Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
Koma. Wir müssen erst um zwölf Uhr aus dem Zimmer raus. Genug Zeit, um etwas zu essen und zu duschen.“
„Wie kannst du nur so fit sein?“, frage ich und greife mir gleich noch eine Flasche Gatorade. Das Zeug ist echt Gold wert, wenn man es mit dem Alkohol etwas übertrieben hat.
„Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich habe noch nicht mal die Hälfte von deinem Pensum getrunken und wiege dabei fast doppelt so viel wie du. Du warst echt ein Fass ohne Boden gestern. Aber du bist niedlich, wenn du betrunken bist.“
Ein kleiner Bildfetzen in meinem Gedächtnis bringt ein paar Erinnerungen von gestern zurück. Vorsichtig hebe ich die Bettdecke an und muss feststellen, dass ich nur noch meinen Slip trage.
„Hast du mich ausgezogen?“, frage ich fassungslos. Wir haben nicht gevögelt gestern Nacht, daran könnte ich mich erinnern. Könnte ich doch, oder?
„Ja, das habe ich. Und es war gar nicht so einfach, möchte ich betonen.“
„Warum?“ Gierig trinke ich auch noch die dritte Flasche Gatorade. Es ist unfassbar, wie durstig so ein Kater macht.
„Because you fell asleep with your ass up in the air and my very hard cock in hand.”
„Oh!“ Wenn ich noch mehr erröten könnte, würde ich vermutlich einen Schlaganfall bekommen.
„Es wäre ja ganz lustig gewesen, wenn du nicht so verdammt scharf ausgesehen hättest und ich nicht so geil gewesen wäre. Du hast mir eine harte Nacht verschafft. Im wahrsten Sinne.“
„Tut mir leid. Das ist so peinlich.“ Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und möchte mich gerade eine Runde alleine schämen. Die Matratze sinkt neben mir ein und Eric zieht mir behutsam die Decke aus den Fingern. Er dreht meinen Kopf, um mich anzusehen, doch ich halte stur die Augen geschlossen. Wenn ich ihn nicht sehe, kann er mich auch nicht sehen. Richtig?
„Nina?“, raunt er gleich an meinem Ohr, doch ich drehe mich weg. Ich stinke wahrscheinlich aus allen Poren nach Alkohol, von meinem Mundgammel gar nicht zu reden.
„Ich muss duschen. Und mich ein bisschen alleine schämen“, murmele ich vor mich hin. Eric wuschelt mir durch die ohnehin schon zerwühlten Haare und drückt mir einen Kuss auf meine nackte Schulter.
„Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst. Du hast mir schon beim Kotzen zugesehen, als ich betrunken war. Schlimmer kann das hier kaum sein. Aber ich lasse dir einen Moment Privatsphäre und organisiere dir Frühstück.
Eric erhebt sich von der Matratze und ein paar Sekunden später fällt die Zimmertür ins Schloss. Ich setze mich gemächlich auf und gebe meinem Kreislauf einen Augenblick, sich anzupassen. Es scheint alles stabil, also stehe ich auf und suche mir frische Kleidung aus meinem Koffer. Im Badezimmer nehme ich meine Zahnbürste mit unter die Dusche.
Wow. Eric hat sogar mein Kleid auf einen Bügel hinter die Tür gehangen.
Das heiße Wasser entspannt meinen verkrampften Nacken und spült den Alkoholdunst von meiner Haut. Rasch putze ich mir die Zähne und setze mich dann auf den Boden unter den Duschstrahl. Ich umschlinge meine Knie und genieße das heiße Wasser auf meinem Rücken. Das habe ich oft gemacht, als meine Eltern noch nicht lange tot waren und mir die warmen Umarmungen meiner Mutter so gefehlt haben. Thorsten hat mich oft zusammengekauert aus der Dusche gezogen. Unserer Wasserrechnung hat das vermutlich nicht besonders gut getan, aber er hätte dazu niemals etwas gesagt. Fünfzehn Jahre sind es heute genau.
Ein Stoß kalter Luft reißt mich aus meinen melancholischen Gedanken. Eric steht mit besorgtem Blick an der geöffneten Duschkabinentür. Er hat schon sein Shirt ausgezogen und steht nur in seiner Jeans, die so gefährlich tief auf den Hüften sitzt, vor mir.
„Are you okay?“, fragt er liebevoll.
„Ja, alles gut. Ich pflege nur meinen Kater.“ Er sieht mich ungläubig an, doch sagt er nichts weiter dazu.
„Would it bother you if I join?”, fragt er und öffnet schon seine Hose.
„Natürlich nicht. Komm rein.“ Ich stehe auf, doch mein Kreislauf ist nicht ganz einverstanden mit dem heißen Wasser und will sich gleich wieder hinlegen. Ich lasse mich erschöpft auf den kleinen Vorsprung in der Duschkabine plumpsen. Eric sieht mich skeptisch an und steigt dann zu mir. Er lässt sich vor mich sinken und nimmt meine Hände.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
„Alles bestens. Nur etwas Kreislaufprobleme, ein Kater und der Todestag meiner Eltern. Sonst alles wie immer.“
Eric seufzt, kommentiert mein
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