Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)
sie, als hätte ich mit dem Papst gefrühstückt. „Wie geht es ihm?“
„Er sagt, daß es ihm ganz gut geht, aber es hat mich nicht wirklich überzeugt. Warum rufst du ihn nicht an?“
„Oh, nach Italien telefonieren? Nein, diese langen Nummern machen mir angst. Das kann ich nicht.“
„Nani, die Nummer ist noch gespeichert. Du mußt nur auf diese Taste drücken.“ Ich zeigte es ihr, aber sie schüttelte den Kopf und drehte sich weg.
„Das wäre sicher keine gute Idee“, sagte sie und ging ins Wohnzimmer. Mir lag es auf der Zunge, zu fragen warum nicht, aber ich ließ es bleiben, denn ich hatte nicht den Eindruck, daß sie darüber sprechen wollte.
Aber ich folgte ihr, denn schließlich gab es noch ein Problem im Haus. „Sag mal, was hältst du eigentlich davon, wenn wir heute abend ein paar Freunde einladen? Vorhin haben Armin und Gerald angerufen, Freunde von Edvard aus Hamburg, die für das Oktoberfest nach München gekommen sind und Ed und B sehen wollten. Wir könnten sie einladen und Lipstick, Mäxx und noch ein paar andere.“
Nani, die gerade die Tür zur Terrasse entriegelte, schaute mich fragend an.
„Das würde Edvard einen Grund geben, nach Hause zu kommen. Er würde niemals zulassen, daß hier eine Party ohne ihn stattfindet. Du kennst ihn doch.“
Nani trat hinaus, stellte sich unter den bedeckten Himmel und atmete tief durch.
„Und wenn er erst mal hier ist, wird Berni auch mit ihm reden. Glaubst du nicht? Außerdem …“ Ich schaute mich nach verdächtigen Zeichen um und flüsterte dann: „Einen Dämon kann man nicht besser verscheuchen als mit Lebensfreude, viel Lachen und gutem Essen – ohne Fleisch und Eier, versteht sich.“
„Vielleicht hast du recht“, sagte sie. „Mach das, mein Junge. Das ist vielleicht sogar eine sehr gute Idee.“ Ein entspanntes Lächeln legte sich in ihr Gesicht. Ich ging hinein und hängte mich an die Strippe.
Ed kam um sechs und wirbelte binnen einer Stunde ein Potpourri von Snacks zusammen, so schnell konnten Nani und ich gar nicht schauen. Still – und ein bißchen erleichtert – folgten wir seinen Befehlen. Nani wurde an den Küchentisch gesetzt, um Karotten, Stangensellerie und Gurken in fingerlange Stücke zu schneiden – das konnte sie nämlich auch im Sitzen –, ich mußte Wein aus dem Keller hochtragen und einen Kasten Bier vom Getränkemarkt an der Ecke holen.
Berni blieb während der ganzen Zeit in seinem Zimmer hocken und ließ sich nicht blicken, schon so lange, daß ich mich fragte, wie seine Blase das aushielt. Ob Raimondo schon mit ihm telefoniert hatte?
Gegen acht waren dann alle da: Mäxx, Barbarella, Lipstick, Jay Pee mit seinem Jörn, die beiden Hamburger, die ganz in schwarzes Leder gekleidet in die Wohnung schneiten und mit ihren Uniformen Nani erschreckten, und natürlich Kim und Hannah. Nani war überzeugt, daß die Kleine zwischen Ed und B vermitteln würde.
Nach der üblichen Küßchenrunde setzten wir uns um den großen Tisch herum, knabberte am Gemüse, den griechischen und italienischen Vorspeisen, tranken und unterhielten uns über nichts.
„Wir werden unseren USA-Trip wohl verschieben müssen. Der Dollar ist mit zweidreißig einfach zu teuer“, sagte Armin, der als Krankenpfleger nicht gerade Unsummen verdiente.
„Und er soll noch weiter steigen“, sagte Barbarella.
„Glück für Gerhard“, sagte Lipstick.
„Wieso?“
„Der hat doch wegen Jeff jede Menge Kohle in die USA geschaufelt.“
„Dem General?“
„Schsch. Er will nicht, daß darüber geredet wird.“ Lipstick flüsterte verschwörerisch. „Das kann seine Flamme den Kopf kosten. Code Red, verstehst du?“ Und dann wieder mit normaler Stimme: „Ich glaub, der hat noch ’ne Mark neunzig bezahlt. Jetzt hat er flugs mal eben zwanzig Prozent zugelegt.“
„Hilft ihm nichts. Wenn er rübergehen will, dann bleibt der Dollar ’n Dollar. Er hat nur was davon, wenn er die Kohle wieder tauscht“, sagte Barbarella. „Oder seh ich das falsch?“
„He. Habt ihr gelesen, daß die deutschen LKW-Fahrer wegen der hohen Ökosteuer jetzt auch streiken wollen, so wie die Franzosen?“
„Ja, aber die Deutschen kriegen ihren Arsch nicht hoch“, sagte Edvard. „Das siehst doch mit unserem Gesetz für die eingetragenen Partnerschaften. Stell dir vor, alle Homosexuellen würden bundesweit die Arbeit niederlegen, bis das Gesetz durch ist. Da wär was los.“
„Macht doch keiner mit“, sagte Gerald.
„Eben“, sagte Edvard.
„Hat
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