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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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reicht, daß du ihm geschrieben hast. Dein Wunsch erreicht ihn auch so.“
    „Ich hoffe es. Ich möchte so sehr, daß die beiden eine andere Beziehung leben können als ich. Findest du denn, daß Edvard zu meinem Jungen paßt?“
    Sie nickte dieses gütige Nicken, das sie mit einem liebevollen Lächeln verzierte. „Mach dir keine Gedanken, Lydia. Genieß die Zeit mit deinem Sohn.“
    Bernhard steckte den Kopf zur Haustür herein. „Kommst du?“
    „Divja, du hast die Adresse“, sagte ich schnell und hoffte, daß er unsere kleine Unterhaltung nicht gehört hatte, „damit du mir mal schreiben kannst?“
    „Ich habe die Adresse, und ich hab auch die Telefonnummer. Ich rufe an, bevor ich wegfliege.“
    „Brille, Stock, Schirm, Gebiß?“ sagte Bernhard, und es versetzte mir einen kleinen Schlag. Etwas Ähnliches hatte Theo immer gesagt, bevor wir aus dem Haus gingen.
    „Alles dabei.“ Ich hob meine Arme zum Beweis: Handtasche, Strickjacke und, ja, tatsächlich ein Schirm.
    Divja schob mich zur Tür hinaus. Es fiel mir schwer zu gehen. Kaum berührte mich der erste Sonnenstrahl, drehte ich mich um und schaute zurück. Vier Wochen. Seit wir neunzehnhundertsechzig hier einzogen, war ich noch nie solange von diesem Haus weg.
    „Hui, das ist ja ein richtiger Schlitten“, hörte ich Divja sagen. Erst dann schaute ich auf den Wagen. Er war silbern und glänzte im Sonnenlicht. Ein schwerer Wagen, er kam mir vor wie ein Panzer. In so was Edlem war ich noch nie gefahren.
    „Gute Reise“, wünschte Bernhard Divja. „Und viel Erfolg.“
    Edvard hielt mir die Vordertür auf. Er stand aufrecht mit geschlossenen Beinen wie ein Chauffeur.
    „Aber nein, um Himmels willen. Ich kann mich doch nicht …“
    „Keine Widerrede, Frau Moll. Ich habe strikte Order, Sie vorne einsteigen zu lassen.“
    Ich drehte mich zu meinem Jungen um. „Ich bin unschuldig“, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    Also stieg ich ein; Edvard half mir mit dem Gurt, dann schloß er vorsichtig die schwere Tür. Drinnen war es so still, ich konnte mich atmen hören. Draußen verabschiedete sich Edvard von Divja, aber durch das geschlossene Fenster konnte ich nicht hören, was sie sagten. Dann stieg Bernhard ein und schaltete den Wagen an. Der Motor rumorte kurz, dann hörte ich nichts, spürte nur noch den Wagen vibrieren, so leise war er.
    „Kannst du mal das Fenster aufmachen, Bernhard? Ich möchte winken.“
    Er drückte auf einen Knopf, und die Scheibe fuhr herunter. Was für ein Luxus.
    Dann stieg auch Edvard ein.
    „Tschüs, meine Liebe. Alles Gute!“ rief ich hinaus und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
    Divja winkte mit ihrer sanften, weichen Hand, während Bernhard das Auto anrollen ließ. Es machte mich traurig, sie da stehen zu sehen, dieses in rosa Farben gekleidete Wesen. Und dann liefen mir auch schon die Tränen an den Wangen herunter. Ich zog das Taschentuch aus dem Ärmel meines Kleides.
    „Mama, heul nicht!“ sagte Bernhard, aber ich konnte doch nichts dafür. Dann winkte ich mit meinem Tuch; bald bogen wir ab, und Divja war außer Sichtweite.
    „Sitzen Sie gut?“ fragte Edvard. „Sie können den Sitz verstellen.“
    „O, ich sitze sehr bequem. Danke.“
    „Die Nackenstütze ist sicher viel zu hoch.“ Er langte seitlich an meinen Sitz, und dann senkte sich das Polster mit einem Knopfdruck ab. So war es wirklich bequemer.
    „Wenn Sie noch was ändern wollen, hier sind Knöpfe. Das geht ganz einfach.“
    „Danke. Danke.“
    Bernhard manövrierte dieses schwere Ungetüm durch die Stadt. Es fühlte sich an, wie auf Wolken zu gleiten. Es wäre mir peinlich gewesen, wenn mich jemand gesehen hätte; dann hätten die Nachbarn sonntags nach der Kirche wieder was zu tratschen gehabt.
    „Kennen Sie eigentlich die Schlösser, die König Ludwig gebaut hat?“
    „Nur vom Sehen, Edvard. Nur vom Sehen.“
    „Und waren Sie schon mal in der Oper?“
    „O nein, nein. Das hätte Theo niemals gewollt.“
    Edvard stellte mir so viele Fragen, während sich Bernhard ganz auf die Straße konzentrierte.
    „Wir könnten auch mal einen Ausflug an den Bodensee machen. Bernhard hat mir erzählt, daß Sie dort aufgewachsen sind.“
    „Edvard. Mach mal ’ne Pause“, sagte mein Junge. Ich schaute ihn an, er verzog keine Miene. Er konnte genauso barsch sein wie mein Theo, dabei hatten sie beide ein so weiches Herz.
    Sobald wir auf die Autobahn bogen, „drückte er auf die Tube“, wie Theo zu sagen pflegte. Die Beschleunigung

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