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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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Sicherheit
ein Leben leben würdest, das für uns   Eltern unvernünftig und verrückt aussehen würde. Gegen all unsere
Erfahrungen. Und gegen alle Normen, die uns Sicherheit geben. Ich war mir
sicher, du würdest uns zwingen, unseren Horizont zu erweitern.“
    Das war eine Menge Offenheit, mit der ich nicht gerechnet
hatte. Hatte ich also in Ihren Augen versagt? Wollte Mum das? Hörte ich da
Enttäuschung in ihrer Stimme? War es das, was sie für mich gewünscht hatte?
Wollte sie immer, dass ich Beths Leben gelebt hätte. Konnte das sein? Ich
dachte immer, sie liebte es, wenn Dinge vorhersehbar und geregelt waren. Ich
musste es wissen!
    „Was ist deine Meinung zu der Situation, in der ich jetzt
bin?“
    „Lissi, du bist erfolgreich und hast einen sehr netten Mann
an deiner Seite. Dein Vater ist stolz auf dich und wenn du zufrieden und
glücklich bist, dann freue ich mich für dich. Mir ist es nur wichtig, dass
meine Kinder glücklich sind.“
    War das eine Frage? Hinterfragte sie, ob ich wirklich
glücklich war? Sie hätte jedes Recht dazu, aber tat sie es auch?
    „Wenn ich dir sagen würde, ich wäre nicht glücklich, was
würdest du dann sagen?“
    „Ich würde dich fragen, warum.“ Mums Stimme hatte eine
ungewohnte Weichheit angenommen.
    „Und wenn ich dir sagen würde, ich wüsste es nicht, ich würde
nur merken, dass ich unglücklich bin?“
    „Lissi, was ist los? Über was reden wir hier überhaupt? Bist
du gefeuert worden? Hat Ben dich verlassen? Was ist passiert?“ Mums Stimme
klang alarmiert, immer noch weich, aber alarmiert.
    „Mum, nichts dergleichen! Ich habe nur das Gefühl, ich hätte
irgendwo die falsche Richtung eingeschlagen und würde mit Vollgas in diese
Richtung fahren. Ich habe das Gefühl, als müsste ich jetzt aufpassen, dass ich
nicht den point of no return passiere.“
    Ich war erstaunt über mich selbst. Ich hatte es ganz klar
gesagt. Das fasste wirklich zusammen, was sich in den letzten paar Tagen
herausgestellt hatte. Ja, eigentlich war alles in meinem Leben gerade irgendwie
falsch. Alles? Ja, alles. Alles was mich zufrieden stellte, schien für mich
verdächtig. Meine Beziehung mit Ben gehörte auch dazu. Ben, der netteste, liebste,
freundlichste Mensch, den ich je kennengelernt hatte. Er war loyal,   aber das lag auch oft daran, dass er mit
jedem auskam. Aber das war jetzt nicht das Thema. Es war ein Teil des Lebens,
das Beth mich hinterfragen ließ, aber bis jetzt war er nur ein kleiner Teil.
Wie ich mich zu dem Punkt, an dem ich stand gebracht hatte, dass wusste ich
jetzt. Wo ich sein könnte, wusste ich durch Beth, aber beides waren keine
Optionen mehr. Mein Leben so weiter leben, die Möglichkeit wollte Beth mir
nicht lassen. Und ich hatte versprochen, mich um mich selbst zu kümmern, damit
war für mich die Option, einfach weiter zu machen, ebenfalls weggefallen. Also,
ich konnte nicht so weitermachen, wie bisher. Ich konnte aber auch nicht
einfach Beths Leben übernehmen, denn dann würde ich verhungern. Mir fehlten
ihre Kontakte und ihre Erfahrungen. Ich musste schauen, wohin ich jetzt gehen musste.
Blödsinn, jetzt fing ich schon wieder damit an. Die Frage war doch, wohin ich
wollte! Das musste ich herausfinden!
    „Lissi, muss ich mir um dich Sorgen machen? Bist du
überarbeitet? Alles Ok bei dir? Oder bist du wieder mit deinem Handy
beschäftigt? Sag doch was!“ Arme Mum, jetzt klang sie verunsichert. Vielleicht
war es doch ein Fehler, sie in die Geschichte mit hineinzuziehen.
    „Nein ich war in Gedanken, Entschuldige. Ich bin nicht
überarbeitet, darum geht es nicht, Mum! Hattest du nie so ein Gefühl, das dich
hinterfragen ließ, was wäre wenn? Was wolltest du denn immer machen, bevor du
Ehefrau und Mutter wurdest? Hattest du damals keine Pläne?“
    „Ich bin glücklich mit dem, was ich habe. Ich habe zwei
großartige Kinder und das süßeste Enkelkind der Welt. Und eine tollen Mann...“
    „ ... der nie Zeit hat, sich überarbeitet, egoistisch ist und
dessen eigene Pläne immer vor deinen stehen. Mum, ich greife nicht dein Leben
an, ich bin nur neugierig und frage, was deine Pläne waren, bevor wir alle auf
der Bildfläche erschienen.“
    Ich hörte einen tiefen Seufzer am anderen Ende der Leitung
und wusste genau, wie Mum gerade den Kopf schüttelte und sich gleich einen Ruck
geben würde, um meine Frage zu beantworten. Wir waren in der gleichen Dynamik
wie früher, als ich jung war. Ich war schon lange, ewig lange, nicht mehr in so
einer intensiven

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