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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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Clou, das
war hier die Aufgabe. Ich machte mir also Mut, so war es leichter die Aufgabe
zu erfüllen. Es klingelte und ich konnte mit genau vorstellen wie das Telefon
alleine im Wohnzimmer stand und Mum aus der Küche kam, sie das Handtuch über
die Schulter warf um eine freie Hand zu haben, um gleich abzunehmen. Ich
versuchte meinen Atem zu beruhigen.
    „Hallo Lissi, wie geht es dir mein Schatz?“ Die wusste immer
schon, dass ich es war, die anrief. Sie war keine Hellseherin, aber sie hatte
natürlich meine Nummer bei sich gespeichert.
    „Hallo Mum, mir geht es ganz gut.“
    Okay, ich musste mich zusammenreißen, ran an die Bouletten!
Nur wo anfangen? Am besten mit den neusten Neuigkeiten den Einstieg machen und
dann sehen, wo es uns hinführt.
    „ Mum, ich habe heute erfahren, dass ich die nächste Woche in
München arbeiten muss. Wenn es euch passt, könnte ich ja das Wochenende vorher
zu euch kommen, um auch endlich Anna einmal kennenzulernen. Was sagst du?“
    „Oh Lissi, das wäre ja großartig! Würdest du dann hier oder
in einem Hotel wohnen?“
    Sie gab mir zwar die Wahl in Hotel zu gehen, aber ich
erinnerte mich an das eine Mal als ich mit Ben zu Besuch kam und in ein Hotel
gegangen war. Der ganze Besuch war mit den „Wie-konntest-du-nur-Blicken
bestückt. Unsere Wahl hatte den ganzen Aufenthalt bedrückt. Dabei wollte ich
sie nur entlasten. Das würde ich mir nicht noch ein zweites Mal antun.
    „Mum, ich wollte natürlich, wenn möglich, bei euch wohnen.
Ich würde dann versuchen, für Freitag einen Flug oder ein Zugticket zu
bekommen, wenn das für euch passen würde.“
    „Ja, natürlich! Das passt! Ich werde es deinem Vater sagen,
ich weiß nicht, wie seine Termine sind, aber er wird sich sicher freuen, dich
zu sehen. Hast du Alice schon Bescheid gesagt?“
    Mum war im Organisier-Modus. Sie hatte sicherlich in ihrem
Kopf schon geplant, wann sie welches Gericht zubereiten und servieren würde.
Wann, wer zu Besuch kommen sollte und wann sie die Betten beziehen würde. So
war sie immer, alles war tiptop vorbereitet.
    „Nein, du bist die Erste, mit der ich darüber spreche.“
    Ok, und jetzt musste ich den Absprung schaffen. In meinem
Kopf lief die ganze Zeit das Mantra „sprich über dich, sprich über dich“- ich
musste es angehen. Ich wollte mich bzw. Beth nicht enttäuschen. Also los!
    „Ich habe das Gefühl, es würde mir auch guttun, mal wieder
aus Berlin rauszukommen. Hier ist alles so einengend, immer die gleichen
Menschen, die gleichen Abläufe, alles ist hier so…   einengend eben. Mum, ich habe eine
Frage, was dachtest du, würde ich werden als ich noch klein war? Hättest du
mich da gesehen, wo ich jetzt bin?“
    Auf der anderen Seite der Leitung herrschte Schweigen.
Überlegte sie oder hatte sie keine Antwort, oder dachte sie, sie müsste mich
jetzt einweisen? Dachte sie vielleicht zu Recht, ich würde langsam meinen
Verstand verlieren? Das machte mich ganz nervös. Sie hasste lange Pausen in
Unterhaltungen, sie plapperte immer lieber irgendetwas bevor sie   Stille in Kauf nahm. Vielleicht war das
ein zu drastischer Einstieg. Aber ich konnte ihn nicht mehr rückgängig machen.
Ich musste versuchen in ein Gespräch zu kommen. Ich könnte so doch auch nicht
auflegen.
    „Hallo...Mum?“
    „Ja, entschuldige bitte, warum fragst du mich das?“ Sie klang
verwirrt und zögerlich.
    „Weil ich mich nicht mehr erinnern kann, ob ich schon immer
dachte, ich werde in Dads Fußstapfen treten. Ich versuche herauszufinden, ob
ich auf dem richtigen Weg bin. Du musst keine Angst haben, ich will nur reden.
Ich habe nicht vor, etwas Dummes zu tun. Ich bin sonst ganz zufrieden.“
    Wieder Schweigen. Das Schweigen am anderen Ende beunruhigte
mich immer mehr. Warum sagte sie denn nichts, sie liebte es doch, in
Erinnerungen zu schwelgen. Warum tat sie es dann nicht? Vielleicht sollte ich
einfach schnell zum Ende finden und die Mission als gescheitert ansehen. Ich
hasste es zwar,   zu scheitern, aber
ich sah hier keine Möglichkeit, das Ruder herumzureißen.
    Mum räusperte sich. „Es tut mir leid, Liebes, ich musste mich
nur kurz sammeln. Also, ich war mir immer sicher, du würdest Künstlerin werden.
Ich dachte immer, dass du deinen Vater zu einem Herzinfarkt bringen würdest,
noch eher als deine Schwester, indem du Wege gehst, die für ihn inakzeptabel
sind. Dass du ihm sagen würdest, du würdest um die Welt reisen und mit
verrückten Menschen malen oder ähnliches. Wenn nicht das, dann mit

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