Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
bin bereits liiert und würde meinen Freund ungern vor den Kopf stoßen.«
Nach einem kurzen Geplänkel legte sie auf, stellte das Telefon zurück in die Ladestation und warf den Zettel in den Papierkorb. Vielleicht würde sie es eines Tages bedauern, sich nicht mit diesem sympathischen Mann verabredet zu haben, der bislang immer so nett und hilfsbereit ihr gegenüber gewesen war.
Doch im Moment war sie mit ihrem Leben so zufrieden wie nie zuvor. Sie war unendlich froh, dass die Sehnsucht nach einer Beziehung nicht mehr ihr gesamtes Leben dominierte. Ihre Familie – das waren Nina und Stella und das Team im La Lune. Das war alles, was sie im Augenblick brauchte, um sich ausgefüllt und glücklich zu fühlen.
Nach dem Frühstück beschloss sie, einen Blick auf den Garten zu werfen. Wann auch immer es ihre knappe freie Zeit zugelassen hatte, waren sie und Nina darin herumgewirbelt und hatten Unkraut gezupft, den Rasen gemäht und neu eingesät, Blumenzwiebeln gepflanzt und Hecken zurückgeschnitten. Demnächst wollten sie einen kleinen Gartenteich und eine Spielecke für Moritz und Emma anlegen, in der die beiden nach Herzenslust herumtoben konnten.
Die Villa und ihre Bewohner bereiteten sich allmählich darauf vor, dass bald ein Baby und ein achtjähriger Junge hier wohnen würden. Als eine der ersten Amtshandlungen hatte Robert für Moritz einen Basketballkorb in der Auffahrt aufgehängt und nach einem geeigneten Platz für ein Fußballtor gesucht. Nächstes Wochenende ziehen sie ein, dachte Leonie, als sie im Boden die Markierung für das Tor entdeckte. Moritz hatte seine Lieblingsstelle mit kleinen farbigen Hölzern abgesteckt.
Plötzlich öffnete sich das Fenster im ersten Stock, und Stella rief hinunter, dass sie sich nur eben einen Tee kochen und dann damit herunterkommen würde.
»Magst du Lemongrass?«, wollte sie wissen, wobei ihre Stimme vom lauen Frühlingswind bis zum Nachbargrundstück getragen wurde.
»Ja«, antwortete Leonie und wandte ihr Gesicht der Sonne zu, die von Tag zu Tag mehr an Kraft gewann und den Garten in ein helles Licht tauchte. In der Ferne hörte man Vogelgezwitscher, und Leonie fühlte sich vollkommen glücklich. Ein unendliches Gefühl von Freiheit, innerer Ruhe und Dankbarkeit durchflutete sie. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Sommer und irgendwann der Herbst kommen würde, und Emmas Babygeschrei würde durch die Wände dringen und die Villa mit noch mehr Leben füllen. Dann würde sie endlich von der Großfamilie umgeben sein, von der sie so lange geträumt hatte.
»Hier«, sagte Stella und drückte Leonie einen großen Becher Tee in die Hand.
»Wie geht es dir?«, erkundigte diese sich besorgt. »Hast du das mit Marina mittlerweile verkraftet?«
Natürlich hatte ihr Stella umgehend von ihrem Gespräch mit Moritz erzählt.
»Geht so«, antwortete Stella und setzte sich auf einen der wackeligen Klappstühle, die Nina in einem Verschlag im Garten entdeckt hatte und die dringend lackiert werden mussten.
»Momentan fühle ich mich ehrlich gesagt etwas überfordert. Ich finde, es reicht schon, dass Robert und Moritz hier einziehen und unser Idyll stören. Aber die Vorstellung, dass demnächst auch noch diese Marina hier herumgeistert, macht mich nicht gerade glücklich. Deshalb überlege ich, wieder auszuziehen.«
»Das ist nicht dein Ernst!«, rief Leonie erschrocken aus und kippte vor Schreck fast ihren Tee über Stellas Hose. »Das kannst du nicht machen. Wir haben es doch wunderschön hier, und ich freue mich so auf Emma!«
»Ich weiß«, seufzte Stella. »Aber bitte versteh mich. Ich möchte mein eigenes Leben und nicht dieses seltsame Patchwork-Ding mit Robert und Marina. In Blankenese könnte meine Mutter sich um Emma kümmern, und ich wäre in ihrer Nähe. Schließlich lebt sie allein und ist nicht mehr die Allerjüngste.«
»Das kann ich absolut nachvollziehen. Was ich aber nicht verstehe, ist, weshalb diese Frau dich so aus der Bahn wirft. Momentan weißt du nur, dass sie Moritz’ Tante ist und ihn bald auch unterrichtet. Aber das heißt doch noch gar nichts! Meinst du nicht, dass du zuerst einmal mit Robert sprechen solltest, bevor du dich vertreiben lässt?«
»Und was soll ich ihm deiner Meinung nach sagen? Dass ich die Vorstellung nicht ertrage, Marina und ihn glücklich vereint Tür an Tür mit mir zu wissen und womöglich damit konfrontiert zu werden, dass die beiden sich in Emmas Erziehung einmischen? Nein, ganz ehrlich, das kann ich nicht.
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