entdeckt zu werden. Isabelle hatte ihre Hand besitzergreifend auf Alexanders Arm gelegt, während sie sich mit Dominique unterhielt.
»Ich muss sofort hier weg!«, zischte Nina ihrer Freundin zu. »Ich will nicht, dass er mich hier sieht. Ich geb dir das Geld später, okay?«
Mit diesen Worten nahm sie ihre Jacke und war wie der Blitz aus dem Restaurant verschwunden.
Alexander hatte von Ninas überstürztem Aufbruch nichts mitbekommen, zu sehr war er in das Gespräch mit seiner Frau und Dominique vertieft, die wild gestikulierend auf ihren Chef einredete. Leonie war selbst verdutzt und hätte das Paar gern im Auge behalten, sie musste sich jedoch um die Gäste kümmern, die schließlich nicht darauf warten konnten, dass Dominique ihre Plauderstunde beendete.
Hoffentlich bedeutet das nicht, dass Nina recht hatte und die beiden wieder vereint sind, dachte sie, während sie eine Bestellung aufnahm.
Vielleicht war sie zu naiv oder optimistisch gewesen?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Betreff: Tut mir leid
Alexander, Asterdivaricatus oder wie auch immer du gern heißen magst,
ich habe noch mal über deinen Vorschlag nachgedacht. Sei mir nicht böse, aber ich habe bei alldem kein gutes Gefühl, egal, was zwischen dir und Isabelle ist oder auch nicht. Lassen wir es dabei bewenden. Ich habe mein Leben – und du hast deins. Ich wünsche dir alles Gute,
Nina
Als sie die Nachricht abgeschickt hatte, machte sich ein Gefühl der Erleichterung in ihr breit. Ob ihre Reaktion richtig war oder nicht, konnte sie nicht sagen. Was sie aber definitiv wusste, war, dass sie niemals wieder verletzt werden wollte. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war ein Mann, der erst unter einer falschen Identität ihre Nähe suchte und dann so tat, als wäre es seine Absicht, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, während er weiterhin mit der Frau in Verbindung stand, die die große Liebe seines Lebens gewesen war.
Nein, momentan hatte Nina alles, was sie brauchte: ein schönes Zuhause, den Traumgarten, den sie sich immer gewünscht hatte, sogar zwei tolle Jobs und ihre Freundinnen. Sie wäre verrückt, wenn sie sich auf eine solche wackelige Geschichte einlassen würde.
Als sie später im Bett lag, fiel ihr wieder das Post-it mit dem Herz ein. Nein, sie würde sich ihres nicht wieder in Stücke reißen lassen …
Kapitel 36
I n den Nachmittagsstunden machte Stella sich daran, die ersten Kisten zu packen. Sie hatte sie wohlweislich aufgehoben und war gerade im Begriff, sie vom Dachboden zu holen, als sie im Flur plötzlich auf Marina traf.
»Du ziehst also wirklich aus, oder ist das ein Aprilscherz?«, fragte sie und nahm Stella einen Stapel Kartons aus der Hand. »Halt, lass mich das machen. In deinem Zustand solltest du nicht so schwer tragen! Du bist ja schon am Anfang des vierten Monats, wenn ich richtig informiert bin.«
In meinem Zustand?, wunderte sich Stella und wusste zunächst nicht, wie sie auf diese Geste reagieren sollte. War sie nett und fürsorglich gemeint oder eher herablassend? Wollte Marina sich großzügig zeigen, jetzt, wo Stella das Feld räumte? Und weshalb musste Robert ihr eigentlich so intime Details wie das genaue Stadium ihrer Schwangerschaft anvertrauen?
»Danke, geht schon«, entgegnete sie kurz und schob die Pappkisten mit den Füßen in den Flur ihrer Wohnung. »Ja, ich ziehe aus. Nächsten Samstag, um genau zu sein.«
»Oh«, erwiderte Marina. »Robert hatte angenommen, dass du es dir noch anders überlegen würdest.«
»Tja, da hat Robert eben falsch gedacht«, antwortete Stella und hörte selbst, wie unangemessen zickig sie klang. »Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss packen.«
Mit diesen Worten schloss sie energisch die Tür und überließ Marina ihrem Schicksal. Was machte diese Frau um die Uhrzeit überhaupt hier? Musste sie nicht in der Schule beim Unterricht sein?
Kurze Zeit später jedoch hatte sie die Begegnung vergessen, so sehr war sie damit beschäftigt, alles auszusortieren, was sie nicht mit nach Blankenese nehmen wollte. Einen großen Teil ihrer »Schickimicki-Kleidung«, wie Nina Stellas zahllose Kaschmir-Twinsets und Ähnliches nannte, wollte sie verschenken und gegen praktischere Kleidung tauschen, die dazu geeignet war, mit einem Kleinkind über den Boden zu robben.
Stella war erstaunt, wie sich mit einem Mal ihr gesamtes vorheriges Leben vor ihr türmte: teure High Heels, auf denen sie sich immer unwohl gefühlt hatte, weil es ihr damit an