nicht, ob Sie überhaupt noch dazu bereit sind, diese Zeilen zu lesen. Ich weiß, es ist unverzeihlich, dass ich mich nach Ihrem netten Vorschlag einfach nicht mehr gemeldet habe. Wenn Sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, so kann ich das gut verstehen.
Liebste Nina, lassen Sie mich alles erklären. Geben Sie mir eine zweite Chance, bitte!
Sagen wir kommenden Samstag um 20.00 Uhr im Restaurant Lilienreich?
Ihr Waldemar Achternbeck
»Und willst du?«, fragte Stella, die als Erste ihre Sprache wiedergefunden hatte. Zu dumm, dass sie sich nicht mit Leonie beraten konnte. Sollte man Nina nicht sagen, dass im Lilienreich mit höchster Wahrscheinlichkeit Alexander Wagenbach auf sie warten würde?
»Hast du schon geantwortet?«, wollte Leonie wissen.
»Nein, habe ich noch nicht«, entgegnete Nina und reckte triumphierend das Kinn in die Höhe. »Diesmal werde ich ihn etwas schmoren lassen. So einfach kommt der mir nicht davon!«
»Und wie lange willst du ihn auf die Folter spannen? Schließlich ist in drei Tagen Samstag?«, fragte Leonie mit weit aufgerissenen Augen. Sie kämpfte weiterhin mit ihren widerstreitenden Gefühlen. Sie wollte auf alle Fälle verhindern, dass Nina eine böse Überraschung erlebte. Andererseits hatte sich Alexander Wagenbach alias Waldemar Achternbeck nun offensichtlich entschlossen, endlich reinen Tisch zu machen und seine wahre Identität preiszugeben. Und ob Nina es nun von ihr oder von ihm hörte, war dann auch egal. Alexander soll seine Chance bekommen, dachte Leonie entschlossen.
»Ich finde auch, dass er es verdient hat, ein wenig zu zappeln …«, sagte Stella und war in Gedanken schon wieder bei Robert und Marina. Sie hätte für ihr Leben gern Mäuschen gespielt und gewusst, was sich in seiner Wohnung abspielte! Und weshalb war er heute eigentlich in Hamburg und hatte ihr nicht Bescheid gesagt? Es war mitten in der Woche, also musste er doch eigentlich in seiner Praxis sein und Moritz in der Schule.
»Ich denke, ich lasse das Date platzen und melde mich einfach am kommenden Montag. Das dürfte Strafe genug sein, findet ihr nicht?«
»Wenn du deine Neugier so lange bezähmen kannst …«, meinte Leonie, an Ninas Stelle hätte sie es keine weitere Sekunde mehr ausgehalten. Aber Nina war um einiges abgeklärter und cooler.
Von:
[email protected]An:
[email protected]Betreff:
Lieber geheimnisvoller Fremder,
Samstag passt mir gut. Da Sie wissen, wie ich aussehe, werden Sie kein Problem haben, mich zu erkennen. Sicherheitshalber werde ich meine Gummistiefel anziehen und mir eine Heckenschere ins Haar stecken.
Schlafen Sie gut!
Nina Korte
Nina schüttelte über sich selbst den Kopf. Na prima, das mit dem Zappelnlassen hatte ja wunderbar geklappt. Was war nur los mit ihr? Da wartete sie wochenlang auf Waldemar Achternbecks Antwort, und kaum hatte der sich zu einer E-Mail bequemt, hatte sie nichts Besseres zu tun, als sich ihm sofort in die Arme zu werfen. Sie lernte aber auch wirklich nichts dazu! Sie sollte ein für alle Mal Abstand nehmen von Männern, die sie nicht gut behandelten! Mit diesen Gedanken ging Nina ins Bett und ertappte sich dabei, wie sie wenig später schon darüber nachdachte, was sie am Samstagabend anziehen sollte.
Kapitel 32
N achdem Nina und Leonie gegangen waren, geisterte Stella noch eine ganze Weile in ihrer Wohnung herum. Sie verputzte eine weitere Portion Auflauf (ihren unbändigen Appetit schob sie einfach auf Emma) und liebäugelte mit einem Glas Rotwein zur Beruhigung ihrer Nerven. Natürlich wusste sie, dass sie während der Schwangerschaft von Alkohol die Finger lassen sollte, aber war ein ganz kleines Schlückchen wirklich so gefährlich?
»Nein, Schluss jetzt!«, rief sie sich energisch zur Räson und legte den Korkenzieher zur Seite. »Du wirst deine Eifersucht doch nicht in Rotwein ertränken.«
Marina hatte Roberts Wohnung immer noch nicht verlassen, obwohl es mittlerweile ein Uhr morgens war. Stella hatte extra die Musik ausgestellt und ihre Zähne anstelle mit der elektrischen mit der Handzahnbürste geputzt, um ihre Verabschiedung ja nicht zu verpassen. Doch wie es aussah, konnte sie warten, bis sie schwarz wurde – ihre Konkurrentin würde da bleiben, wo sie war. Und zwar vermutlich in Roberts Armen.
Ihre Konkurrentin? Stella stutzte einen Moment. Die vielen Schwangerschaftshormone waren ihr anscheinend zu Kopf gestiegen. Sie empfand schließlich nichts weiter für Robert als große Sympathie. Außerdem war sie