Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
ihn, mich anzusehen.
„Es ist okay. Hörst du? Es macht mir nichts aus. Lucy ist eine ganz normale 4jährige und mit denen läuft selten etwas glatt. Kinder sind Chaos. Ich weiß das, Eric.“
Bevor ich der Versuchung erliegen kann, meine Arme um seinen Brustkorb zu legen, kommt Lucy aus dem Bad.
„I’m done. Good night, daddy." Sie steht mit ausgestreckten Armen im Türrahmen und wartet darauf, von Eric in den Arm genommen zu werden.
Nachdem ich Lucy eine Geschichte vorgelesen und sie zugedeckt habe, bittet sie mich, kurz bei ihr sitzen zu bleiben.
„It’s good to have you here, Miss Nina”, sagt sie mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Warum das?“, frage ich erstaunt.
„Because my daddy likes you. Also he’s no longer alone. My mommy is an angel. Did you know?”
„Ja, das weiß ich. Jetzt schlaf, Lucy. Du musst morgen früh aufstehen.“
Ich verlasse Lucys Zimmer und sehe Eric an der Wand im Flur lehnen. Er trägt ein frisches T-Shirt und hat sich scheinbar etwas entspannt.
„Besser?“, frage ich. Eric nickt und nimmt meine Hand. Er zieht mich die Treppe runter in die Küche, die er zwischenzeitlich abgedunkelt hat. Nur eine kleine Lampe auf der Fensterbank und ein paar Kerzen auf dem Tisch beleuchten den Raum. Der Tisch ist gedeckt und eine dampfende Auflaufform mit Lasagne steht in der Mitte. Der Duft macht mir den Mund wässrig.
„So wollte ich dich eigentlich begrüßen“, flüstert er hinter mir.
Ich gehe nicht weiter auf seine Bemerkung ein, sondern lege lieber endlich meine Arme um seinen Oberkörper. Eric wirkt erst überrascht, aber schließlich entspannt er sich und legt auch seine Arme um mich. Ich drücke meine Wange an seinen Brustkorb und sauge seinen markanten Duft auf.
„Hallo“, sage ich leise. Schließlich hat er mich bis jetzt noch nicht wirklich begrüßt.
„Hi darlin’“, antwortet er mit einem schüchternen Unterton.
Damit ich nicht auf dumme Gedanken komme, befreie ich mich nach kurzer Zeit aus seiner Umarmung und setze mich an den Tisch.
„Das sieht verdammt gut aus. Hast du das gemacht?“
Eric schnalzt abwertend mit der Zunge. „Ich ernähre mein Kind seit 4 Jahren und habe sie noch nicht vergiftet. Bei meinen Eltern isst sie nur in Ausnahmefällen“, erwidert er schnippisch.
„Hey, das war kein Angriff. Es riecht nur so lecker.“ Ich beuge mich über den Tisch und schnuppere an der Lasagne. Eric öffnet eine Flasche Rotwein und gießt mir ein Glas ein.
„Nur ein Halbes bitte, ich muss noch fahren“, halte ich ihn ab, das komplette Glas vollzuschütten.
Ich merke ihm an, dass er gerne etwas sagen möchte, doch er verkneift es sich. Es ist nicht bloß die Tatsache, dass ich fahren muss. Wir beide alleine und Alkohol ist auch keine gute Kombination.
Wir essen mit Appetit von der Lasagne und Eric erzählt mir, dass Lucy schon den ganzen Tag unter Strom stand und kaum ruhig zu halten war. Es tut so gut, dass er endlich offen über sein Leben mit mir spricht. Er gibt sich wirklich Mühe, doch ich brauche mehr als ein paar Tage Offenheit, um ihm wieder vertrauen zu können.
Nach dem Essen räumen wir die Küche auf. Wir arbeiten gemeinsam, als würden wir uns schon ewig kennen, und es fühlt sich gut an. Eric erwärmt die Brownies und portioniert das Vanilleeis auf die kleinen Kuchen. Wir nehmen unsere Teller, um sie ins Wohnzimmer zu tragen. Zumindest dachte ich das. Eric nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her.
„I want to show you something, if that’s okay?”
Ohne meine Antwort abzuwarten, führt er mich in das obere Stockwerk seiner Wohnung. Gleich am Treppenabsatz zieht er mich durch eine Tür in einen abgedunkelten Raum. Er betätigt den Lichtschalter und vor mir offenbart sich ein edles Büro mit dunklen Mahagonimöbeln. Vor der Fensterfront, die einen Blick in den nachtschwarzen Garten freigibt, steht ein massiver Schreibtisch mit einem gepolsterten Ledersessel, der so gemütlich aussieht, dass ich mich darin zum Schlafen zusammenrollen möchte. Die rechte Wand des Raums ist mit deckenhohen Bücherregalen ausgefüllt und die linke Wand von der Decke bis zum Boden mit Bilderrahmen bedeckt. Die meisten dieser Bilder zeigen Lucy in verschiedenen Altersstufen, mit unterschiedlichen Familienmitgliedern.
„Wow“, ist alles, was mir dazu einfällt. Von Eric hätte ich ein Zimmer mit Sporttrophäen erwartet, aber nicht das hier.
„Ich brauche ja ein Zimmer zum Studieren für die nächsten Jahre“, erklärt Eric. „Aber
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