Eine Villa zum Verlieben: Roman (German Edition)
Moritz in die Villa gekommen?
»Und? Schon eine Idee, was wir Nina sagen sollen?«, erkundigte sich Leonie, als sie in die Küche zurückkam.
»Als Erstes muss ich herausfinden, wem diese Stimme gehört. Ich finde, sie klang irgendwie affektiert und arrogant, oder ach, was sage ich, naiv und ignorant! Momentan weiß ich gar nicht, was schlimmer ist.«
»Was ist los? Siehst du die Fragezeichen um mein Haupthaar kreisen?«, sagte Leonie und schüttelte verwirrt den Kopf. »Was für eine Stimme? Ist alles in Ordnung mit dir?«
Stella wurde rot.
»Tut mir leid, ich war eben nicht ganz bei der Sache. Robert scheint eine Frau zu Besuch zu haben und …«
»… und das passt dir nicht in den Kram?«, fragte Leonie und sah Stella durchdringend an. »Kannst du mir mal verraten, weshalb dich das stört? Hast du mir nicht selbst gesagt, dass dir die Nacht mit ihm nichts bedeutet hat und dass du immer noch an Julian hängst?«
Stella spürte, wie ihr heiß wurde, und sie hatte das Gefühl, gleich in Flammen aufzugehen. War das auch eine Nebenwirkung ihrer Schwangerschaft?
»Mannomann, ihr beiden«, seufzte Leonie, schnappte sich zwei Topflappen und öffnete den Backofen. Der Duft von frischen Kräutern, reifen Tomaten und Greyerzer zog durch die Küche. »Wenn ich mir euer Männerchaos so ansehe, möchte ich wirklich nicht mit euch tauschen! Nina ist verliebt in meinen Chef und weiß es nicht einmal. Ständig grübelt sie über eine anonyme E-Mail-Bekanntschaft und ahnt nicht mal annähernd, dass die beiden ein und dieselbe Person sind. Und du? Du erwartest ein Kind von einem absoluten Traummann, hängst aber weiterhin an einem Typen, der es nicht verdient hat, dass du auch nur einen einzigen Gedanken an ihn verschwendest. Anstatt das Glück mit beiden Händen zu packen und dir den Vater deines Kindes zu schnappen, bevor es eine andere tut, sitzt du hier mit mir und übst dich im Kochen.«
»Aber ich will doch gar nichts von Robert«, protestierte Stella, hielt jedoch inne, als Leonie den Kopf zur Seite neigte und sie spöttisch anlächelte.
»Nein, natürlich nicht, ich denke auch, dass ich da etwas durcheinanderbringe. Du schimpfst ja nur deshalb über seine ominöse Begleiterin, weil dieser Mann dir vollkommen egal ist«, meinte sie, während sie den Auflauf auf zwei Tellern verteilte.
Stella knurrte unwirsch. Sie hatte keine Lust auf Leonies Standpauke. Außerdem brannte ihr schon seit langem eine Frage auf der Seele.
»Bist du eigentlich immer noch in Robert verliebt?«, rang sie sich schließlich durch und wagte nicht, von ihrem Teller hochzusehen. Leonie verschluckte sich fast an ihrem Mineralwasser. In letzter Zeit hatte sie jeden Gedanken an Robert verdrängt, natürlich erst recht, seit sie erfahren hatte, dass Stella ein Kind von ihm erwartete.
»Ich weiß nicht, ob ich je wirklich in ihn verliebt war«, begann sie zögerlich. »Eher total verknallt, das muss ich schon zugeben. Schließlich verkörpert er alles, was ich mir immer von einem Mann gewünscht habe. Nach unserem Opernbesuch bin ich wie auf Wolken geschwebt. Irgendwann musste ich mir dann eingestehen, dass es ihm nicht so geht; schließlich hat er sich danach nicht wieder bei mir gemeldet.«
Stella betrachtete Leonie und wurde ein wenig traurig. Wie schade, dass sich Leonies Wunsch nach einer eigenen Familie noch nicht erfüllt hatte. Sie war eine so liebenswerte Frau und hätte einen mindestens ebenso tollen Mann verdient.
»Genau genommen kann man gar nicht wirklich in jemanden verliebt sein, den man kaum kennt und mit dem man nur einen einzigen Abend verbracht hat. Was weiß man denn von seinem Gegenüber? Eigentlich nur, wie er aussieht und ob man gern mit ihm zusammen ist. Aber wie der andere denkt, wie er fühlt, wie er die Welt sieht – das alles erfährt man erst nach und nach. Vielleicht ist man verknallt, wirklich verliebt wäre jedoch ein bisschen zu viel gesagt …«
»Und wann weiß man, dass es Liebe ist?«, wollte Stella wissen und dachte an Julian. Bis vor wenigen Wochen hatte sie geglaubt, ohne ihn nicht mehr atmen und leben zu können.
»Nun, das ist wohl die schwierigste aller Fragen«, entgegnete Leonie nachdenklich. »Ich glaube, ich bin nicht die Richtige, um sie dir zu beantworten. Es gab eine Zeit, da dachte ich, dass Henning die Liebe meines Lebens sei, dass wir füreinander bestimmt seien und zusammen eine Familie gründen würden. Irgendwann allerdings war dieses Gefühl verschwunden. Es hatte sich von einem
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