Eine von Zweien (German Edition)
richtig.“ Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte.
„Gut, unser Büro in München braucht Unterstützung. Denen
wurde kurzerhand einer ihrer besten Leute abgeworben und sie haben uns gebeten,
ihnen einen Profi zur Unterstützung zu schicken, da habe ich gleich an sie
gedacht. Sie würden also nächste Woche für ein oder zwei Wochen nach München
fliegen. Wäre das in Ordnung für sie?“
„Ja sicher, vielen Dank, Herr Dunken, dass sie da an mich
denken. Bekomme ich noch die Unterlagen, um mich vorbereiten zu können?“
„Die Unterlagen werden für sie vorbereitet und Ihnen dann
zugeschickt. Ich muss denen in München nur noch sagen, dass wir jemanden für
sie haben und dann wird alles in die Wege geleitet. Zeigen sie denen da unten
mal, wie wir das hier oben machen“, sagte er und zwinkerte mir zu.
Dann klingelte auch schon wieder sein Telefon. Ich verließ
sein Büro. Was war das denn? Was war denn da gerade passiert? Ich sollte den
Kollegen in München helfen. Gerade jetzt, gerade ich. Ob Beth dahinter steckte?
Nein, das war jetzt aber zu viel. Ich musste ja nun nicht übertreiben. Es hatte
nicht alles mit ihr zu tun. Aber es war doch komisch, es war ja München und
nicht Nürnberg. Ich werde da hinfahren, mein Bestes geben und damit war die
Sache dann erledigt.
Beth saß auf meiner Couch und las in einem Buch zur
Selbstorganisation. Ich war ein wenig verwundert.
„Was machst DU denn da?“ platze aus mir heraus.
„Ich bin es leid, Lissi. Ich sehe, wie viel weniger Stress du
hast, weil du Vieles im Voraus schon erwartest bzw. geplant hast. Du hast alles
auf einen Blick organisiert und bist nie panisch, dass dir ein wichtiger Termin
abhanden kommt oder dass du ein Telefonat vergisst. Du hast immer den Plan!
Planen hat mich immer nervös gemacht, sagen wir, es macht mich immer noch
nervös. Ich bin nicht gut darin, mich festzulegen. Ich genieße meine Freiheit.
Aber ich bin nicht frei, wenn ich die ganze Zeit das Gefühl habe, etwas
vergessen zu haben. Und ich sehe, dass es auch, wie in deinem Fall,
Erleichterung mit sich bringen kann. Ich dachte, vielleicht hilft mir dieses
Buch, aber um ehrlich zu sein macht es mich nur nervöser. Es verwirrt mich nur
noch mehr. Zeitmanagement, Prioritäten setzen, erst das Ziel, dann die Planung,
brrr, wenn ich das nur lese wird mir ganz flau im Magen!“
Die liebe Beth saß zusammengesunken auf dem Sofa und machte
einen elendigen Eindruck.
Ich war dankbar und fühlte mich großartig. Ich hatte endlich etwas
gefunden, womit ich Beth helfen konnte. Sie hatte zwar gestern selbst gesagt,
wo sie Hilfe brauchen könnte, aber hier war es sichtbar. Deutlicher als
deutlich. Worin war ich denn bitte sehr gut? Hatte sie ja selbst gesagt: im
Organisieren. Es wäre doch gelacht, wenn ich ihr da nicht Nachhilfe geben
könnte. Ich war euphorisch.
„Vergiss es“, ich nahm ihr das Buch aus der Hand und schmiss
es auf den Boden. „Ich habe auch eine Aufgabe für dich. Wenn ich mich heute
hinsetze, um mit Mum zu telefonieren, wirst du deine Aufgabe erledigen. Hast du
irgendwelche Planungs-Werkzeuge im Haus? Also einen Kalender oder eine
To-do-Liste? Und ich meine nicht auf dem Computer oder auf dem Handy, ich meine
in Papierform?“
„Nope, weder auf dem Mac, Handy noch auf Papier.“ Sie sagte
es so, dass ich es kaum hören konnte.
„Gut, damit fangen wir an. Wir haben hier im Büro noch
Kalender. Ich besorge dir gleich einen. Wo hast du denn deine Termine
aufgeschrieben?“ Ich machte mich schon auf alles gefasst.
„Auf Zetteln und in Mails und mit Post-Its an meiner Wand.“
„Gut, deine Aufgabe wird es dann sein, alle Termine in den
Kalender zu übertragen. Fallen mehrere Termine auf einen Tag, ordne sie dann
nach der Priorität. Wir gehen das dann gemeinsam durch und ich gebe dir
anschließend Feedback. Deal?“
Ich lächelte ihr aufmunternd zu. Ihr Blick verriet mir, wie
schwer die Aufgabe für sie sein würde. Aber es schien sie zu erleichtern, dass
sie es nicht ganz alleine machen musste. Ich wusste genau wie es ihr erging.
„Ok, deal! Dann kann ich das Buch in die Tonne hauen? Es
macht mich ganz beklommen und wuschig.“
„Naja, vielleicht nicht gleich in die Tonne, aber erst mal
kannst du es weglegen.“
Ich zwinkerte ihr zu.
„Was wollte denn dein Boss von dir? Alles in Ordnung?“ Da war
sie wieder, ganz die Alte, neugierig bis zur letzten Socke!
„Du weißt nichts davon? Ich war mir fast sicher, dass du
hinter der Geschichte stecken
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