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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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seiner
lockeren Bauchmuskulatur schienen alle übrigen Muskeln recht stramm zu sein. In
seiner wuchtigen Pratze hielt er eine geöffnete Büchse Bier, und seine kleinen
kalten Augen sahen mich an, als ob ich gekommen sei, sie zu stehlen.
    »Hm?«
sagte er mit äußerst eleganter Stimme.
    »Ist
Justin Godfrey zu Hause?« fragte ich.
    »Wer
will ihn sprechen?«
    »Rick
Holman.«
    Er
nahm einen Schluck aus der Büchse und wischte sich dann alles Überschüssige,
das ihm übers Kinn lief, mit dem Handrücken ab. »Ja, der ist drinnen.«
    Ich
ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer, das offensichtlich leer war, und drehte mich
dann gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie der Bursche die Tür abschloß und
den Schlüssel in seine Gesäßtasche gleiten ließ.
    »Beabsichtigen
Sie eine Art Spiel?« erkundigte ich mich. »Versteckt sich Mr. Godfrey
vielleicht irgendwo in einem Kleiderschrank?«
    Er
hob erneut die Büchse zum Mund, und ich sah zu, wie sein Adamsapfel hüpfte, bis
sie leer war. Dann warf er sie gleichmütig auf den Boden und benutzte erneut
seinen Handrücken, um alles Einschlägige abzuwischen.
    »Ich
bin froh, daß Sie gekommen sind, Holman. Wissen Sie das?« Seine Augen
glitzerten anerkennend, als befände er sich in einem Metzgerladen und ich läge,
gerupft und bratfertig, da. »Wirklich sehr froh. Ich schätze, bei Marvin siegt
immer die Einsicht.«
    »Sie
reden doch wohl nicht von meinem alten Freund Marvin — Marvin...?«
    »Marvin
Lucas. Er hat mich gebeten, ich solle Ihnen seinen Namen sagen, damit Sie ihn
sich gut merken.« Sein Kopf bewegte sich langsam von einer Seite zur anderen.
»Marvin ist der Meinung, er habe ihnen gestern abend gesagt, Sie sollten die Finger von diesem Godfrey lassen; aber Sie gehörten zu
den blöden Dickköpfen, die nichts dazulernen. Also hat er zu mir gesagt:
>Lou<, hat er zu mir gesagt, >du treibst dich in Godfreys Wohnung rum.
Wenn dieser Holman auftaucht, dann fordere ihn auf, hereinzukommen, und dann
verpaßt du ihm eine gründliche Lektion, damit er sich merkt, daß, wenn Marvin
Lucas was sagt, es dem ernst ist.< Also«, er rieb sich die Handflächen an
dem schmierigen Trikothemd ab und sah mich erwartungsvoll an, »werde ich jetzt
genau das tun.«
    Es
gibt Zeiten, in denen ich eine Pistole bei mir trage und sie nie brauche — und
Zeiten, in denen ich keine Pistole bei mir trage und sie dringend brauchte. Wie
jetzt zum Beispiel. Mein Gegner war annähernd zwanzig Pfund schwerer als ich,
und ich nahm an, er würde ebensowenig fair kämpfen
wie ich. Also wich ich zurück, um die andere Seite der Couch herum, und
wartete.
    »Hier
gibt’s keinen Platz, wohin Sie rennen können, Sie Würstchen«, sagte er
vergnügt. »Aber wenn Sie sich in eine Ecke drängen lassen wollen, mir soll’s
recht sein. Vielleicht wäre es diesem Godfrey nicht recht, wenn Sie seinen
Teppich überall mit Blut betropfen?«
    Er
kam in einer Art Trott auf mich zu, wobei er die Hosen hochzog. Als er das eine
Ende der Couch umkreiste, ging ich um das andere Ende herum. Dies taten wir
zweimal schnell und dann zweimal langsam, und dann standen wir wieder da, wo
wir begonnen hatten. Er atmete ein wenig schwer und begann wütend
dreinzublicken.
    »Damit
Sie gleich Bescheid wissen, Sie Würstchen«, knurrte er, »ich werde Sie tüchtig
vertrimmen. Aber wenn Sie weiter wie eine Katze um diese verdammte Couch
herumschleichen, dann werde ich Sie nicht nur tüchtig vertrimmen. Man kann das
auf verschiedene Weise tun. Verstanden? Also bleiben Sie stehen. Ja?«
    Die
Couch gehörte zu der guten altmodischen Sorte, sie war recht solid, auf
Dauerhaftigkeit gearbeitet und hatte auch keine Laufrollen.
    »Wissen
Sie, wo es bei Ihnen hakt, Lou?« Ich lächelte ihn freundlich an. »Sie sind so
dumm, daß Ihnen nicht einmal die nächstliegende Methode einfällt, wie Sie mich
erwischen können.«
    Sein
Gesicht wurde fleckig. »Ausgerechnet Sie sagen mir das?«
    »Na
klar«, sagte ich verächtlich. »Sie haben ohnehin nicht die Kraft, es zu tun!
Sie brauchen doch nur die Couch an Ihrem Ende anzufassen und sie gegen die Wand
zu werfen. Nicht wahr?«
    Er
ließ sich Zeit, diese Theorie zu wägen; zuerst blickte er auf die Couch, dann
auf die etwa zwei Meter weit entfernte Wand, dann auf mich, der ich am anderen
Ende der Couch stand.
    »Ich
soll nicht die Kraft dazu haben, was?« Er grinste, was man mit solchen Zähnen
besser nicht tun sollte. »Paß mal auf, du Würstchen!«
    Ich
sah zu, wie er sich bückte, mit beiden Händen

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