Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
Vom Netzwerk:
weiter eingehen.
    „Was meinst du mit deinen Bildern? Hast du denn wieder
angefangen zu malen?“ wollte Mum wissen. Ihr letzter Stand war ja, dass ich
nichts mehr mit der Malerei zu tun haben wollte. Was ja auch noch bis vor einer
Woche der Stand der Dinge gewesen.
    „Ja, Mum, ich habe vor kurzer Zeit wieder angefangen, weil
diese Kollegin die gerade angerufen hatte, mich gezwungen hat, für unsere
Osterauktion ein Bild beizusteuern, nach dem sie erfuhr, dass ich male.“
    „Und wie kommt es jetzt, dass deine
Bilder in eine Galerie sollen?“
    „Die gleiche Kollegin ist verrückt nach Kunst, kennt die
halbe Berliner Kunstszene, einer ihrer guten Freunde ist Galerist und dem hat
sie mein Bild gezeigt, der möchte mich jetzt kennenlernen. Das ist verrückt!
Einfach unglaublich!“
    Ich war überwältigt und auch Mum bekam kein Wort mehr raus
und schüttelte freudestrahlend und ungläubig den Kopf. Das ging alles so
schnell! Noch vor zwei Wochen konnte ich mir nicht vorstellen, Malen überhaupt
auszusprechen und jetzt hatte jemand Interesse an meinen Bildern. Ich hätte
mich am liebsten gleich in den Zug nach Berlin gesetzt und mit Beth eine
Malsession begonnen. Aber, das konnte ich nicht, ich hatte hier noch meinen Job
zu erledigen. Ich sollte mich auch nicht zu sehr freuen, der Herr konnte immer
noch seine Meinung ändern. Wenn ich weitere Bilder ablieferte, sie ihm nicht
gefallen würden oder er sie sich ganz anders vorgestellt hatte, um nur zwei
Gründe zu nennen. Ich sollte nicht zu große Hoffnung hegen. Mit zu großer
Hoffnung konnte man schnell enttäuscht werden. Das wusste ich ja wohl besser
als jeder andere, vor allem durch meine Vergangenheit. Ich hatte schon einmal
alles auf eine Karte gesetzt und wurde enttäuscht. Aber ich konnte mich
wenigstens kurz freuen.
    „Schatz, das muss gefeiert werden!“ Mum hatte ihre Worte
wiedergefunden.
    „Mum, lass uns doch bitte dann erst feiern, wenn sie dann
wirklich dort hängen. Das ist sicherer.“
    Ich wollte sie bremsen, hatte aber wenig Chancen, mich
durchzusetzen.
    „Nein, Lissi, wir sollten jetzt schon feiern, schon allein,
weil du wieder angefangen hast zu malen. Schon das ist ein Grund zum Feiern.
Bernd, komm mal schnell, unsere Lissi hat wieder angefangen zu malen. Kannst du
bitte den Champagner aus dem Kühlschrank mitbringen!“
    „Was schreist du da, was ist mit Champagner?“ Mein Dad
steckte irritiert den Kopf um die Ecke.
    „Lissi hat wieder angefangen zu malen und gleichzeitig sieht
es so aus, als ob ein Galerist ihre Bilder ausstellen möchte.“
    Dad kam ins Wohnzimmer. „Was heißt das? Arbeitest du jetzt
nicht mehr als Wirtschaftsprüferin?“ Der scharfe Ton in seiner Stimme war nicht
zu überhören. Konnte er sich nicht einfach, so ganz einfach, für mich freuen?
War das so schwer? Ich hatte alles gemacht, wie er es sich eigentlich nicht
einmal hätte erträumen können! Jetzt passierte etwas was mich wieder auf den
richtigen Weg bringt und er ist dagegen. Wie konnte er nur? Seine Aufgabe als
Vater war es, mich zu unterstützen und nicht, mir sein Leben aufzubürden. Es
gab nicht nur einen Weg, nicht nur seinen Weg, den man im Leben gehen konnte.
Ich war stinksauer.
    „Was wäre so schlimm daran? Ich habe bis jetzt alles so getan,
wie du es dir nie hättest erträumen lassen. Ich habe ein Leben gelebt, das dir
gefallen müsste und was habe ich von dir dafür bekommen? Nicht ein
unterstützendes Wort. Ich habe nie von dir gehört, dass du stolz auf mich bist.
Nicht ein Mal. Ihr habt auch nie gefragt, wie es mir geht oder am Anfang
versucht, meine überstürzte Entscheidung zu verstehen oder mir geholfen, den
Schmerz zu verkraften. Nichts! Alice, lasse ich da außen vor, sie hatte es
versucht, aber sie war nicht du oder Mum. Dad, du hast dich jetzt einfach für
mich zu freuen, was mir passiert, weiß ich nicht und will ich auch noch nicht
planen. Also, freu dich einfach. Das ist deine Aufgabe als Vater!“
    Ich hatte keine Ahnung, wie laut ich geworden war, aber Dad
schaute mich sehr erstaunt an. Auch auf den Gesichtern der Anderen war nicht
weniger Erstaunen zu erkennen. Ich entschuldigte mich ohne eine Antwort
abzuwarten und ging nach oben, um meine Sachen zu packen. Beth kam herein, kam
zu mir rüber, nahm mich an die Schultern und schaute mich an. Sie schaute mir
ganz tief in die Augen. Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber ich war
mir sicher sie würde nicht mit mir nach München fahren. Wir umarmten uns. Es
fühlte sich

Weitere Kostenlose Bücher