Eine von Zweien (German Edition)
den
Besitzer -einem gewissen Herrn Lieger oder so- anbetungswürdig weiter
referierte. Es schien mir, als ob er alles über diesen Menschen wusste.
„Sie haben ihn also schon oft getroffen, wenn ich das aus
ihren Ausführungen entnehmen kann?“ Ich wollte nur wissen ob er uns Probleme
bei unserer Arbeit machen würde.
Markus Bergers Gesicht färbte sich langsam rötlich, als er
weiter redete. Ich dachte, ich hätte ihn in eine unangenehme Situation
gebracht, aber da hatte ich falsch gedacht.
„Nein, leider noch nicht. Ich habe nur viel von ihm gehört
und habe den Artikel in dem Manager Magazin gelesen. Haben sie den gelesen?“ Er
schien ganz aufgeregt. Ich bekam Probleme, ihn weiterhin ernst nehmen zu können.
Wie konnte ein erwachsener Mann so über einen Menschen reden, den er nicht
kannte?
„Aber ich dachte, sie arbeiten schon länger mit der Firma
zusammen?“
„Ja, wir arbeiten immer mit Herrn Fritz zusammen. Der kümmert
sich um alles, was mit Geld und Finanzen zu tun hat.“
Ich war sehr erleichtert. Ich hatte keine Lust mit einem von
diesen Management-Superstars zusammen arbeiten zu müssen, deren extravaganten
Lebensstil man hinterher in der Buchführung legalisieren musste. Herr Fritz war
also der Mann und der Name, den ich mir merken sollte. Wir zahlten bald und er
brachte mich ins Hotel und wir verabredeten uns für den nächsten Tag, an dem er
mich netterweise morgens wieder abholen würde. Im Zimmer angekommen, legte ich
mich mit den Unterlagen aufs Bett und schaltete den Fernseher wieder ein. Ich
kann mich nicht mehr wirklich erinnern, was lief. Ich glaube, es war eine
Tiersendung. Ich muss mittendrin angefangen haben, auf die Rückseite meiner
Unterlagen Ideen für künftige Bilder zu zeichnen. Auch hier in diesem Zimmer,
verfiel ich in Trance. Als ich aus meiner kreativen Träumerei erwachte, hatte
ich leider auch das Handout für Herrn Fritz verunstaltet. So war ich mir
zumindest sicher, würde er es sehen. Verunstaltet. Gut, ich konnte nichts daran
ändern übermorgen würde er das Handout sowieso in die Tonne schmeißen. Ich
versuchte, die Mappe, so zusammenzustellen, dass meine Zeichnung nicht auffiel.
Ich musste nur drauf achten, dass man die Unterlagen nicht herausnahm. Solange
man die Unterlagen nicht durchblätterte, würde es niemanden auffallen, dass ich
mich auf der Rückseite verewigt hatte. Ich musste einfach genug reden, damit er
das Gefühl hatte, auch ohne die Mappe, schon alles zu wissen. Ich nickte mir
zustimmend zu und legte die Unterlagen geordnet in meine Tasche. Gab es hier
nicht irgendwo etwas Süßes in diesem Hotel? Ich schaute aus dem Fenster und
überlegte ob ich schnell runtergehen sollte, um etwas gegen meinen Jieper zu
tun. Alles war hier so friedlich und die Frage stellte sich, ob ich wirklich
etwas finden würde. Aber hatte ich nicht vorhin auf meinem Kopfkissen ein Stück
Schokolade gehabt? Ich fand es, für heute war ich gerettet. Allerdings nahm ich
mir vor, morgen auf dem Rückweg einen kleinen Schlecker-Schmecker-Einkauf für
die Abende zu tätigen. Da wusste ich noch nicht, wie groß der Einkauf
letztendlich sein müsste. Für jetzt sollte dieses Stückchen reichen. Ich holte
es vorsichtig aus seinem Papier heraus, und überlegte kurz ob ich es mir in
kleine Stücke brechen sollte, aber ohne eine weitere Sekunde nachdenken zu
können, landete das komplette Stück in meinem Mund. Was für ein Genuss!
14
Ich wachte am Morgen auf und wusste, dass ich wieder sehr
merkwürdig geträumt hatte. Seit Beth da war, hatte ich nicht mehr schlecht
geträumt. Aber letzte Nacht musste mir im Traum etwas Unangenehmes widerfahren
sein. Ich konnte mich leider gar nicht mehr erinnern. Ich konnte nur sagen,
dass es einen fahlen Nachgeschmack hinterließ. Es herrschte eine düstere,
bedrohliche Stimmung in meinem Traum. Ob es sich wieder um meine Beerdigung
handelte, konnte ich nicht sagen. Es war ja nur ein Traum! Ich duschte, machte
mich fertig und freute mich fast schon wieder darauf, arbeiten zu können. Ein
wenig Ablenkung von mir selbst hatte ich mir nun wirklich verdient! Markus
Berger wartete wie vereinbart vor dem Hotel. Die Fahrt war nicht lang, da ich
netterweise in einem Hotel einquartiert wurde, das in der Nähe der Agentur lag.
Ich machte mir eine Notiz im Hinterkopf, dass ich beim Rückweg vom Büro meinen
kleinen Einkauf zu erledigen hatte. Wir parkten. Ich schaute mich um. Das
Gebäude selber machte noch nicht so viel her. Nichts was schrie:
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