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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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„Ich bin eine
unglaublich innovativen, super Agentur!“ Es war ein ganz typisches Haus mit
noch ein wenig Stuck und das war es dann auch. Alles sehr gediegen und genauso
wie in den umliegenden Straßen. Ich musste aber zugeben, dass der Name und der
Schriftzug mir zusagten. Wer nannte denn bitte seine Firma „immer jung, niemals
grau“ in Kinderschrift geschrieben. Das war doch eine lustige Idee! Als wir
reinkamen, herrschte eine sehr freundliche und entspannte Arbeitsatmosphäre.
Alles war hell und jedes Büro war anders gestaltet. Hier fühlte man Kreativität
aus jeder Ecke strömen: Was fehlte war die überheblich, sich von allen
abgrenzende Art, die sonst bei Werbern üblich schien. Hier war es richtig
angenehm. Ich war positiv überrascht. Herr Fritz würde gleich zu uns kommen,
der Rest unseres Teams würde schon im pinken Konferenzraum auf uns warten. Wir
folgten dem Fingerzeig der jungen Dame die uns in Empfang genommen hatte, bis
wir Tatsache zu einem komplett pink-rosa Raum gelankten. Pink und Rosa war
jetzt nicht meine Farben, aber hier in diesem Raum passte alles zusammen. Es
war auch nicht so, dass einem gleich die Augen ausfielen oder man gerne
schreiend wieder aus dem Raum gerannt wäre, nein, es war wirklich einfach
passend. Irgendwie fördernd für die gute Laune.
    „Wussten sie, das jeder einzelne Raum vom Gründer selber
entworfen wurden? Das stand auch in dem Artikel“, flüsterte mir Markus Berger
zu.
    Ich musste zugeben, diesmal fand ich die Information sogar
interessant. Ich entwickelte fast Verständnis für seine Schwärmerei. Dieser
Raum repräsentierte schon ein gewisse unkonventionelle Einstellung, die
trotzdem auf ihre Art und Weise angepasst schien. Man hatte das Gefühl, egal,
was man bewerben wolle, hier würde ein neuer Weg dafür gefunden werden. Wir
bauten unsere Basis im pinken Zimmer auf, besprachen die ersten Aufgaben und
warteten, bis Herr Fritz sich endlich zu uns gesellte. Wir sprachen alles mit
ihm durch und schwärmten aus in Richtung Finanzabteilung. Die Arbeit konnte
beginnen. Ich hatte die Unterlagen bis aufs kleinste Detail erklärt und übergab
sie ihm. Ich hatte mein Vorhaben, den Inhalt soweit überflüssig zu machen, gut
ausgeführt. Ich hoffte, dass er keine Antworten mehr brauchte. Beruhigend kam
hinzu, dass es nicht die erste Jahresprüfung für ihn war und alles ganz routiniert
ablief. Die Unterlagen schienen, wie erwartet, überflüssig. Das ließ mich
entspannen. Es war auch erstaunlich. Bald hatten unser kleines Trüppchen, die
Stimmung übernommen, die bei „immer jung niemals grau“ herrschte. Alle entspannten
sich. Wir machten Witze untereinander und ließen die formlichen Anreden bald
links liegen. Auch Herr Fritz, der Leiter der Finanzabteilung, stellte sich
bald als Klaus Fritz vor, nicht ohne vorher einzuräumen, dass er trotz des
Namens immer ein glückliches Kind war. Es war ein lockerer Umgang miteinander.
Wir kamen zügig voran und konnten darauf hoffen, unser Tagesziel zu erreichen.
Ich war gerade mit einer Mitarbeiterin der Agentur im Gespräch, als eine
aufgeregte Männerstimmer zu vernehmen war. Alle hörten auf zu arbeiten, es war,
als ob der? König sprechen würde und alle anderen sofort andächtig lauschten.
Er wiederholte immer wieder dasselbe, aber aus unserer Ecke konnten wir nicht
ganz genau hören, was er sagte. Langsam dämmerte es mir. Meine Ohren wurden
rot. Mist, es hatte nicht geklappt, jemand hatte meine Unterlagen wohl
geöffnet. Hier waren wohl doch nicht alle so entspannt wie es den Anschein
hatte.
    „Wer hat das hier gemalt? Hallo, kann mir jemand sagen, wer
das hier gemalt hat? Irgendjemand? Wer war das?“
    Ich konnte nicht sehen, ob er meine Skizzen hochhielt oder
nicht, aber ich stellte es mir so vor: Ein Mann mit knallrotem Kopf, der
wutentbrannt die Skizzen in die Luft hielt. Ich ging langsam Richtung Geschrei
und atmete tief durch. Ich wohnte in einem Hotelzimmer und hatte keine weiteren
Papiere, ich konnte es ihm ja nochmal zuschicken oder ausdrucken, da musste man
ja nicht gleich eine Massenveranstaltung daraus machen. Diese Person sollte
sich mal ein Beispiel an seinen Mitarbeitern machen, die hätten so etwas
gelassener hingenommen. Ich kam um die Ecke und musste fast lachen. Tatsache,
ein recht gut gebauter, trendig gekleideter Mann in meinem Alter, stand mit dem
Rücken zu mir und wedelte meine verschönerten Unterlagen durch die Luft. Ich
musste mich wirklich zusammenreißen um nicht loszuprusten. Ich

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