Alternative gefunden. Um die Floristenbranche ist es zurzeit nicht gerade gut bestellt. Momentan versuche ich den Gedanken an den 31. Dezember zu verdrängen. Für Ihre künftigen Bestellungen kann ich unsere Kollegen von Flora am Eppendorfer Weg empfehlen. Da sind Sie bestimmt gut aufgehoben. Ich weiß nur nicht, ob die auch Gartenpflanzen liefern. Und Ihre Fragen in Sachen Gartengestaltung und Blumenpflege kann ich Ihnen gerne auch weiterhin beantworten. Schließlich werde ich bald mehr freie Zeit haben, als mir lieb ist. Übrigens: Wer ist eigentlich Lulu?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Schön, dass ich mich auch in Zukunft an Sie wenden darf, denn ich habe das Gefühl, dass mir mein grüner Daumen ohne Ihre Hilfe bald abhandenkommt. Das ist wirklich sehr, sehr nett von Ihnen! Meinen Weihnachtssternen geht es ausgezeichnet, seit ich Ihren Rat befolgt habe. Ach ja, um Ihre Frage zu beantworten: Lulu ist eine Labradormischlingshündin, die es am liebsten vegetarisch mag, daher auch ihr Hang zu Blättern … Sie ist schon ganz enttäuscht, dass sie keine roten Blüten – pardon, Blätter – mehr zu fressen bekommt.
Übrigens bin ich kein Silvesterfan, da macht mir das Daheimbleiben nichts weiter aus. Und Sie? Wie werden Sie den Wechsel in das für Sie ungewisse neue Jahr begehen?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Ich mag Silvester ebenfalls nicht, ich finde die damit verbundene Erwartungshaltung ziemlich aufgesetzt und anstrengend. Außerdem werde ich immer wütend angesichts der Tatsache, wie viel Geld die Leute jedes Jahr für Böller ausgeben. Vermutlich verbringe ich Silvester dieses Mal im Kreis meiner Freundinnen und genehmige mir ein großes Glas Sekt. Oder vielmehr Prosecco, weil ich den lieber mag. Und Sie?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Ich mag Sekt genauso wenig, sondern bevorzuge Rotwein, wenn ich die Wahl habe. Lulu und ich werden uns zu einem Fondue zusammensetzen, für mich gibt’s Fleisch und für Lulu Tofubällchen. Nein, im Ernst: Ich will Silvester ebenfalls mit Freunden verbringen und lasse den Abend einfach auf mich zukommen. Am nächsten Morgen werde ich wieder an meinem Schreibtisch sitzen und meinen kreativen Motor anwerfen. Das ist eine schöne Art, das neue Jahr zu begrüßen.
Nun muss ich leider aufhören. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommenden Tage und freue mich, wenn wir unsere Korrespondenz bald unter schöneren Voraussetzungen fortführen. Seien Sie nicht so traurig, ich bin optimistisch, dass sich alles zum Guten wenden wird!
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Waldemar Achternbeck
Enttäuscht blickte Nina vom PC auf. Das abrupte Ende von Waldemar Achternbecks Mail katapultierte sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. Sie sah auf die Uhr. Eine Stunde hatte sie bereits hier gesessen. Ein Wunder, dass Annette sich noch nicht beschwert hatte. Doch die war vollauf damit beschäftigt, alles, was nicht niet- und nagelfest war, in ihre Kisten zu packen …
Kapitel 15
H ast du schon mal seinen Namen gegoogelt?«, fragte Leonie, als Nina an diesem Abend bei ihr in der Wohnung saß. Mittlerweile verbrachten die Freundinnen beinahe ihre gesamte Freizeit miteinander. Da sie sich austauschen konnten, schrumpfte jedes noch so große Problem auf ein erträgliches Maß.
Gegoogelt? Stimmt, darauf hätte sie auch selbst kommen können, dachte Nina. So machte man das heutzutage. Wenn man etwas über jemanden erfahren wollte, recherchierte man zuerst im Internet.
»Bin gleich wieder da«, rief sie entschuldigend und stürmte in die Nachbarwohnung, um ihren Laptop anzumachen. Leonie blickte ihr kopfschüttelnd hinterher.
Ungeduldig saß Nina vor ihrem PC und trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte herum. Sie konnte es kaum erwarten, bis sich das System hochgefahren hatte. Endlich würde sie erfahren, womit ihre Internetbekanntschaft ihr Geld verdiente. Und vielleicht sogar, wie er aussah. Doch Ninas Euphorie erhielt schnell einen Dämpfer, als sie die vielen Einträge auf ihrem Bildschirm sah. Sie hätte schwören können, dass es nicht allzu viele Menschen gab, die Waldemar Achternbeck hießen. Nun hatte sie die Wahl zwischen einem Geisteswissenschaftler, der Aufsätze zum Thema »Kulturpessimismus« ins Netz gestellt hatte (ohne Ortsangabe), einem Berliner Astrologen und einem Tierarzt in Bad Homburg. Da Asterdivaricatus definitiv in Hamburg wohnte – seine Adresse hatte Annette irgendwo in