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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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Messer tief in den Dschungel und lief dann den Strand entlang.
    Ich rannte zu Atea, die Augen tränenblind. »Atea! O Gott, Atea.« Ich legte ihren blutüberströmten Kopf in meinen Schoß. Sie rang nach Luft.
    »Er … er«, röchelte sie.
    »Nein«, sagte ich. »Nicht sprechen.«
    Ihr Mund war mit Blut gefüllt. Sie lag im Sterben. Wenn wir sie rechtzeitig ins Lazarett schaffen konnten, würde Dr. Livingston sie vielleicht retten können. Wir mussten sie retten!
    Atea zeigte auf ihren geschwollenen Bauch. O Gott, sie war schwanger!
    »Westry!«, schrie ich. »Westry!«
    Aus der Richtung, in die Lance verschwunden war, näherten sich Schritte, und ich betete, dass er nicht zurückkehrte, um zu vollenden, was er angefangen hatte. »Westry!«, rief ich noch einmal.
    »Ich bin hier«, sagte er.
    »Ach, Westry!«, weinte ich. »Sieh sie dir an. Sieh dir an, was er ihr angetan hat!«
    Atea hob eine Hand, als wollte sie nach etwas oder jemandem greifen.
    »Sie wird es nicht schaffen«, sagte Westry.
    »Was redest du da!«, schrie ich verzweifelt. »Natürlich schafft sie es. Sie muss es schaffen. Ich habe ihr versprochen, sie vor diesem Monster zu beschützen.«
    Atea atmete nur noch stoßweise. »Sie wird durchkommen«, schluchzte ich. »Wir müssen sie retten.«
    Westry legte mir eine Hand auf den Arm. »Anne«, flüsterte er. »Er hat ihr den Hals fast durchtrennt. Wir können nicht mehr für sie tun, als ihre Schmerzen zu lindern und sie von ihrer Qual zu erlösen.«
    Ich wusste, was er meinte, aber würde ich das tun können? Es widersprach allem, was ich je gelernt hatte. Aber als ich die sterbende Atea anschaute, wusste ich, dass es nicht nur die richtige, sondern die einzige Lösung war.
    »Hol mir meine Tasche! Sie liegt unter dem Schreibtisch!«, sagte ich zu Westry. »Schnell!«
    Kurz darauf kam er mit meiner Tasche zurück und nahm das Morphium heraus, das jede Lazarettschwester ständig bei sich trug. Ich gab Atea einen Kuss auf die Stirn, dann injizierte ich ihr die erste Dosis in den Arm. »Ganz ruhig«, sagte ich, bemüht, meine Tränen zurückzuhalten und mit fester Stimme zu sprechen. »Gleich tut es nicht mehr weh. Entspann dich einfach.«
    Ihr Atem wurde ruhiger und flacher. Als ich ihr die zweite Dosis injizierte, verdrehte sie die Augen himmelwärts, dann flatterten ihre Lider, und die Augen fielen ihr zu. Ich fühlte ihren Puls und legte mein Ohr an ihr Herz.
    »Sie ist tot«, sagte ich zu Westry und ließ meinen Tränen freien Lauf. »Sie und das Kind, sie sind beide tot. Wie konnte er so etwas tun?«, schrie ich.
    Westry legte Ateas schlaffen Körper auf den Sand, half mir auf die Beine und hielt mich fest. Ich zitterte am ganzen Leib. »Ich hätte sie retten müssen«, schluchzte ich. »Ich hatte ihr versprochen, sie zu beschützen. Ich hatte es ihr versprochen.«
    Westry schüttelte den Kopf. »Du hast getan, was du konntest. Sie ist friedlich eingeschlafen.«
    »Wie konnte er das tun?« Mich packte die Wut. »Wie konnte er ihr das antun?« Ich schaute den Strand hinunter, in die Richtung, in die der Mann, vermutlich Lance, vor wenigen Minuten geflohen war. Ich löste mich aus Westrys Armen und rannte in die Richtung.
    Westry lief mir nach. Als er mich an der Taille packte, fiel ich vornüber in den Sand. Ich stützte mich mit den Händen ab und versuchte, mich loszureißen und wieder aufzustehen, aber Westry hielt mich fest. »Anne, hör auf«, sagte er. »Du kannst nichts machen.«
    »Was soll das heißen, ich kann nichts machen?«, schrie ich und warf eine Handvoll Sand in die Richtung, in die der Mörder entkommen war. »Wir haben gerade gesehen, wie er eine Frau und ihr ungeborenes Kind ermordet hat. Wir müssen ihn finden, Westry. Wir müssen ihn zum Colonel bringen. Er muss für das, was er getan hat, bezahlen.«
    Westry streichelte mir über den Kopf und wischte mir die Tränen von den Wangen. »Hör zu«, sagte er leise. »Was wir heute Abend hier gesehen haben, ist tragisch. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass du niemals darüber reden darfst. Mit niemandem.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ergibt doch keinen Sinn«, widersprach ich. »Eine Frau wurde ermordet, das müssen wir melden. Wir können den Täter vor Gericht bringen.«
    »Nein, das können wir nicht«, murmelte Westry. Seine Stimme klang seltsam belegt. »Eine Frau wurde angefallen«, sagte er. »Den Mord haben wir begangen.«
    »Nein, das ist nicht wahr!«
    »Aber so würde das Gericht es sehen«,

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