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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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mit Edvard reden.“ Dann ging ich. An der Tür drehte ich mich um: „Und wehe, du kommst noch mal mit so einem Harakiri-Scheiß daher.“ Dann ging ich hinaus.
    Edvard starrte auf die Tischplatte. Na, bravo. Ich strich ihm über den Kopf, zog ihn von hinten an den Schultern hoch und massierte seine Brust. „Hör mal, Edvard. Vergiß einen Moment lang deinen Vater und die ganzen Verwicklungen mit der Familie. Denk an dein Coming-out. Denk daran, wie glücklich du warst, als du endlich schwul sein durftest. Und dann vergiß nicht, daß du unseren Malvyn in ein Land zurückschicken willst, in dem Homosexualität als Verbrechen geahndet wird.“
    „Jetzt sag ich dir mal was: Hast du überhaupt einen Gedanken daran verschwendet, was uns mit Malvyn noch alles bevorsteht?“

Edvard *
     
    „Unser Präsident bezeichnet Homosexuelle als Hunde und Schweine“, erzählte Malvyn. „Er hat die Journalisten dazu aufgerufen, noch negativer über uns zu schreiben, und den Weltkirchenrat angegriffen, weil er Homosexuellen erlaubte, an einer Versammlung teilzunehmen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für ein Horror das ist, dort schwul zu sein. Für euch ist das einfach. Ihr geht händchenhaltend durch die Straßen, ihr könnt euch hier sogar in aller Öffentlichkeit küssen. Mach das mal bei uns, dann wirst du eingesperrt und gefoltert.“
    Auf den Internetseiten von Amnesty International fand Berni den Fall Keith Goddard, Leiter der „Gays and Lesbians of Zimbabwe.“ Nachdem er Drohbriefe erhalten hatte, wandte er sich an die Polizei. Der Schreiber wollte zweitausend Dollar von ihm erpressen, ansonsten würde er Goddard anzeigen, weil er angeblich Sex mit ihm hatte. Während der Befragung gestand der Erpresser sogar die Tat, trotzdem stellte der Magistrat das Verfahren wegen Unschuld ein und legte dem Erpresser sogar nahe, er soll das Erpressungsgeld als „Entschädigung“ von Goddard einfordern.
    Als wir die Artikel lasen, lief es uns kalt den Rücken herunter. Wenn in Simbabwe ein Homosexueller verprügelt oder sogar lebensgefährlich bedroht wurde, konnte er auf staatlichen Schutz nicht zählen; im Gegenteil. Lesben wurden vergewaltigt oder mit Medikamenten behandelt, um sie zu „heilen“. Am letzten Tag der Buchmesse 1996 wurde der Stand der GALZ von Studenten überfallen. Eine Lesbe floh in ihre Heimatstadt und wurde dort schon von der Frauenliga erwartet, die „Nieder mit der Homosexualität!“ riefen. Daraufhin bat sie zwei Polizisten, sie nach Hause zu bringen, aus Angst vor dem Mob. Aber die sagten nur, daß das nicht in Frage käme, schließlich hätten sie sie nicht lesbisch gemacht. „Und dabei stand die Buchmesse unter dem Motto ‚Menschenrechte‘“, sagte Malvyn.
    Es waren nicht die Details, die hängenblieben, was sich mir einprägte, war der Horror in Malvyns Augen, seine Angst. Und wenn Malvyn, der ansonsten mit dem Leben so locker umging, Angst hatte, dann mußte es wirklich schlimm sein.
    Für Bernhard war es längst beschlossene Sache: Malvyn mußte bleiben, Bernhard hätte mit allen Mitteln darum gekämpft. Und es stand außer Frage, daß wir eine Möglichkeit finden mußten, wie wir Malvyn ein Coming-out ermöglichen konnten, ein schwules Leben, das menschenwürdig war, aber es mußte auch für uns funktionieren, für mich, für meinen Vater. Egal wozu wir uns entschieden, es wollte reiflich überlegt werden.
    „Laß uns spazieren gehen“, bat ich Berni. „Ich und du, wir allein.“
    Malvyn schaute uns flehend an. „Du kannst an die Stereoanlage“, sagte ich, weil Berni es ihm verboten hatte; Malvyn ließ gerne die Musik donnern, bis die Scheiben klirrten.
    Ich duschte und zog mich an, dann gingen Berni und ich hinaus in den Regen. Sobald uns die ersten Tropfen auf den Kopf trommelten, breitete Bernhard die Arme aus: „Mvura naya tidge mopunga.“ Das hatte er vorher nie getan, jedenfalls nicht ohne Hannahs Aufforderung.
    „Scheiß auf den Reis!“ sagte ich.
    Er legte den Arm um meine Schulter, zog mich zu sich heran und drückte mich fest. Ich hätte mich am liebsten von ihm tragen lassen.
    „Es ist alles nicht so schlimm, wie du es dir ausmalst, Edvard.“ Er schaute mich an und lächelte dabei.
    „Ach, auf einmal! Deine Mutter wolltest du nicht zu Besuch hier haben, aber es ist ganz selbstverständlich, daß ich für Malvyn den ganzen Trubel mit meiner Familie auf mich nehmen soll.“
    „He. So würde ich an deiner Stelle argumentieren, Edvard. Aber du bist doch viel

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