haus, als sich eure Wege kreuzten?«
»Ja.« Der Fünfte
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