Einem Tag in Paris
glitt, verspürte sie mehr, als sie je zuvor verspürt hatte – als wären ihre Nervenenden ausgefranst, bloßgelegt. Mit seinem Atem an ihrem Nacken, seinem Mund auf ihrer Brust, seiner Hand zwischen ihren Beinen und der Notwendigkeit, stillzuhalten, sich zu beherrschen, als würde jede Bewegung sie in den schwarzen See werfen, fühlte sie sich, als wäre sie in dem wirbelnden weißen Nebel rings um sie gefangen.
Als er in sie glitt, hielten sie beide ganz still, und sie konnte seinen tiefen Atem spüren; sie konnte sein Gesicht sehen, das auf sie hinuntersah, seine Augen, die ihren Blick erwiderten.
»Beweg dich nicht«, sagte er lächelnd.
Als sie kam, spürte sie ihren Körper von innen explodieren, als hätte sie mit ihrer Selbstbeherrschung irgendetwas Tieferes, Größeres geschaffen, ein Erdbeben verursacht. Und dann kam er, und er kam immer wieder, während das Boot schaukelte, und das Wasser hielt sie, und der Nebel hielt sie, und der schwere Himmel hielt sie.
Er legte sich sanft auf sie, und sie spürte seine Schwere und die Wärme seines Körpers.
Auf einmal ertönte eine Kakofonie von Geräuschen, als hätten die Vögel sie dort entdeckt, mitten auf ihrem See. Das Krähen und Kreischen und Trillern war ohrenbetäubend, und obwohl beide den Kopf zum Himmel wandten, konnten sie nichts sehen.
»Wir sind es, die diesen ganzen Lärm machen«, sagte Simon. »Echos von Orgasmen.«
»Genauso hört es sich in mir an«, sagte Josie.
»Ich weiß«, sagte Simon zu ihr. »Ich wusste nur nicht, dass alle anderen es auch hören konnten.«
Später, wieder in der Hütte, wo sie ein langes, heißes Bad nahmen und den letzten Schluck heißen Rums aus der Thermoskanne tranken, sagte Simon: »Ich liebe dich«, und Josie sagte: »Verlass mich nicht.«
Nico sieht zum Himmel hoch. Er ist von Wolken verhangen, und irgendwo in der Ferne können sie Donner grollen hören. »Wir sind in Sicherheit«, sagt er. »Für eine kurze Weile. Wollen wir versuchen, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen?«
»Wir könnten zu Fuß in die Provence gehen«, sagt Josie.
»Ich war noch nie sehr geduldig«, sagt Nico. »Setz mich in den Schnellzug.«
»Dann lass uns zum Bahnhof gehen.«
Sie weiß nicht, ob er es ernst meint. Sie kennt ihn nicht. Sie kennt sich selbst nicht in letzter Zeit, ist nicht sehr weltgewandt. Warum also nicht zum Bahnhof gehen?
»Was ist mit meinen Schuhen?«, fragt sie. Ihre roten Turnschuhe sind nass vom Regen, und ihre Füße sind feucht und kalt.
»Wir werden in der Provence welche kaufen. Wir haben heute viel zu erledigen. Deine Vokale präzisieren. Zusammen durchbrennen.«
»Ich weiß nicht einmal, ob du Englisch sprichst«, sagt Josie.
»Ist das denn wichtig?«
»Überhaupt nicht. Sag’s mir am besten gar nicht. Wir brauchen wenigstens ein Geheimnis zwischen uns.«
»Hast du ein Geheimnis?«
»Ich habe dir meine ganzen Geheimnisse erzählt«, sagt sie.
»Erzähl mir von dem Buch, das du gelesen hast, als du klein warst. Dem Buch, das der Grund war, weshalb du nach Paris kommen wolltest.«
»Können wir uns setzen? Mein Magen …«
»Wird dir schlecht?«
»Ich weiß nicht. Wir haben zu früh angefangen. Ich bin es nicht mehr gewohnt, etwas zu essen.«
Nico führt sie über die Straße in ein Gebäude. Sie ist verwirrt. Sucht er nach einer Toilette? Es ist ein Museum – Rodin –, aber im Augenblick will sie nicht durch ein Museum schlendern. Er kauft zwei Eintrittskarten für die Gärten, zu je einem Euro, und führt sie wieder ins Freie, zu einer hübschen Grünfläche. Ein weitläufiger, üppiger Rasen erstreckt sich bis zu einem breiten Bassin am anderen Ende. Sie staunt. Mitten in Paris sind sie auf einmal in den Garten Eden versetzt worden.
Nico schlendert mit ihr langsam über den langen Rasen, und sie finden zwei Liegestühle am Rand des Wassers. Josie setzt sich und seufzt; ihr Magen rumort.
»Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
Josie wirft einen Blick nach rechts – in dem Garten gibt es ein Café.
»Nein. Setz dich einen Augenblick zu mir.«
Er setzt sich neben sie.
»Vielleicht mag das Baby doch keinen Wein.«
»Ausgeschlossen«, sagt Nico.
Sie wirft einen Blick auf ihn; er sieht besorgt aus.
»Es geht mir gut«, versichert sie ihm. »Ich bin nur ein bisschen müde. Mein Körper ist Essen nicht gewohnt.«
»Lass dir Zeit. Hier ist ein guter Ort zum Ausruhen.«
Sie sehen sich in dem Park um. Eine Gruppe steht um eine Skulptur versammelt, und Josie sieht den Kopf von Le
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