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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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Schülerinnen schläft.«
    »Aber du nicht«, sagt Josie lächelnd. »Du würdest so etwas niemals tun.«
    »Ich hätte nicht so viel Glück«, sagt Nico.
    »Aber du hattest so viel Glück, mit seiner Freundin zu schlafen.«
    »Ja. Letzte Woche sind wir alle nach der Arbeit noch etwas trinken gegangen.«
    »Werdet ihr das heute Abend auch tun?«
    »Heute Abend nehme ich einen Zug in die Provence.«
    »Natürlich.«
    Ein bateau-mouche gleitet auf dem Fluss vorbei, und sie hören, wie aus dem Lautsprecher unverständliche Worte bellen. Sie wenden sich beide zu dem Boot um. Die Touristen scheinen sie alle anzusehen: ein Paar, das an der Seine entlangschlendert. Es hätte Simon sein sollen, denkt Josie. Sie nimmt ihre Hand von Nicos Ellenbogen und steckt die Hände in die Taschen.
    »An jenem Abend …«, fordert sie ihn auf fortzufahren. Das Boot fährt vorbei, und sie gehen weiter.
    »An jenem Abend hat Philippe in diesem Café mit einem Mädchen geflirtet. Sie saß an einem Nebentisch, mit ihrem Hund zu ihren Füßen, und er ist immer wieder hinübergegangen und hat den Hund gestreichelt. Schließlich hat er das Mädchen eingeladen, sich zu uns zu setzen. Mir zuliebe, sagte er. Damit ich nicht so einsam wäre. Das Mädchen und ihr Hund kamen zu uns an den Tisch. Ich wusste, dass Chantal unglücklich mit Philippe war; sie ist oft unglücklich mit ihm. Aber im Allgemeinen geht sie am Ende jedes Abends doch mit ihm nach Hause. Ich verstehe sie nicht.«
    »Aber du liebst sie.«
    »Ach, ich weiß nicht, ob ich sie liebe. Sie ist auf eine sehr ernste Weise schön. Nicht so wie du.«
    »Ich bin auf eine dumme Weise schön.«
    »Überhaupt nicht. Selbst jetzt hast du etwas so Lebendiges an dir.«
    »Selbst jetzt.«
    »Du wirst darüber hinwegkommen.«
    »Du bist sehr freundlich. Und du schweifst vom Thema ab. Chantal.«
    »Ja«, sagt Nico. »Chantal war wütend. Sie zeigt ihre Emotionen nicht sehr leicht. Aber ich beobachte ihr Gesicht, und ich sehe, wie es sich verändert.«
    »Ich mag dich, Nico.«
    Er bleibt stehen und sieht Josie an.
    »Nicht küssen«, sagt sie. »Geh weiter und sprich weiter.«
    »Chantal mag keine Hunde. Und der kleine Hund dieses Mädchens ist auf Philippes Schoß gesprungen und hat es sich dort richtig gemütlich gemacht.«
    »Und das Mädchen?«
    »Sie war laut. Sie hat eine schlüpfrige Geschichte erzählt, wie sie am Abend davor in einem Club von einer Stripperin einen Lapdance bekommen hat. Philippe fragte sie, ob sie auf Mädchen stünde, und sie sagte, sie stünde auf Mädchen und Jungen und Ausländer. Vor allem auf Ausländer.«
    »Sehr charmant.«
    »Chantal hat mich gebeten, sie nach Hause zu begleiten. Philippe hätte an dem Punkt Nein sagen sollen, und dass er sie natürlich bringen würde. Aber Philippe war zu beschäftigt damit, sich von diesem abscheulichen Hund die Finger lecken zu lassen.«
    »Du hast sie nach Hause begleitet.«
    »Ich habe sie bis ins Bett begleitet. Es war Rachesex. Aber als wir fertig waren, hat Chantal mich gebeten, Philippe nichts davon zu sagen.«
    »Warum hat sie dann mit dir geschlafen?«
    »Um zu beweisen, dass ihr das Mädchen und der Hund egal waren.«
    »Weiß sie, dass du sie liebst?«
    »Nein – ja. Ich weiß selbst nicht, was ich fühle. Wie könnte sie dann wissen, was ich fühle?«
    »Manchmal können Frauen das besser als Männer.«
    »Stimmt«, sagt Nico. »Wenn ich mich heute Abend auf einen Drink mit ihr treffe, wird sie mir sagen, ob ich sie liebe. Aber wenn ich mit dir in die Provence fahre, werde ich es nie erfahren.«
    »Du hast Liebe verdient«, sagt Josie zu ihm.
    Nico sieht sie an, und sie sieht, dass sein Gesicht voller Hoffnung ist.
    »Sieh mal.« Josie zeigt geradeaus. »Die Dreharbeiten, von denen die Friseurin uns erzählt hat.«
    Vor sich können sie eine Menschenmenge sehen, dicht gedrängt zu beiden Seiten des Flusses. Auf der Pont des Arts sind Kameras und Scheinwerfer und weiter hinten ein paar Zelte aufgebaut.
    »Komm, sehen wir uns das an«, sagt Josie aufgeregt.
    »Warum sind alle immer so geblendet von Stars?« Nico lässt sich zurückfallen.
    Josie nimmt seine Hand und zieht ihn weiter. »Ach, komm schon, wir brauchen unsere Filmstars. Wir brauchen die große Leinwand.«
    »Warum? Warum ist das dort drüben wichtiger als das hier? Weil dort helle Scheinwerfer und Kameras sind?«
    »Weil es größer ist als wir. Wir verschwinden. Dieser Tag heute? Morgen ist er vorbei. Aber das dort drüben – das könnte ein Tag an der

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