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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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eigentlich jemand mal wieder was über den Gesetzesentwurf gehört?“
    „Nee. Seit der Sommerpause ist Funkstille.“
    „Typisch.“
    „Ob das noch mal was wird?“
    „Irgendwas bestimmt“, sagte Edvard. „Aber es wird sicher ein Beschiß, davon kannst du ausgehen. Vielleicht lassen sie zu, daß wir für unsere Partner sorgen dürfen, wenn sie arbeitslos werden oder berufsunfähig, aber du glaubst doch nicht im Ernst, daß sie uns auch nur eine Mark Steuervergünstigung gönnen werden.“
    „Wahrscheinlich haben die das von vornherein so angelegt“, sagte Lipstick.
    „Davon kannst du ausgehen“, sagte Ed. „Sie verabschieden ein schlechtes Gesetz, das fast ausnahmslos Nachteile bietet, weil sie so sicher sein können, daß sich kaum ein Paar eintragen lassen wird. Und dann haben sie das beste Argument dagegen: ‚Die Zahlen beweisen, daß die Schwulen an einer Partnerschaft gar nicht interessiert sind.‘ Und damit ist das Thema vom Tisch.“
    Das Telefon läutete, und Edvard griff nach dem Hörer, der neben ihm auf dem Boden lag.
    „Ich, ich, ich!“ rief Hannah und hüpfte solange um Ed herum, bis er ihr das Telefon gab.
    „Hallo, hallo“, rief sie hinein und zog das „o“ so lang wie Kaugummi unter den Schuhen an einem heißen Sommertag. „Hier ist die Hannah. Und wer bist du?“
    Sie lauschte einen Moment angestrengt. „Mondo! Mondo!“ rief sie dann und trampelte auf dem Fleck, als versuchte sie, durch den Hörer in seine Arme zu springen.
    Nanis Gesicht, die sich bisher am Gespräch kaum beteiligt hatte, leuchtete auf, die Traurigkeit, die es während der letzten Tage dürr gemacht hatte, wich.
    Als Ed das sah, sprang er auf und drückte auf den Lautsprecherknopf an der Feststation: „… mein Engelchen“, hörten wir gerade noch.
    „Ich bin heute Karussell gefahren, ganz schnell, Mondo. Ich bin geflogen da drin. Es war so schnell wie ein Bus, nur viel schneller. Weißt du?“
    „Oh, mein Engel. Das freut mich für dich. Und hast du auch ein Eis für mich gegessen?“
    „Nein, Mondo. Kein Eis. Wann kommst du wieder? Wann gehst du mit mir in den Zoo?“
    „Bald, mein Engelchen. Bis dahin laß dir von deiner Mama ein großes Stück Marzipantorte kaufen und iß sie für mich, die bekomme ich nämlich hier, wo ich jetzt bin, nicht.“
    „Marzipantorte“, flüsterte mir Kim ins Ohr, „die hat Adrian gebacken, als sie sich kennenlernten.“ Ich schaute sie an, sie machte ein betretenes Gesicht.
    „Engelchen, gib den Hörer mal Onkel Bernhard.“
    Edvard zuckte, konnte er es doch nicht leiden, wenn jemand ihn oder B als etwas minderes als leibhaftige Väter von Hannah bezeichnete. Aber anstatt ihr den Hörer aus der Hand zu nehmen und Raimondo zurechtzuweisen, schaltete er den Lautsprecher aus und setzte sich wieder an den Tisch, als hätte er den letzten Satz nicht gehört: „Wo waren wir stehen geblieben?“
    Ich hätte nicht gedacht, daß auch Ed ein Arschloch sein konnte.
    „Okay“, sagte Hannah in den Hörer. Das hatte sie von mir aufgeschnappt, und darauf war ich fast ein bißchen stolz. „Mondo!“ rief sie, dann knutschte sie die Muschel des Hörers; es war so ein lautes Schmatzen, daß es Raimondo das Trommelfell zerrissen haben mußte, aber er lachte nur laut – ich konnte förmlich sehen, wie sein Bauch bebte.
    Hannah ging daraufhin an die Tür zum Arbeitszimmer und klopfte an. „Berni, Berni! Mondo ist am Telefon.“
    B öffnete die Tür, einen Spalt nur, lugte heraus, nahm das Telefon und schloß sie wieder. Ed tat, als hätte er nichts davon mitbekommen.
    „Apropos, habt ihr von dieser neuen Aids-Theorie gehört?“ fragte Gerald, der wohl die eigenartige Spannung überbrücken wollte, die plötzlich im Raum stand. „In den siebziger Jahren hat ein Forscher angeblich Nieren von Affen benutzt, um den Impfstoff gegen Kinderlähmung zu gewinnen. Und der ist dann an Afrikanern getestet worden. Und weil die Affen Aids hatten, haben es dann die Schwarzen gekriegt.“
    „Bitte?“ Ich hatte die ganze Zeit kaum zugehört, aber das ließ mich aufhorchen.
    „Ja, ein amerikanischer Journalist hat ein Buch darüber geschrieben und einzelne Forscher ziemlich belastet“, fuhr er fort. „Die leugnen das natürlich. Aber stell dir mal vor, was das heißt.“ Gerald erklärte das im Detail; er hatte sich wohl sehr damit beschäftigt. Es hätte mich interessiert, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Was würde Raimondo zu Bernhard sagen?
    Das Gespräch dauerte ziemlich lange.

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