Eine von Zweien (German Edition)
wie ein Abschied an. Ich war noch lange nicht bereit, dass sie
ging. Ich hatte jetzt viele Bilder zu malen und ich konnte das nicht ohne sie.
Ich wollte es nicht ohne sie. Sie hatte gesagt, ich bräuchte Kraft für die
nächste Woche, war der Anruf von Kathrin und der Streit von gerade, schon ein
Teil davon? Ich brauchte noch ihren Rat und überhaupt ihre Arschtritte, ich
brauchte sie als Freundin. Ich war noch nicht bereit, dass sie ging.
„Beth, du gehst aber nicht oder?“ Ich versuchte meine Stimme
zu beherrschen.
„Nein, Lissi, wir sehen und auf jeden Fall nochmal. Aber ich
fahre jetzt nach Berlin und du fährst nach München. Du kannst mir dann erzählen,
wie es gelaufen ist, aber ich kann ja sowieso nicht mit zur Arbeit kommen.“
„Aber das ist doch sonst auch kein Problem für dich! Und
außerdem hattest du dir nicht extra Termine gemacht? Du musst doch mitkommen!“
„Ja, normalerweise habe ich keine Probleme, mich bei dir
einzuschummeln, hier aber schon. Also mach du dein Ding und wir sehen uns dann
zuhause. Du weißt ja, wo ich wohne. Wegen meines Termins mach dir da keine
Sorgen, ich kümmere mich schon um mich, die mache ich dann von Berlin aus!“ Sie
grinste und sah mich verschwörerisch an.
„Beth, was ist denn? Warum schaust du
mich so an?“
„Ich war beeindruckt von dir! Ich hätte nicht gedacht, dass
du Dad diese Worte entgegen bringen würdest. Und was hast du da von Kathrin
erzählt? Wir müssen dir ein Studio in Berlin einrichten. Hast du dich darüber
schon richtig gefreut? Hast du es überhaupt realisiert, was das bedeutet? Man
will deine Bilder, deine Kunst, Lissi, du kannst dann auch Bilder verkaufen. Du
kannst dann malen und sie ausstellen. Lissi, ist das schon bei dir angekommen?“
Sie fing an, mich ein wenig zu schütteln und zu lachen, bis ich ihr antwortete.
„Nein, Beth, ich habe das noch nicht annehmen können. Ich
habe noch Angst, dass alles in sich zusammenfällt, oder ich aufwache und das
hier alles nur ein Traum war.“ Ich schaute sie ernst an, aber ihr Grinsen
verstärkte sich nur noch.
„Glaube mir, wenn du so weitermachst, wird alles so laufen
wie du es verdienst.“
Wie ich es verdiene, nur wer wird darüber entscheiden, was
ich verdiene? Mein Dad? Nein, Gott bitte nicht! Darüber wollte ich gar nicht
nachdenken. Keine Ahnung, was ich verdient habe. Was habe ich schon gemacht?
„Lissi, schau mich nicht so ängstlich an. Was du verdienst
ist das Beste, Okay! Du hast dich auf dem Weg gemacht und stellst dich dir
selbst! Also mach dir keine Sorgen, ich kann dir sagen, wenn du fühlst und vor
allem wenn du dich lebendig fühlst, gehst du in die richtige Richtung. Das kann
dein Kompass sein! Also mach weiter so und wir sehen uns dann in Berlin wieder.
Ich warte in meiner Wohnung auf dich und wir malen zusammen, okay?!“
„Wenn du das sagst, dann machen wir das so!“ Ich sah sie mit
Zweifel in den Augen an. Ich hoffte, sie würde ihre Entscheidung überdenken und
sie würde doch mit mir nach München kommen. Doch sie hatte sich entschieden und
damit war die Sache gegessen. Jetzt galt es stark zu sein. Ich setzt meine
Pokermiene auf.
Wir packten unsere Sachen zu Ende, brachten sie runter und
setzten uns zu Mum und Dad. Alles war so wie immer, als ob nichts passiert
war. Als ob ich mir den Streit nur
eingebildet hatte. Wir unterhielten uns und dann brachte Dad uns zum Bahnhof. Holte nacheinander die Koffer aus dem
Kofferraum, Beth verabschiedete sich und ging schon mal zum Schalter vor um
unsere Tickets zu holen. Als sie aus Hörweite war, räusperte mein Dad sich.
„Du musst wissen Lissi, ich wollte nie, dass du mit dem Malen
komplett aufhörst. Ich hatte nur immer Angst, du würdest dir alles verbauen,
wenn du nur der Kunst nachlaufen würdest. Ich freue mich natürlich sehr für
dich und wäre sehr stolz auf dich, wenn deine Bilder in einer Galerie zu sehen
wären“, sagte er und nickte zum Abschluss.
Ich war sprachlos, nickte und wir umarmten uns. Ich hatte,
glaube ich, noch nie die Wort „ich bin stolz auf dich!“ aus seinem Mund gehört.
Das war eine wahre Anerkennung von meinem eigenen Vater. Von meinem Dad! Da
machte es auch nichts aus, dass sie gekoppelt waren an ein Ereignis, das erst
in der Zukunft liegen würde, im Fall, dass alles gut lief. Ich fühlte mich wie mit
einer schönen warmen Decke umhüllt, verabschiedete mich und ging zu Beth. Wir
kauften unsere Tickets und hatten beide noch ein wenig Zeit, um einen frisch
gepressten
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