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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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unzählige Male bearbeitet, zerstückelt, zensiert und verändert, um den Willen der religiösen Führer wiederzugeben, die das Sagen hatten, nicht Gottes Willen. Möchte man wirklich Gottes Wort und Willen erfahren, muss man außerhalb der Bibel danach suchen, denn bei dem Buch, das wir die Bibel nennen, handelt es sich mitnichten um den vollständigen Text. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Passagen und Interpretationen, ja, ganze Bücher, im Laufe der Jahre herausgekürzt wurden? Hunderte.
    Die Bibel ist nicht das von Gott eingegebene Wort. Sie besteht nur aus den Büchern, von denen einzelne Menschen beschlossen, dass sie in ihr enthalten sein sollten. Sie vermittelt uns kein umfassendes Bild. Dafür muss man sich mit anderen Quellen auseinandersetzen. Sie mögen nicht Teil des offiziellen Kanon sein, aber sie wurden zur selben Zeit verfasst und sind ebenso gültig. Diese Texte ermöglichen uns ein wahres Verständnis vom Wesen Gottes. Zum Beispiel berichtet die Bibel, mit der wir alle aufgewachsen sind, davon, wie Gott das Universum erschaffen hat, doch sie verliert kein Wort über das Universum, das vor dem unseren existiert hat – oder über den Feind, der uns von dort aus bedroht.«
    »Sie meinen Satan?«, fragte Myrtle.
    Levi schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine die Dreizehn. Zu Anfang schuf das Wesen, das wir als Gott, Jahwe, Allah oder unter Hunderten anderen Namen kennen, Himmel und Erde. Von diesem Umstand kündet auch die Bibel. Was uns die Bibel verschweigt, ist, dass er gewaltige Energie aufwenden musste, um dieses neue Universum aus der Taufe zu heben. Hierfür zerstörte Gott das Universum, das vor dem unseren existierte. Er verdichtete es bis auf das allerletzte Atom und nutzte die daraus gewonnene Energie als Baumaterial. Der Vorgänger des Kosmos hörte auf, zu existieren.
    Allerdings gab es neben Gott noch dreizehn andere Bewohner jenes früheren Universums, die der Vernichtung irgendwie entgingen. Wie, das weiß niemand so genau. Fest steht nur, als unser neues Universum entstand, waren sie noch da – und ungeheuer wütend. Diese Wesen sind in ihrer Gesamtheit als die Dreizehn bekannt, und seither gelten sie als die Feinde Gottes und all seiner Schöpfungen – nicht nur des Menschen. Sie haben geschworen, alles zu vernichten, was Gott erschaffen hat. Immerhin hat er ihre Heimat zerstört. Vielleicht drängen sie nur auf Vergeltung, vielleicht haben sie aber auch vor, ein eigenes Universum zu errichten – ein drittes, in dem sie diejenigen sind, die das Sagen haben. Bei ihnen handelt es sich weder um Götter noch um Dämonen, obwohl sie oft irrtümlich dafür gehalten werden. Sie sind gefeit vor jeglichen Beschwörungen, jeglichem Zauber und jedweden Gesetzen, die Dämonen, Engel und sonstige übernatürliche Wesen leiten, bannen oder binden. Sehr spezielle – und gefährliche – Magie muss eingesetzt werden, wenn man sich ihnen stellt. Diese Magie ist nur wenigen bekannt. Ich gehöre dazu.«
    »Und dieser Meeble ist einer der Dreizehn«, erkannte Randy. »Richtig?«
    »Genau!« Levi konnte seine Begeisterung nicht verbergen. Der Eindruck, den er beim ersten Blick auf die Aura des Jungen gewonnen hatte, erwies sich als zutreffend. Obwohl der Bursche keine Ausbildung oder überhaupt nur eine Ahnung von seiner besonderen Gabe hatte, befand er sich auf Levis Wellenlänge.
    Randy grinste und war trotz der bedrückenden Ereignisse der Nacht eindeutig zufrieden mit sich.
    »Meeble ist in der Tat einer der Dreizehn«, fuhr Levi fort. »Er ist nicht so berechnend wie Ob, der Obot, der die Siqqusim befehligt, oder so mächtig wie Leviathan, der Herr der Großen Tiefe. Schon gar nicht so bedeutsam wie Er, dessen Name nicht genannt werden darf, aber Meeble ist ebenso gefährlich, grausam und auf unsere Auslöschung bedacht wie alle anderen. Er besitzt die Gestalt eines Tieres und tritt als grobschlächtige Kreuzung aus Katze und Affe in Erscheinung. Über und über bedeckt mit weißem Fell ragt er fast fünf Meter in die Höhe – zumindest laut den wenigen, die ihn gesehen und die Begegnung überlebt haben.
    Während sich die restlichen Dreizehn darauf zu konzentrieren scheinen, ihre zerstörerischen Energien in globalem Ausmaß zum Einsatz zu bringen, bereitet es Meeble offenbar Vergnügen, die Menschheit Kleinstadt für Kleinstadt auszuradieren. Das ist in Roanoke passiert. Und bis heute Nacht haben ich und viele andere meiner Zunft vermutet, dasselbe sei in etlichen anderen Fällen geschehen,

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