Eine von Zweien (German Edition)
sagen. Also gab ich mir den
nächsten Ruck.
„Hast du Magnesium zuhause? Das hilft bei mir immer.“ Das war
das Beste was mir einfiel. „Sonst hilft auch immer eine schöne, entspannende
Badewanne.“
„Oh ja, das hört sich super an! Ich glaube, das werde ich
gleich heute Abend für mich tun. Zum Glück haben wir hier im Büro Fahrstühle
für alles. Beth sagt, du bist Künstlerin?“
Ich schaute zu Beth. Warum erzählte sie das jedem? Ich hatte
doch schon seit Ewigkeiten nicht mal mehr einen Pinsel in der Hand gehabt,
geschweige denn ein ganzes Bild gemalt. Ich wusste gar nicht mehr, ob ich es
noch konnte. Ich hatte meine Kreativität verbannt, warum sollte die sich dann
nicht beleidigt verabschiedet haben und zu jemand anderen gegangen sein?
„Zeigst du mal deine Kunst? Wir sind alle so gespannt. Wir
haben doch zu Ostern immer unsere Auktion für den guten Zweck, da könnten wir
doch dann eines deiner Bilder versteigern. Das würde vielleicht eine gute
Stange Geld bei unserer Wohltätigkeits-Osterauktion bringen. Die Kunden, die
mittmachen, hätten dann das Gefühl, sie bekommen wirklich etwas für ihr Geld.
Tuen Gutes und bekommen noch etwas wertvolles. Was sagst du?“ Kathrin schien
ganz euphorisch. Ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren ganz rot.
„Na klar wird sie das machen, das ist ja eine super Idee!“
Ich war so überrumpelt, ich konnte mich nicht mehr wehren.
Ich nickte nur. Was machte Beth da, wie sollte ich malen, ich hatte doch nicht
mal Malutensilien in der Wohnung.
„Mach dir keine Sorgen, du kannst bei mir malen“, flüsterte
Beth mir zu.
Sollte mich das jetzt beruhigen? Ich hätte mich viel lieber
aufgeregt! Ich konnte kaum erwarten, endlich wieder an meinen Schreibtisch zu
kommen. Da fühlte ich mich sicher. Da wusste ich, was auf mich zukommt:
Tabellen, E-Mails, Telefonate. Warum war ich mitgegangen? Ich hätte mir in den
Hintern treten können. Warum hatte ich nachgegeben? Gut, jetzt saß ich fest und
musste das Beste tun, keiner hier erwartete wirklich ein gutes Bild von mir.
Ich konnte auch einfach ein paar Farben auf eine Leinwand klecksen und gut war
es. Wer war schon ein Kenner der Kunst und -davon abgesehen: alles konnte als
Kunst betitelt werden. Ich entspannte mich wieder und hörte den Anderen bei
ihren Unterhaltungen zu. Kathrin saß genau neben mir und fragte mich, ob ich
heute schon den Herrn Schneider gesehen hätte. Ein breites Grinsen überzog mein
Gesicht. Ich wollte es ihr nicht erzählen, aber ich hatte mich mit dem Grinsen
in Schwierigkeiten gebracht. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ihr
von unserem Zusammentreffen am Morgen zu berichten. Kathrin sah mich mit weit
aufgerissenen Mund und Augen an, bis sie anfing, schallend zu lachen. Ich
konnte ihr noch das Versprechen abnehmen, dass die Geschichte unter uns blieben
solle. Die Anderen wollten natürlich auch mitlachen und den Spaß nicht
verpassen. Aber Kathrin sagte nichts, was ihr bei dem Lachen auch nicht möglich
war. In diesem Moment sah ich Max Schneider in die Kantine kommen. Seinem Blick
nach zu urteilen, war ich die letzte Person, die er in der Gruppe erwartet
hatte. Nach seinem morgendlichen Geständnis und meinem plötzlichen Erscheinen
in der Gruppe von Kollegen - musste ihm, dass Angst einjagen. Ich grinste in
mich hinein. Er kam auf unseren Tisch zu.
„Hallo, was macht ihr denn hier zusammen?“
„Max, wir sind in der Kantine!“ Tina sah ihn auffordernd an.
Tina war in den letzten Wochen immer die Leidtragende seiner
Spielchen gewesen. Er hatte sie als Informantin genutzt, um bei den Chefs
besser auszusehen. Jetzt hatte sie seine Irritation bemerkt und genoss es. Für
sie war ein kleiner Moment der Rache gekommen.
„Haha, ja klar! Warum habt ihr mir denn nicht Bescheid
gegeben, als ihr gegangen seid? Egal, ich hol mir schnell was zu essen und dann
bin ich sofort bei euch.“
„Mach dir keinen Stress, wir wollten sowieso gleich gehen.
Wir sitzen ja schon länger hier. Oder wollt ihr noch bleiben?“ Tina schaute in
die Runde.
Wir waren fertig. Wir hatten schon vor einer guten Viertelstunde
unsere Teller geleert, die Letzten hatten auch schon ihren Nachtisch verzehrt.
Wir hatten uns ausgequatscht und mussten wieder an die Arbeit. Max war zwar der
größte Schleimer in der Firma, aber allem Anschein nach würde er wohl niemals
den Wettbewerb zum beliebtesten Kollegen gewinnen. Niemand war bereit Zeit dafür
zu opfern, auf ihn zu warten. Max musste sich wohl oder übel
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