Eine von Zweien (German Edition)
schnelle Schritte hinter uns hereilen.
„Ach Lissi, bevor ich es vergesse, wann kannst du uns denn
dein Gemälde mitbringen? Dann könnte ich es gleich in die Angebote für die
Auktion einpflegen. Wie ist es mit Montag in einer Woche, da wollte ich dann
anfangen. Klappt das? Oh, und am besten auch ein schönes Foto davon. Dann
brauch ich es nicht zu fotografieren. Du hast da sicher einen besseren Blick
für.“ Sie strahlte mich an. Mir war nie aufgefallen, wie nett sie wirkte. Sie
hatte ein so offenes, ehrliches Lächeln. Dynamisch, offen, sie schien sogar
sehr loyal und hatte eine ansteckende freundliche Persönlichkeit. Mir blieb
nichts anderes übrig, als sie anzugrinsen.
„Ja, nächsten Montag sollte klappen.“ Mir wurde der Hals ganz
eng, die Kehle ganz trocken. Auf was ließ ich mich da ein? War ich denn von
Sinnen?
Kathrin wurde geradezu euphorisch. Sie klatschte in die Hände
und sah schon fast so aus, als ob sie ein kleines Tänzchen aufzuführen wolle.
„Oh perfekt, Lissi, das wird super! Endlich mal etwas
Besonderes und nicht immer die gleichen langweiligen Sachen, auf die geboten
werden können. Du bist meine Heldin. Kathrin kam einen Schritt auf mich zu und
dann passierte es: sie drückte mich fest an sich. Ich war wie gelähmt! Dankbar
und froh als sie wieder von mir abließ.
„Langsam Kathrin, du hast doch noch keines meiner Bilder
gesehen. Vielleicht will es am Ende ja niemand haben!“ Mir wurde unwohl bei den
in mich gesetzten Erwartungen.
Kathrin winkte ab, verdrehte nur die Augen und wünschte uns
noch einen schönen Abend. Wir gingen zum Eingang der U-Bahn und machten uns auf
den Rückweg. Ich musste malen, mir blieb nichts anderes übrig. Beth unterbrach
mich im Panikschieben.
„Langweilt dich deine Arbeit nicht? Jeden Tag das Gleiche für
andere Namen und mit anderen Zahlen, aber dann doch immer nur zehn Zahlen in
anderen Reihenfolgen... ich will dich nicht beleidigen, versteh mich nicht
falsch, ich will es nur verstehen.“
Beth hatte ihre Sätze ungewohnt vorsichtig formuliert. Sie
schaute mich neugierig an.
„Beth, ich gehe nicht arbeiten, um mich zu verwirklichen oder
Spaß zu haben. Ich habe mich entschieden, so mein Geld zu verdienen und dann
möchte ich das, was ich mache auch gut und mit vollem Einsatz machen. Es spornt
mich an, besser zu sein als andere. Das lässt mich jeden Tag in diesem Job überleben.
Aber Spaß, ich glaube, Dad ist auch nicht aus Spaß zur Arbeit gegangen.“ Auch
wenn ich bis jetzt nicht darüber nachgedacht hatte, glaubte ich tatsächlich
nicht, dass irgendjemand so wirklich Spaß an unserem Job haben konnte. Konnte
überhaupt jemand Spaß an seinem Job haben? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
„Liebe Lissi, da solltest du nochmal nachschauen, ob deine
Aussage stimmt“, sagte Beth kopfschüttelnd.
Was meinte sie damit? Unser Vater war doch ein absoluter
Kopfmensch. Hat er Interesse an Spaß? Ich glaube nicht. Vielleicht sollte ich
Mum mal fragen. Da fiel mir ein: Mist, die sollte ich doch sowieso schon am
Samstag angerufen haben. Ich würde es heute nachholen, und konnte sie einfach
nebenbei fragen. Aber sie war sicher meiner Meinung, ich denke, diesmal wird
Beth Unrecht haben.
Plötzlich hatte ich die Antwort. Wie dieser Gedankensprung
kam, konnte ich nicht erklären, aber es war mir auch egal. Wieso war ich nicht
vorher darauf gekommen? Da saß ich an der Quelle und machte mir Gedanken. Ich Depp.
„Beth, ich kann doch einfach eins deiner Bilder bei Kathrin
abgeben!“
Ich fand mich genial. Strahlend sah ich Beth an und erwartete
eine strahlende Zustimmung.
„Sorry, Lissi, das ist deine Aufgabe. Ich kann dir gerne und
wann immer du willst, zur Seite stehen mit all den Materialien, aber das
Gemälde musst du alleine erschaffen.“
„Aber du bist doch ich, dann habe ich doch die Bilder quasi
erschaffen.“ Es war mein verzweifelter Versuch Beth zu überzeugen, der kläglich
versagte. Das konnte ich an ihrem Gesicht ablesen. Es war einen Versuch wert
gewesen. Das bedeutete dann wohl für mich, meine Kreativität anzubetteln um mir
am Wochenende einen Besuch abzustatten.
Sonst würde ich aufgeschmissen sein.
7
Ich hatte die Tür hinter mir gerade geschlossen, als mein
Telefon klingelte. Es musste Ben sein. Ich nahm ab und hörte die Stimme meiner
Schwester. Wir telefonierten nur noch sehr selten, meistens an den Feiertagen
und Geburtstagen. Aber seit sie Mutter geworden war, meldete sie sich öfter.
Sie sei
Weitere Kostenlose Bücher