Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Heiligabend im Augustinum abholen. Sie bleibt bis kurz nach Silvester bei uns. Moritz freut sich schon auf die Zeit mit seiner Oma. Und Sie? Müssen Sie in der Klinik bleiben, oder hat man Erbarmen mit Ihnen?«
»Ja, zum Glück. Heiligabend verbringe ich bei meiner Mutter, und an den beiden Weihnachtsfeiertagen werde ich es genießen, in meinen eigenen vier Wänden zu sein.«
»Wenn Ihnen in der Villa die Decke auf den Kopf fallen sollte, können Sie gerne bei uns vorbeikommen. Eine ältere Dame und ein kleiner Junge sind zwar keine besonders spannende Gesellschaft, aber soweit ich weiß, sind Ihre Mitbewohnerinnen verreist. Und da wird es vielleicht etwas einsam für Sie.«
»Danke für das Angebot. Vielleicht komme ich darauf zurück«, antwortete Stella und verabschiedete sich.
Wenige Minuten später traf sie pünktlich zu ihrem Termin mit der Körpertherapeutin ein und ließ sich im Schneidersitz auf einer Gummimatte nieder. Der schwere Duft von Aromaöl zog ihr in die Nase, und im Hintergrund erklang leise Meditationsmusik.
»Wie fühlen Sie sich diese Woche?«, erkundigte sich Franziska Strehlitz und sah Stella prüfend an.
»Ganz okay, denke ich«, erwiderte sie und war in Gedanken noch bei ihrem Telefonat mit Robert Behrendsen. Sollte sie sein Angebot annehmen und ihn in Husum besuchen?
»Haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht?«
»Ja, doch«, antwortete Stella ausweichend und wurde rot. In den vergangenen Tagen hatte sie die Trauer um ihre Beziehung mit Julian wieder mit voller Wucht überrollt, und sie hatte einfach keinen Nerv für Franziskas »Erdungsübungen« gehabt.
»Also nein«, entgegnete die Therapeutin und lächelte traurig. »Dachte ich’s mir doch! Frau Alberti, was soll ich nur mit Ihnen anstellen? Wenn Sie nicht mitmachen, können wir auch keine Wunder bewirken. Sie wollen doch wieder gesund werden, oder etwa nicht?«
»Natürlich will ich das«, sagte Stella und sah beschämt zu Boden. Nun war sie bereits drei Wochen hier, und regelmäßig überkamen sie Zweifel, ob sie wirklich durchhalten würde. Sie fühlte sich so furchtbar einsam und vermisste die Gesellschaft von Leonie und Nina. Es war hart, tagtäglich mit den Problemen ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Und kaum ein Tag verging, an dem sie nicht überlegte, alles hinzuwerfen und die Klinik zu verlassen. Es war nur der Liebenswürdigkeit von Therapeutinnen wie Franziska zu verdanken, dass sie nicht längst ihre Koffer gepackt hatte und nach Hamburg zurückgefahren war.
»Frau Alberti, ich habe den Eindruck, dass Sie mir einen Gefallen tun wollen. Aber das ist leider der falsche Ansatz. Sie müssen sich in erster Linie um sich selbst kümmern! Ansonsten können Sie noch das ganze nächste Jahr hier verbringen, und es wird sich nichts ändern. Die Erdungsübungen sollen Sie stabilisieren und widerstandsfähig machen für den Stress, der unweigerlich wieder über Sie hereinbrechen wird. Ich bin keine Lehrerin, die schlechte Noten vergibt, wenn Sie nicht gelernt haben. Es wäre schön, wenn Sie das endlich begreifen würden!«
»Ich weiß«, antwortete Stella verlegen. »Aber seit ich denken kann, habe ich mit der Psychotherapie auf Kriegsfuß gestanden. Am besten geht es mir immer, wenn ich viel zu tun habe und mich in die Arbeit stürzen kann. Dieses viele Grübeln und Analysieren führt doch zu nichts.«
»Tja, bloß dass Ihre bisherige Lebensweise Ihnen ein Burn-out-Syndrom beschert hat«, entgegnete Franziska und seufzte erneut.
»Sie haben erreicht, was Sie wollten, und können Urlaub machen!«, zischte Doris Möller und funkelte Leonie wütend an. »Sobald Sie wieder da sind, müssen wir beide ein Wörtchen miteinander reden. Sie wissen, dass ich unzufrieden mit Ihrer Leistung bin. Nachdem Sie so erfolgreich gegen mich intrigiert haben, sollten Sie sich ernste Gedanken darüber machen, wie unsere Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach aussehen soll. So, wie die Dinge momentan liegen, bin ich jedenfalls nicht bereit, mit Ihnen weiter zusammenzuarbeiten.«
Leonie zitterten die Knie, doch sie versuchte so souverän wie möglich auszusehen. Sie war im Recht und würde sich nicht einschüchtern lassen.
»Wer wird mich in dieser Zeit vertreten?«
»Ich selbst und Nora Singer aus der Filiale in Ottensen. Frau Singer kommt heute Nachmittag zur Übergabe. Also schreiben Sie ihr ein Memo, mit einer Kopie an mich, und arbeiten Sie sie in all Ihre laufenden Projekte ein.«
Mit klopfendem Herzen ging Leonie zurück an ihren
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