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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gefahren?«
    »Erfahrung«,
sagte ich. »Ein Empfinden wird zunehmend stärker in mir. Mit wem ich auch rede,
ich habe das Gefühl, etwas wird vor mir zurückgehalten. Nach einer Weile wächst
sich so etwas zu einer Art Paranoia aus. Sie werden es nicht glauben. Aber im
Augenblick habe ich sogar das Gefühl, als ob Sie mir etwas verschweigen, Rita.
Können Sie sich so was vorstellen?«
    »Was
denn?«
    »Vielleicht
etwas, was Lloyd Carlyle anbetrifft? Sie haben mir nie erzählt, daß er im
Begriff war, an Krebs zu sterben.«
    Ihr
Gesicht zuckte ein wenig. »Das glaubte er, aber er wußte es nicht mit
Sicherheit. Er wartete auf das Resultat aus einer Gewebeuntersuchung seines
Arztes.«
    »Wann
hat er es erfahren?«
    »Ich
weiß es nicht. Am Morgen, bevor er starb, hörte ich, daß er noch nichts
erfahren hatte.«
    »Wissen
Sie, wo er an dem Tag, bevor er starb, war?«
    »Er
rief mich am Morgen vom Studio aus an und sagte, er würde bis zum späten
Nachmittag dort bleiben, dann müsse er heimfahren. Er sagte, es gäbe Ärger mit
Vivienne.« Sie lächelte kaum merklich. »Es gab immer Ärger mit Vivienne.«
    »Wegen
Ihnen?«
    »Manchmal.
Meistens wegen ihr und Lucas.«
    »Erzählen
Sie mir von Lucas.«
    »Ich
weiß nicht sehr viel von ihm, außer daß er Viviennes Liebhaber war, und zwar
seit langem. Aus irgendeinem Grund haßte Lloyd ihn, aber Vivienne pflegte ihm
ins Gesicht zu sagen, wenn er, Lloyd, eine Geliebte habe, könne sie einen
Geliebten haben. Es war ein unwiderlegbares Argument, nehme ich an.«
    »Verdient
er sich irgendwie sein Geld, oder hält ihm Vivienne eine Wohnung und versorgt
ihn mit Geld?«
    »Das
weiß ich auch nicht. Entschuldigen Sie einen Augenblick.« Sie stand auf und
ging zur Bar. »Ich glaube, ich brauche allmählich doch einen Drink.«
    Ich
sah zu, während sie sich mit betont präzisen Bewegungen ein Glas einschenkte
und es mit zurück zum Sessel nahm. Sie trank einen Schluck und blickte mich
dann starr an, als wolle sie zu einem Entschluß kommen.
    »Sie
haben recht«, sagte sie schließlich. »Ich habe in gewisser Weise etwas vor
Ihnen geheimgehalten , Rick. Vielleicht sollte ich
Ihnen die Wahrheit über mich und Lloyd erzählen.«
    »Erzählen
Sie mir über alles die Wahrheit, und sie werden innerhalb meiner neuesten
Erfahrungen eine geradezu einmalige Stellung einnehmen«, sagte ich.
    »Lloyd
heiratete Vivienne drei Monate nach Gails Tod. Wenige Monate später wurde ich
seine Geliebte. Aber zumindest seit dem letzten halben Jahr war — nun — unsere
Beziehung nicht mehr körperlicher Art. Lloyd war ein zutiefst ermüdeter und
kranker Mann. Sein Leben außerhalb dieses Appartements hier war eine Hölle auf
Rädern, und ich glaube, das ist es immer gewesen. Der einzige Ort, an dem er
Frieden finden konnte, war hier, und mehr wollte er nicht — nur Frieden. Ich
bin überzeugt, die einzige Frau, die er in seinem ganzen Leben geliebt hat, war
Gail, und der Gedanke, sie habe sich wegen ihm umgebracht, war ihm
unerträglich. In gewisser Weise wollte er zur Bestrafung für das, was er ihr
angetan hatte, selber den Tod finden. Die Erinnerung an sie und sein
Schuldgefühl quälten ihn unablässig. Deshalb habe ich dieses Abkommen mit Ihnen
getroffen — ich möchte die Wahrheit über ihren Tod erfahren.«
    »Ich
glaube Ihnen«, sagte ich ehrlich.
    »Vielleicht
sollten Sie noch etwas wissen.« Sie lächelte, und diesmal war das Lächeln echt.
»Es ist etwas, das Joe Rather zweckmäßigerweise hätte herausfinden sollen,
bevor er Sie zu mir geschickt hat. Ich bin nicht gerade reich, aber mein Vater
hat mir ein Paket Investmentzertifikate hinterlassen, die mir pro Jahr nach
Abzug der Steuern etwa zwanzigtausend Dollar einbringen. Dieses Appartement
gehört mir, Lloyd hat niemals die Miete dafür bezahlt. Unsere Beziehung war
etwas, was Vivienne nie verstehen könnte — es war eine menschliche Beziehung,
und Geld hat in ihr niemals eine Rolle gespielt.«
    »Auch
das glaube ich Ihnen.« Ich trank noch einen Schluck Bourbon. »Die berühmte
Holmansche Kreuzverhörtechnik wäre also bei Ihnen reine Zeitverschwendung, Ich
werde dieses Glas austrinken und dann in die Nacht hinausstolpern.«
    »Bleiben
Sie doch zum Abendessen hier, Rick.« In ihren Augen lag plötzliche Wärme. »Ich
finde, Sie machen Ihre Sache großartig, und Sie sollten im Augenblick ein
bißchen ausspannen. Ich bin nicht gerade ein erstklassiger Küchenchef, aber mit
Steaks kann ich umgehen.«
    »Das
klingt

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