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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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nachmittags, der Colonel am Steuer von Takumis SUV. Wir hatten Lara und Takumi gefragt, ob sie mitkommen wollten, doch beide hatten die Geisterjagd satt, und außerdem standen die Abschlussprüfungen bevor.
    Es war ein klarer Tag, und die Sonne brannte auf den Asphalt herunter, dass die Straße vor uns in der Hitze flimmerte. Wir fuhren ein kurzes Stück auf Highway 119, dann nahmen wir die I-65 nach Norden, in Richtung Vine Station, in Richtung des Unfallorts.
    Der Colonel fuhr schnell, und wir schwiegen, die Augen starr geradeaus gerichtet. Ich versuchte, mir vorzustellen, was sie gedacht haben könnte, versuchte, durch Zeit und Raum zurückzublicken, einen Augenblick nur in ihren Kopf hineinzukommen. Ein Krankenwagen mit Blaulicht und heulender Sirene raste an uns vorbei, in die Gegenrichtung, in Richtung der Schule, und einen Moment packten mich eine nervöse Erregung und der Gedanke: Es könnte jemand sein, den ich kenne. Fast wünschte ich, es wäre so, um der Trauer, die mich nach wie vor erfüllte, eine neue Form und Tiefe zu geben.
    Ich brach das Schweigen. »Manchmal war es ein gutes Gefühl«, sagte ich. »Manchmal war es ein gutes Gefühl, dass sie tot war.«
    »Du meinst, du hast es genossen?«
    »Nein. Ich weiß nicht. Es hat sich … so rein angefühlt.«
    »Ja«, sagte er, ganz ohne seine gewohnte Schlagfertigkeit. »Ja. Ich weiß. So ging’s mir auch. Das ist ganz natürlich. Ich meine, es muss natürlich sein.«
    Es war seltsam festzustellen, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Welt war, der so absurde und furchtbare Dinge dachte und fühlte.
    Etwa zehn Kilometer nördlich der Schule wechselte der Colonel auf die linke Spur und begann zu beschleunigen. Ich knirschte mit den Zähnen, und dann plötzlich, vor uns, glitzernde Glassplitter im Sonnenlicht, als würde die Straße Juwelen tragen. Das musste die Stelle sein. Er trat noch fester aufs Gaspedal.
    Ich dachte: Das wäre kein schlechtes Ende.
    Ich dachte: Schnell und direkt. Vielleicht hat sie sich in letzter Sekunde entschlossen.
     
    Und PUFF sind wir durch den Moment ihres Todes durch. Wir passieren die Stelle, die sie nicht passieren konnte, erreichen das Stück Straße, das sie nie gesehen hat, und wir sind nicht tot. Wir sind nicht tot! Wir atmen, und wir weinen, und wir werden langsamer und fädeln uns wieder auf der rechten Spur ein.
     
    An der nächsten Ausfahrt fuhren wir raus, schweigend, und als wir Plätze tauschten, standen wir uns vor der Motorhaube gegenüber. Wir standen uns gegenüber, und ich nahm ihn in den Arm, meine Hände zu Fäusten geballt, und er schlang seine kurzen Arme um mich und drückte mich, und ich spürte die Schluchzer in seiner Brust, während uns wieder und wieder klar wurde, dass wir lebten. Die Erkenntnis kam in Wellen, und wir hielten uns in den Armen und weinten, und ich dachte: Oh Gott, wie uncool wir aussehen müssen . Aber das spielt wirklich keine Rolle, wenn dir gerade klar geworden ist, gerade erst, nach all der Zeit, dass du noch lebst.
Einhundertneunzehn Tage danach
    Der Colonel und ich begannen zu büffeln, als wir die Jagd aufgaben, denn wir wussten beide, dass wir in den Abschlussprüfungen glänzen mussten, wenn wir unseren angepeilten Durchschnitt jetzt noch erreichen wollten (ich hätte gerne eine 2,0 gehabt, und der Colonel wäre nicht mal mit einer 1,1 zufrieden). Unser Zimmer wurde die Lernzentrale von uns Vieren. Takumi und Lara waren praktisch die ganze Nacht da. Wir diskutierten über Schall und Wahn , Meiose und die Schlacht von Bulge. Der Colonel ging das ganze Mathe-Halbjahr mit uns durch, obwohl er eigentlich zu gut in Mathe war, um es gut erklären zu können – »Klar ist das logisch. Vertrau mir einfach. Verdammt, so schwer ist es nicht« –, und ich vermisste Alaska.
    Und wenn ich es nicht schaffte, den Stoff nachzuholen, schrieb ich mir Spickzettel. Takumi und ich teilten uns Cliffs Kommentare zu Chinua Achebes Okonkwo und Hemingways In einem anderen Land. (»Die verdammten Romane sind viel zu lang!«, fluchte er.)
    Wir sprachen nicht viel. Doch das mussten wir auch nicht.
Einhundertzweiundzwanzig Tage danach
    Eine kühle Brise machte den Ansturm des Sommers erträglich, und an dem Morgen, als der Alte uns die Prüfungsfrage für den letzten Aufsatz austeilte, schlug er vor, dass wir draußen Unterricht machten. Ich fragte mich, wieso plötzlich die ganze Klasse raus durfte, während ich damals aus dem Unterricht geflogen war, nur weil ich einen Blick nach draußen

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