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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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nehmen und die verräterischen Worte zu finden.
    Sie wartete ein paar Minuten, während sie in ihrem Zimmer auf und ab ging. Es war unhöflich, ihren Dad allein zu lassen, nachdem er den ganzen Weg hochgefahren war. Simon war vermutlich mitten beim Abendessen. Sie würde es später noch einmal versuchen.
    Als sie in die Küche kam, suchte ihr Dad gerade nach einer Vase.
    »Hier oben.« Sie streckte sich über den Kühlschrank nach dem hohen Glaszylinder aus. »Die sind wunderschön.« Blaue Schwertlilien. Ihre Mutter hatte Schwertlilien geliebt. Wieder versuchte sich Josie zu erinnern, was für ein Tag heute sein könnte – es war auch nicht Muttertag oder der Geburtstag ihres Vaters. Irgendetwas hatte ihn veranlasst, sich ins Auto zu setzen und eineinhalb Stunden zu fahren, um sie zu besuchen. Sie kam einfach nicht darauf.
    Sie nahm die Blumen, stellte sie in die Vase und füllte sie mit Wasser. Sie stellte die Vase auf das Fensterbrett neben ihrem Küchentisch. »Hübsch«, sagte sie zufrieden. »Du hast mir noch nie Blumen mitgebracht.«
    »Jemand sollte dich verwöhnen«, sagte er.
    Das Telefon klingelte. Sie war mit einem Satz dort.
    »Hey, du«, flüsterte ihr Simon ins Ohr.
    »Mr Reed. Danke, dass Sie mich zurückrufen. Ich muss mit Ihnen über die Collegewahl Ihres Sohns sprechen. Er und ich haben uns vor ein paar Tagen getroffen, und ich habe ihm versprochen, mit Ihnen zu reden.«
    »Oh, vielen Dank, Ms Felton. Sehr verantwortungsvoll von Ihnen.«
    »Aber eben ist mein Vater auf einen Besuch vorbeigekommen. Können wir vielleicht ein andermal darüber reden?«
    »Nur zu«, warf ihr Vater ein. »Ich kann warten.«
    Sie schüttelte den Kopf. Jetzt würde es keine Ausrede mehr geben, das Telefon mit ins andere Zimmer zu nehmen. Sie war in ihrer Lüge gefangen.
    »Warum reden wir nicht morgen beim Elternsprechtag darüber?«, sagte Josie ins Telefon. »Wann wollten Sie vorbeikommen? Ich hab’s mir hier irgendwo aufgeschrieben …«
    »Kannst du über Mittag nach Hause fahren?«, flüsterte Simon. »Dann komme ich bei dir vorbei. Brady und ich fliegen um drei.«
    »Dann gegen Mittag. Vielen Dank, Mr Reed.«
    Sie legte auf.
    »Du machst das sehr gut«, sagte ihr Vater. »Es kommt mir vor, als ob es noch gar nicht so lange her ist, dass ich dieses Gespräch mit einem deiner Lehrer geführt habe.«
    Nein, dachte Josie. Du hättest dieses Gespräch niemals geführt.
    Sie ging zu ihm und küsste ihn noch einmal.
    »Danke fürs Kommen, Dad. Ich habe dich vermisst.«
    »Du könntest mich ab und zu besuchen. Das würde dich nicht umbringen.«
    »Ich habe an den Wochenenden immer so viel Arbeit.«
    »Du könntest sie mitbringen. Ich kann doch auch mal für dich kochen. Wo ist denn dieser Wein? Ich konnte ihn nirgends finden.«
    Josie fand eine Flasche Wein im Küchenschrank und öffnete sie. Ihr Vater hätte niemals eine Affäre gehabt. Er war so ein guter Ehemann gewesen, so ein treuer Mann. Aber auch Simon hatte zu ihr gesagt, er hätte nie gedacht, dass er einmal zur Hintertür hinausschlüpfen und mit einer anderen Frau ins Bett gehen würde. »Ich bin ein guter Mann«, hatte er zu ihr gesagt. Hatte er aufgehört, ein guter Mann zu sein, als er sich in sie verliebte?
    Sie schenkte ihnen den Wein ein. Sie reichte ihrem Vater ein Glas und nahm einen Schluck von ihrem. Ein Abend mit ihrem Dad anstatt mit ihrem Liebhaber. Sie war nicht enttäuscht. Es war eine Gelegenheit, Atem zu schöpfen.
    »Setz dich und lass mich dieses Essen herrichten«, sagte sie zu ihm.
    Er setzte sich an den Tisch und sah ihr zu. Sie schüttete die Nudeln in das kochende Wasser, dann deckte sie den kleinen Tisch. Die Sauce hatte sie schon vorbereitet – eine einfache Tomatensauce mit Kräutern aus ihrem Garten. Sie schwenkte Salat in einer Vinaigrette.
    »Sieh dich an«, sagte ihr Dad. »Deine Mom wäre stolz auf dich.«
    Josie lächelte. Das hatte sie oft gedacht: Mom sollte mich kochen sehen. Mom sollte mich unterrichten sehen. Aber als sie ihre Affäre mit Simon begann, wünschte sie nicht mehr, ihre Mutter wäre am Leben, um ein Auge auf sie zu haben. Wenn sie jetzt an ihre Mutter dachte, verspürte sie einen Schwall heißer Scham.
    »Was gibt’s Neues, Dad? Wie läuft der Laden?«
    »Alles beim Alten«, sagte er. »Es ändert sich nichts mehr. Irgendwann werde ich das alles verkaufen und nach Palm Springs ziehen.«
    »Nein, das wirst du nicht tun«, sagte Josie. »Du würdest mich verlassen?«
    »Vielleicht wirst du mich in Palm

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