Eine von Zweien (German Edition)
gingen den
Gang hinunter zu Herrn Dunkens Büro. Er war gerade
mal nicht am Telefon und rief uns herein.
„Lissi, was kann ich für Sie tun?“
„Ich wollte ihnen meine Verwandte aus Nürnberg vorstellen.
Das ist Beth Gold und sie ist...,“ ich schaute Beth verschwörerisch an und
hoffte sie würde übernehmen.
„Guten Morgen, ich bin Beth Gold und bin gerade für einige
Zeit nach Berlin gezogen. Ich würde gerne Lissi den Tag bei der Arbeit begleiten.
Ich werde sie sicher nicht stören, nur stille Beobachterin sein. Alles, was ich
erfahre, kann ich ihnen auch gerne schriftlich geben. Ich werde es natürlich
für mich behalten. Ich bin Künstlerin, also können sie sich sicher sein, dass
ich sowieso nicht verstehe, um was es geht. Einverstanden?“
„Na wenn sie mich so fragen, kein Problem. Lissi, ich wusste
gar nicht, dass Sie aus der Gegend dort unten kommen. Sie haben gar keinen
Akzent.“ Er sah uns direkt ins Gesicht. Herr Dunken hatte eigentlich immer nur Augen für seine Unterlagen. „Und sehr interessant,
was machen Sie denn für Kunst?“
Bevor ich antworten konnte, hörte ich Beth schon reden und
mir gefror das Blut in allen Adern: „Lissi und ich sind Malerinnen.“
Er schaute mich erstaunt an. Ich musste jetzt mitspielen und
meine eigene Überraschung verbregen. „Lissi Gold, Sie sind ja heute für
Überraschungen gut. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Sie künstlerisch begabt
sind, Sie sind doch eher die Sportskanone. Tja, man sollte eben nie zu schnell
über Menschen urteilen, sie überraschen einen doch immer wieder. Na dann, Lissi
gehen sie mal an die Arbeit. Frau Gold, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag bei Dunken&Coppers .“
„Vielen Dank. Ach, falls ich mich dazu entscheide, in diesen
Tagen öfter vorbeizukommen, das wäre doch sicher auch kein Problem, oder?“
„Nein, sicher nicht.“
Wie einfach ihm die Worte aus dem Mund rollten. Beth war eine
Zauberin.
„Danke, Schönen Tag noch!“
„Ihnen auch.“
Ich nickte nur beim Hinausgehen. Beth, wie hatte sie das
gemacht? Herr Dunken ist normalerweise immer
oberflächlich freundlich. Er unterhielt sich nie privat mit uns und hatte auch
kein Interesse. Es gab etwas, das er nicht tolerierte und das war jegliche
Ablenkung von der Arbeit. Beth war eigentlich genau das, aber es schien ihn
nicht im Geringsten zu stören.
„Beth, wie hast du das gemacht?“
Wir hatten in der Küche einen kleinen Stopp gemacht, um uns
mit Saft und Kaffee einzudecken.
„Ich hatte dir doch gesagt, du sollst mir vertrauen.“ Sie
zwinkerte mir zu.
Wir gingen in mein Büro und ich setzte mich an meinen Tisch,
während Beth sich umschaute und sich eine Ecke auf dem Sofa aussuchte, um mich
zu beobachten. Langsam aber sicher füllte sich das Büro mit den Kollegen und
Beth machte mir ein Zeichen, dass sie sich noch etwas zum Trinken besorgte. Ich
war am Telefon und ich gab ihr mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich sie
verstanden hatte und kümmerte mich weiter um die Arbeit. Ich erledigte meine
Telefonate, arbeitete an meinen Tabellen und vervollständigte meine
Präsentation für den Nachmittag, als Beth ihren Kopf durch die Tür steckte. „Hey,
hast du nicht langsam Hunger?“ Ich schaute auf meine Uhr. War denn schon wieder
soviel Zeit vergangen? Ich war froh, dass die Zeit immer so schnell verging.
Das machte die Arbeit erträglich. Ich machte eigentlich selten eine Pause. „Ich
frage nur, weil die anderen jetzt runter in die Kantine gehen und ich dachte es
wäre doch nett mitzugehen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich dich schnell holen
gehe.“
Ich hasste es, mit den anderen Pause zu machen. Es wurde über
alle möglichen Dinge geredet, nur nicht über die Arbeit. Ich verstand das
nicht. Die Arbeit war doch das, was wir alle gemeinsam hatten. Warum sollte ich
mit meinen Kollegen private Geschichten und Erfahrungen teilen. Ich behielt
meine Erfahrungen lieber für mich. Aber wie würde das aussehen, wenn Beth sagt,
sie hole mich und ich käme dann nicht? Ich gab mir einen Ruck. „Also dann!“ Beth
und ich nahmen unsere Taschen und ich folgte ihr zu der wartenden Gruppe am
Fahrstuhl.
„Lissi, da muss deine Verwandte aus Nürnberg kommen, damit
man dich mal hinter deinen Schreibtisch hervorbekommt. Schön, dass du dich uns
anschließt. Habt ihr eigentlich Muskelkater von Samstag? Ich konnte gestern
meine Beine kaum bewegen.“ Ich lächelte Kathrin an. Ich hasste diese Art Small-Talk.
Aber wenn man A sagt muss man bekanntlich auch B
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