Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)

Hatte Herr Regner nun gut oder schlecht reagiert? Verunsichert rief sie Nina im Blumenmeer an.
    »Ich finde, das klingt gut«, versuchte Nina sie zu beruhigen. »Wenn er von Mut spricht, kann er deine Situation genau nachvollziehen. Mach dir keine Sorgen, das wird alles!«
    Einigermaßen beruhigt machte Leonie sich schließlich auf den Weg ins Reisebüro.

    »Sollten wir unsere Kunden nicht langsam darüber informieren, dass wir den Laden in wenigen Tagen schließen?«, fragte Nina und sah Annette an. »Und eigentlich müssten wir die Info auch auf die Homepage stellen.«
    Ein unbeteiligtes »Mach, was du für richtig hältst« war alles, was sie als Antwort erhielt. Annette war gerade dabei, altes Dekomaterial in riesigen Umzugskartons zu verstauen. Stück für Stück verschwand alles, was Nina in den vergangenen Jahren vertraut geworden war. Sie hätte nie gedacht, dass sie die albernen Hirschköpfe, Annettes Lieblingsdeko, einmal vermissen würde.
    »Ihr werdet mir fehlen, Jungs«, sagte sie zu einem der Geweihträger und gab ihm einen zärtlichen Stups auf die Schnauze. »Trinkt nicht so viel Jägermeister, wenn ihr in Hessen seid, das ist nicht gut für den Teint!«
    Sie verschloss den Karton und wandte sich an Annette.
    »Kannst du einen Moment hier vorne bleiben? Ich schreib mal eben einen Text für unser Schaufenster. Und dann werde ich unsere Stammkunden per Mailing informieren.«
    Annette nickte zustimmend, während sie sich nach weiteren Gegenständen umsah, die sie einpacken konnte, ohne dass es optisch zu sehr ins Gewicht fiel.

Von: [email protected]
An: [email protected]
Betreff: Wichtige Information

Liebe Kunden,
kurz vor Jahresende müssen wir Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass das Blumenmeer zum 31. Dezember geschlossen wird. Annette Franzen zieht mit ihrer Familie nach Frankfurt, und das Ladenlokal wird ab dem 1. Januar die Boutique Dansk Dreams beherbergen.

Wir bedanken uns für das langjährige Vertrauen und wünschen Ihnen alles Gute.
Mit herzlichen Grüßen,
Annette Franzen & Nina Korte

    Als Nina die Nachricht abgeschickt hatte, konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten. In den vergangenen Tagen hatte sie tapfer gegen ihre Traurigkeit gekämpft. Es war ganz offensichtlich, dass viele ihrer Kunden Nina auch in einem anderen Blumenladen die Treue gehalten hätten, was sie sehr rührte.
    Alexander Wagenbach war ebenfalls bestürzt, dass er seinen Wochenendstrauß nur noch bis Jahresende vom Blumenmeer erhalten würde. Obwohl die beiden nie mehr als zwei, drei Worte miteinander gesprochen hatten, hatten sie sich aneinander gewöhnt und fanden sich inzwischen sogar ganz sympathisch. Beim Anblick seines enttäuschten Gesichtsausdrucks hatte Nina einen dicken Kloß im Hals verspürt.
    »Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Frau Korte. Vielleicht laufen wir uns mal im Viertel über den Weg. Bis nächsten Samstag also!«
    »Bis nächsten Samstag«, hatte Nina traurig erwidert.
    Außerdem graute ihr davor, sich von all jenen verabschieden zu müssen, die jahrelang ihre Begleiter gewesen waren. Die Kurierfahrer, Tim von Euroflowers, die Weihnachtsaushilfen, der Fensterputzer, die Verkäufer auf dem Blumengroßmarkt. Das alles würde sie hinter sich lassen müssen.

Von: [email protected]
An: [email protected]

Ich habe Ihre Nachricht bekommen. Wie geht es Ihnen?

Von: [email protected]
An: [email protected]

… besch…en, wenn ich ehrlich sein soll …

Von: [email protected]
An: [email protected]

… wollten Sie mir deshalb nicht schreiben, wie Sie Weihnachten verbringen werden?

Von: [email protected]
An: [email protected]

Ja, unter anderem auch deshalb. Und Sie? Werden Sie verreisen? Wo werden Sie in Zukunft Ihre Blumen bestellen?

Von: [email protected]
An: [email protected]

Ich bleibe hier in Hamburg. Meine Familie wohnt zu weit weg, und ich muss über die Feiertage arbeiten, weil ich selbständig bin. Aber Sie brauchen jetzt nicht vor Mitleid zu zerfließen ☺, denn ich bin froh, dass meine Auftragslage so gut ist, dass ich mir zumindest darüber nicht den Kopf zerbrechen muss. Apropos nachdenken: Lulu und ich müssen überlegen, wo ich künftig meine Pflanzen bestellen soll und wer mir meine Fragen zum Thema Garten beantwortet. Was haben Sie denn jetzt für Pläne? Werden Sie in einem anderen Blumengeschäft arbeiten?

Von: [email protected]
An: [email protected]

Ich habe leider noch keine