literarisch-filmischen Vorlieben auch ein wenig überraschen: Ich habe zwar sehr wenig Zeit zu lesen, bevorzuge dann aber Krimis oder historische Romane. Als Kind hatte ich – wie Sie sich vielleicht denken können – eine ausgeprägte Karl-May-Phase.
Was Filme betrifft, gefällt mir eigentlich alles, was intelligent und liebevoll gemacht ist. Das reicht von harmlosen Komödien über Psychothriller bis hin zu Dokumentarfilmen. Nicht sehr aussagekräftig, was? Aber ich bin gar nicht so leidenschaftslos, wie es sich anhört. Ich LIEBE Filme und wäre gern Schauspieler oder Regisseur geworden. Klingt ein bisschen seltsam, nicht wahr?
Und was lesen Sie gern? Stapeln sich Pflanzenbücher auf Ihrem Nachttisch? Bei mir gibt es übrigens gar keinen, denn ich lese äußerst ungern im Bett, und mein Wecker steht aus Sicherheitsgründen immer in der Küche. Andernfalls würde ich ihn gleich ausmachen und weiterschlafen.
Von:
[email protected]An:
[email protected]Wieso Männerrollen? Sie kennen mich doch gar nicht! Wirkt meine Art zu schreiben etwa maskulin?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Nicht maskulin, aber recht streng und beherrscht. Nscho-tschi war, soweit ich mich erinnere, eher ein lieblicher, püppchenhafter Typ. Und obwohl ich Sie nicht kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Ihrem Wesen entspricht.
Außerdem weiß ich, wie Sie aussehen.
Ninas Herz setzte einen Schlag aus. Woher wusste dieser Mann, wie sie aussah? Sie starrte auf den Bildschirm. Schlagartig gewann ihr Misstrauen wieder die Oberhand, und ihre Heiterkeit war wie weggeblasen. Leonie hatte recht, hier war irgendetwas faul. Und nach einem Kulturpessimisten klang ihr E-Mail-Korrespondent auch nicht. Ganz offensichtlich war er keiner der Waldemar Achternbecks, die sie im Internet gefunden hatte. Aber wer verbarg sich dann hinter Asterdivaricatus? Sehr, sehr schleierhaft, dachte Nina und musste grinsen, so absurd war die ganze Situation. Da saß sie mitten in der Nacht in ihrem ausgeleierten Schlafanzug und ließ sich von einem Unbekannten derart in die Irre führen.
Von:
[email protected]An:
[email protected]Woher wissen Sie, wie ich aussehe?
Von:
[email protected]An:
[email protected]Ihr Foto ist auf der Homepage vom Blumenmeer, schon vergessen? Falls es Sie interessiert: Ich finde Sie sehr hübsch und gar nicht maskulin. Oder trete ich Ihnen mit dieser Äußerung jetzt zu nahe?
Natürlich! Annette und sie waren mit ihren Fotos auf der Internetseite! Nina seufzte erleichtert auf. Wie sollte sie jetzt reagieren? Waldemar Achternbeck, oder wer immer hinter dem ominösen Schreiber steckte, amüsierte sich bestimmt prächtig.
Sie war wirklich schon vollkommen paranoid!
Von:
[email protected]An:
[email protected]Lieber Waldemar Achternbeck,
ich will es mit dem Spät-ins-Bett-Gehen nicht übertreiben und denke, wir sollten es für heute gut sein lassen. Ich danke Ihnen für das Kompliment und wünsche eine geruhsame Nacht.
Nina Korte
Zwei Stunden später wälzte sie sich noch immer schlaflos im Bett. Die Schleieraster ging ihr nicht mehr aus dem Sinn, egal, wie sehr sie sich dagegen wehrte. Und wenn sie ehrlich war, hatte er ihr mit seinem Kompliment ziemlich geschmeichelt. Es war eine ganze Weile her, dass sie so etwas von einem Mann gehört hatte. Vielleicht sollte sie sich einfach entspannen und die Korrespondenz mit ihm genießen, solange es das Blumenmeer noch gab. Eigentlich klang Asterdivaricatus richtig nett, und er liebte Filme – genau wie Nina. Er hatte sogar Schauspieler werden wollen.
Mit einem Mal durchzuckte sie ein schrecklicher Gedanke. Die Schleieraster wusste, wie sie aussah. Und er hatte Schauspieler werden wollen. Konnte es sein, dass Gerald dahintersteckte? Dass er erneut Spielchen mit ihr spielte? Und diesmal womöglich ein viel grausameres als bisher …
Kapitel 16
S tella Alberti.«
»Robert Behrendsen hier. Ich wollte mich erkundigen, wie es Ihnen geht, und nachträglich zum Geburtstag gratulieren.«
»Das ist aber nett, vielen Dank«, antwortete Stella mit einem Blick auf die Uhr. In zehn Minuten begann ihre Körpertherapie, und sie wollte nicht zu spät kommen. »Und vielen Dank auch für den Tipp mit dem Husumer Wellness-Hotel, den Sie Frau Rohlfs und Frau Korte gegeben haben. Dann komme ich endlich mal wieder unter Leute. Und wie geht es Ihnen? Wie werden Sie die Feiertage verbringen?«
»Ich werde meine Mutter an