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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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räusperte mich,
um auf mich aufmerksam zu machen. Ich versuchte, entspannt und cool zu klingen.
    „Ahh, vielen Dank, da sind also meine Skizzen, ich hatte sie
schon gesucht. Da haben die sich einfach auf die Rückseite ihrer Unterlagen
geschlichen. Da muss ich mit denen aber mal ein Wörtchen reden. So geht das ja
nicht. Die Unterlagen...“ mir blieben die Worte im Halse stecken, als der junge
Mann sich umdrehte. Er hatte sich nicht geärgert oder aufgeregt, dass die
Skizzen auf seinen Unterlagen waren, das konnte ich jetzt deutlich erkennen.
Ich musste erst mal in die Hocke gehen, um nicht komplett den Grund unter den
Füßen zu verlieren. Mein Herz raste, ich hyperventilierte fast so stark, wie
damals meine Freundinnen bei einem Konzert von New Kids On The Block. Ich hätte
es vorher schon ahnen können: „immer jung niemals grau“! Er hatte sein
Versprechen gehalten, Herr Lieger, hätte ich aufgepasst, hätte ich genau
gewusst wie er hieß, Lukas Linger. Mein Lukas Linger. Ich war aber auch ein
Trottel! Es war der Lukas, den ich nie wieder sehen wollte. Der Lukas, der mich
als einziger Mensch jemals so verletzen durfte. Ausgerechnet dieser Lukas! Bei
den Millionen die es auf der Welt gibt, musste es der Lukas sein. Ich konnte es
nicht glauben. Ich war wie gelähmt. Aber wie es schien, war ich nicht die
Einzige, der es so ging. Ich ließ Lukas nicht aus den Augen. Sein gerade noch
rot aufgeregtes Gesicht wurde so kreidebleich wie meins. Er öffnete und schloss
den Mund wie ein Fisch, aber es kamen keine Wörter heraus. All das ereignete
sich vor dem versammelten Büro. Ich gehe davon aus, dass alle uns anstarrten,
nachdem der Herr vor mir ja nicht ohne lautes Geschrei auf sich aufmerksam
gemacht hatte. Aber, um ehrlich zu sein, von den Blicken bekam ich in meiner
Position nichts mit. Ich versuchte mich aus der Hocke wieder nach oben zu
bewegen, schaffte es aber aus nicht aus eigener Kraft. Gerne wäre ich einfach
im Erdboden verschwunden. Ich war mehr als dankbar, als mich eine Hand unter
den Arm griff und mir hoch half. Ich wollte nur schnell zurück in die Ecke, aus
der ich gekrochen war. Aber das war mein Plan, und den hatte ich ohne Lukas
gemacht. Er schaltete schnell, ersetzte die Hand, die mir half und leitete mich
in sein Büro. Das Büro des Chefs war ein Stück weiter hinten, auf den Weg dahin
sprachen wir nicht, eigentlich bekam ich von dem Weg auch nicht viel mit. Wir
gingen in sein Büro, das mit Glaswänden von dem Rest getrennt war und ich
setzte mich auf den Stuhl vor seinem Tisch. Gut, das war nicht die ganze
Wahrheit, ich ließ mich auf den Stuhl sacken. Lukas und ich starrten uns eine
ganze Weile an, ohne auch nur einen Ton zu sagen oder vielleicht auch, sagen zu
können. Ich konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen war seit dem
Zirkus da draußen. Aber es schien Stunden her zu sein. Langsam spürte ich die
Spucke wieder in meinen Mund fließen. Ich war die Erste, die etwas sagte. Ich
hatte mir immer vorgenommen, falls ich ihn mal sehen sollte, würde ich ihn
keines Blickes würdigen und kein Wort an ihn verlieren. Ich hatte mir aber auch
immer eine andere Situation vorgestellt und in meiner Vorstellung war ich auch
auf das Treffen vorbereitet. Hierauf war ich sicher nicht vorbereitet gewesen.
Hätte ich diese Firma einfach mal gegooglet, dann hätte ich vorbereitet sein
können. Aber ich war zu sehr mit mir, uns, Beth und meinen Aufgaben
beschäftigt. Ich war selber schuld. Jetzt versuchte ich mir nicht die Blöße zu
geben. Ich wollte versuchen, wieder locker rüberzukommen.
    „Die Welt ist echt klein. Mir wurde gesagt, der Chef heißt
Lieger, heißt er wohl nicht.“ Ich versuchte, zu lächeln, aber so wirklich war
mir nicht danach zumute.
    „Ich dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt, als ich durch die
Unterlagen ging und etwas auf der Rückseite durchschimmerte. Die Unterlagen
selber waren ja das übliche Blahblah, also wollte ich die Lektüre schnell
hinter mich bringen. Ich drehte die Seite also um und wusste: Nur eine Person
auf der ganzen großen Welt konnte so etwas zeichnen. Ich habe dich sofort und
ohne Zweifel wiedererkannt. Also, durch die Zeichnung, das konntest nur du
sein. Aber ich konnte mir nicht erklären, wie es dahin kam. Um ehrlich zu sein,
kann ich es immer noch nicht. Beth, was machst du hier?“
    Lukas hatte sich verändert, ohne sich verändert zu haben. Ich
konnte schon hier und da ein paar graue Stellen erkennen, aber die Haare trug
er immer noch

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