Eine von Zweien (German Edition)
länger und schob sie sich immer wieder aus dem Gesicht. Seine
Augen hatte immer noch die gleiche Intensität wie früher, nur hatten sich
kleine Falten um seine Augen festgesetzt. Er musste immer noch so ein
fröhlicher Mensch wie früher sein, denn es handelte sich um Lachfalten. Er war
modisch, sportlich-chic gekleidet. Und dieser Geruch. Sein Geruch erfüllte den
ganzen Raum und weckte Erinnerungen. Viele vergessen geglaubte Erinnerungen
schossen mir in den Kopf und in den Körper. Schnell Reden, dann würde ich keine
Zeit mehr haben mich auf ihn zu konzentrieren. Angriff!
„Darf ich mich vorstellen, ich bin Lissi Gold, Wirtschaftsprüferin
bei Dunken&Coppers und ich lebe in Berlin. Meine Heimat hatte ich
verlassen, nachdem mein engster Vertrauter, mit dem ich mein Leben geplant
hatte, mich sitzengelassen und unsere gemeinsamen Pläne alleine durchgezogen
hat. Ich glaube nicht, dass ich diesem Menschen je verzeihen kann, auch nicht
nach 15 Jahren. Ich denke nicht, dass es eine ausreichende Erklärung für sein
Verhalten geben wird. Wenn keine weiteren Fragen bestehen, würde ich mich
wieder an die Arbeit machen, dafür werde ich hier schließlich bezahlt.“
Ich konnte nicht genau sagen, woher diese Worte plötzlich
kamen, aber sie bahnten sich ihren Weg nach draußen, ohne dass sich auch nur
irgendwer ihnen in den Weg hätte stellen können. Meine Beine waren noch recht
schwach, aber ich versuchte trotzdem aufzustehen. Es klappte nicht ganz und ich
war nach meinem Ausbruch gezwungen, noch einen Moment sitzen zu bleiben. Hätte
ich die Wahl gehabt, ich wäre dann gerne wenigstens jetzt im Erdboden
versunken. Ich schaute Lukas nicht an. Ich wollte mir nicht eine weitere Blöße
geben. Ich wartete nur darauf, meine Beine wieder unter Kontrolle zu haben,
damit ich aus diesem Büro rennen konnte.
Lukas Stimme klang energisch.
„Es war nicht meine Schuld, aber du hast mich auch nicht
erklären lassen. Ich dachte, wenn ich dir ein bisschen Zeit geben würde und dir
dann alles erkläre, würdest du alles verstehen und wir könnten neu planen. Aber
ich konnte dich nicht mehr erreichen, deine Eltern und Alice haben mir keine
Auskunft mehr über dich gegeben und auch die Mädels wusste nichts mehr. Es war,
als ob du verschwunden warst. Vom Erdboden verschluckt. Ich habe mich all die
Jahre gefragt, was aus dir geworden ist. Was passiert ist, wie das alles
passieren konnte. Ich wollte dir nie wehtun. Du musst mir glauben.“
Es war, als ob wir in diesem Moment zurück in die
Vergangenheit gezogen wurden. Er saß da, wie ein begossener Pudel und machte
mir klar, dass er mein Leben zerstören wird. Ich hatte genug gehört. Ich wollte
nur flüchten, aber diese Scheißbeine hinderten mich daran. Sie tun nie das, was
man von ihnen will!
„Jaja, ich weiß, Lukas! Ich habe das alles schon gehört.
Einmal hat gelangt, glaube mir, ich muss das kein zweites Mal durchleben.“
Ich traute mich,
hochzuschauen, um ihm einen meiner fiesesten Blicke zuwerfen zu können. Es
klappte nur bedingt, ich fühlte, dass meine ganze jahrzehntelange Wut in diesem
Blick lag, aber er schaute nicht weg. Er litt nur, aber das war wenigstens
etwas.
„Nein, Beth. Hast du nicht“, sagte er, den Blick weiterhin
fest auf mich gerichtet.
„Lissi!“ sagte ich nur kalt, während ich den Blick weiter
hielt.
„Lissi“, sagte er verunsichert. „Ich konnte dir ja nie alles
sagen! Nachdem du hörtest, dass ich unsere Pläne nicht mitmachen würde und
alleine nach Australien müsste, danach hast du mich rausgeschmissen und ich
konnte nichts mehr erklären. Das soll kein Vorwurf sein“, sagte er schnell
hinterher.
„Ich versuche dir nur zu sagen, dass es nicht meine Schuld
war. Also nein, es war meine Schuld, aber ich habe mich nie gegen dich entschieden,
sondern habe mich meinen Eltern gebeugt. Sie hatten alles hinter meinem Rücken
ausgemacht. Sie wussten von unseren Plänen, aber mein Vater hielt es für keine
gute Idee. Er zwang mich zunächst nach Australien zugehen. Das Praktikum dort
bei unseren Verwandten zu machen und erst danach hätte ich mir eine Reise
verdient. Das war seine Meinung. Ich kam zu dir und wollte dir vorschlagen,
nach Australien nachzukommen und von dort aus neu zu planen. Aber ich konnte es
dir nie sagen. Du hast mich nicht ausreden lassen. Ich wollte auch deine
Entscheidung, nicht mehr mit mir zu sprechen, nicht akzeptieren, aber dein
Vater ließ mich nicht mehr mit dir in Kontakt treten. Ich habe Vieles
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