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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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Haaren zieht, schreit Riley auf. Dort oben ist eine Flut, Tränen strömen ihr seitlich übers Gesicht, und Philippe leckt ihr Gesicht mit seiner Zunge ab, einer Zunge, die ebenso wundervoll ist wie sein Penis.
    Er hört nicht auf. Er stöhnt, macht irgendeine Art Uff-uff-uff-Geräusch. Sein Körper ist hart, seine Muskeln angespannt, seine Bewegungen kräftig. Riley beobachtet ihn fasziniert – es ist eine athletische Meisterleistung, diese Art Sex, es ist ein Abstieg in die Finsternis, es ist das Paarungsritual eines wilden Tiers.
    Als er kommt, jauchzt er auf – ein Cowboyruf wie bei einem Rodeoritt –, und dann bricht er auf ihr zusammen, und ihre beiden Körper sind glitschig vom Schweiß des anderen.
    Aha. Das ist also Sex.
    Jeder andere Sex, den sie je in ihrem Leben erfahren hat, hatte irgendetwas mit Liebe zu tun, oder mit der Suche nach Liebe oder dem Ende von Liebe. Das hier ist nur Sex.
    Wieder wird ihr Verstand von Worten überflutet.
    Erstaunlich. Für ein paar wenige Minuten hatte Riley ihr Gehirn ausgeschaltet. Und jetzt ist es an irgendeinem neuen Ort. Sie denkt über Liebe nach.
    Nicht Liebe zu Philippe – nein! Wie schnell kann sie duschen, sich anziehen und von hier verschwinden?! Nicht Liebe zu Victor dem Sieger – nein! Die Liebe ist verloren, dessen ist sie sich jetzt sicher. Die Liebe kann nicht gefunden werden, sosehr sie auch in allen Ecken und Winkeln ihrer lächerlichen, übermöblierten Wohnung danach sucht. Nicht Liebe zu all den Exfreunden, die nicht wussten, wie man solchen Sex hatte – Franklin mit seinem allzu kleinen Penis, Luca mit seinen schnellen Nummern, Terry mit seinem Teigmännchen-Körper, Johnny mit seiner Obsession, mitten in der Nacht in sie einzudringen, Jesse mit seiner panischen Angst vor den niederen Regionen einer Frau.
    Sie denkt an ihre Liebe zu Paris!
    Paris. Die Stadt des Sex. Die Stadt heimlicher Affären. Die Stadt gut aussehender französischer Privatlehrer in erbärmlichen Wohnungen. Die Stadt, in der das pain au chocolat, das man am Morgen isst, nur der erste erotische Geschmack des Tages ist. Die Stadt, in der man lange genug mit dem Reden innehalten kann, um das Lied zu hören, das die Mutter einmal gesungen hat.
    Genau rechtzeitig – genau in dem Augenblick, als Riley an den Anruf ihrer Mutter heute Morgen zurückdenkt – dreht Philippe sie herum, drückt ihre Hände flach aufs Bett, spreizt mit seinen Knien ihre Beine auseinander und dringt von hinten in sie ein.
    Wir sprechen dieselbe Sprache, denkt sie.
    Und diesmal ist der Sex sogar noch härter – einmal beißt Philippe sie in die Schulter, und er stößt sie so hart, dass sie spürt, wie sie sich öffnet, aufbricht, zerspringt, splittert.
    Als er gekommen ist, lässt er sich neben sie aufs Bett fallen.
    Sie legt die Hände zwischen ihre Beine und befriedigt sich selbst. Sie ist kurz davor zu kommen, und er wird nichts unternehmen. Er sieht ihr zu, seine ganze Miene eine Art Staunen.
    Als sie fertig ist, weint sie wieder. Diesmal gelten ihre Tränen Vic, dem alten Vic, der alten Ehe, der Liebe, die sich in dünner Pariser Luft aufgelöst hat. Riley dreht sich von Philippe weg und humpelt unter die Dusche. Natürlich, es ist eine Bruchbude, ein Loch, aber das ist ihr völlig egal. Sie wäscht sich und weint und wäscht sich noch ein bisschen mehr. Sie summt vor sich hin.
    Philippe schläft, als sie aus der Dusche kommt. Sie findet ihre Kleider und zieht sich an. Ein Knopf ist von ihrer Bluse abgerissen – sie klafft offen, entblößt ihren Babybauch. Na und? Sie ist eine Sexbombe.
    Sie geht, zieht die Tür hinter sich zu. Sie will nicht mit ihm reden. Außerdem sprechen sie nicht dieselbe Sprache.
    Auf dem Nachhauseweg sieht Riley ein Paar die Straße hinuntergehen, das ein kleines Mädchen mit Zopffrisur zwischen sich hat. Alle drei halten sich bei den Händen. Um Riley vorbeizulassen, lässt der Vater die Hand des Mädchens fallen. Riley geht an ihnen vorbei und dreht sich dann noch einmal um – und natürlich, das kleine Mädchen springt voraus, ungehindert, und die Eltern gehen mit einer Lücke zwischen sich weiter. Riley stellt sich vor, dass alles, was Vic und sie einmal zusammengehalten hat – Liebe, Leidenschaft, Coles Hände –, zusammengebrochen ist. Sie weiß, dass sie die Liebe nicht getötet hat, indem sie Vic betrogen hat. Die Liebe lag ohnehin schon in den letzten Zügen. Und selbst wenn Vic sie betrogen haben sollte, dann hat er es getan, um den Raum zwischen

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