Einen Stein für Danny Fisher: Roman
recht, aber hätten wir das Geld nicht so dringend gebraucht, dann wäre das alles nicht geschehen. Jetzt war es nicht mehr zu ändern.
Mamma stellte den Suppenteller vor mich hin. "Iß", sagte sie und setzte sich neben mich.
Ich kostete die Suppe. Sie war ausgezeichnet, und ich fühlte, wie meine Erstarrung durch ihre wohltätige Wärme verschwand. Ich lächelte ihr dankbar zu, und sie erwiderte meinen dankbaren Blick.
Die warme Suppe machte mich schläfrig. Ich fühlte, wie mich die Müdigkeit übermannte und daß die Schmerzen im Rücken und in den Flanken wiederkehrten. Ich griff müßig nach der Zeitung, die Papa auf den Tisch geworfen hatte, und blätterte die Seiten um, bis ich zu den Sportnachrichten gelangte. Weiße Blätter eines Notizblocks fielen heraus. Ich sah sie neugierig an. Sie waren mit Zahlen bedeckt.
"Was ist das?" fragte ich und zeigte Mamma die Blätter.
Sie griff danach. "Ach, nichts", sagte sie, "dein Vater hat bloß was ausrechnen wollen."
"Was?"
"Ein Freund hat ihm angeboten, ihm ein Geschäft zu verkaufen, und Papa hat auszurechnen versucht, ob er das Geld dafür auftreiben könnte." Sie betrachtete die Blätter in ihrer Hand. "Aber es hat keinen Zweck", fuhr sie in hoffnungslosem Ton fort, "er kann das Geld nicht auftreiben. Er hat zwar genug Waren, die er in der Nacht, als er das andere Geschäft aufgeben mußte, bei Onkel David versteckt hat, aber wo soll er denn genügend Bargeld hernehmen? Am besten ist's, man denkt nicht mehr dran."
Ich war wieder hellwach. Wenn ich das Geld verschaffen könnte, würde er mich vielleicht nicht mehr für so schlecht halten. "Wieviel braucht er denn?" fragte ich.
Mamma stand auf und nahm meinen Teller fort. Sie ging zum Spültisch und begann ihn abzuspülen. "Fünfhundert Dollar" sagte sie tonlos über die Schulter, "'aber es ist nicht anders, als waren es fünf Millionen. Wir können sie ja doch nicht bekommen."
Ich starrte ihren Rücken an. Sie ließ die Schultern müde hangen, und es umgab sie eine Atmosphäre widerstandsloser Resignation. Aller Kampfgeist war verschwunden, und ihr war nichts geblieben als die Sorge um die tägliche Existenz.
Fünfhundert Dollar! Fields sollte dafür gut sein... und zwar mit Leichtigkeit. Er hatte mir selbst gesagt das er für das Match über viertausend an Wetten eingenommen hatte. Plötzlich blickte ich auf. Mamma sagte etwas. Es war zwar so, als spräche sie mit sich selbst, wenn sie sich auch umgedreht hatte und mich ansah. "Es hat mir so wohlgetan, Blondie, nur daran zu denken. Vielleicht würde dann alles wieder so werden, wie es war. Aber es hat ja doch keinen Sinn.''
Ich stand auf. Ich halte mich entschlossen. "Ich bin müde, Ma, ich geh ins Bett."
Sie eilte auf mich zu und ergriff meine Hand, "Danny, hör auf deinen Vater", sagte sie leise, und ihre Augen flehten mich an, "- gib diese ganze Boxerei auf. Er ist fest entschlossen, er hat es die ganze Nacht geschworen!"
Ich wollte ihr erzählen, was geschehen war, brachte es aber nicht fertig. Sie könnte es nicht verstehen. Ich konnte ihr nur eine einzige Antwort geben."lch kann nicht, Mamma."
"Um meinetwillen, Blondie", flehte sie, "ich bitte dich darum. Im Juni wirst du maturieren, dann bekommst du einen Job und alles wird gut werden."
Ich schüttelte den Kopf, dann sah ich auf die Notizbücher mit den Zahlen, die Mamma auf dem Tisch liegengelassen hatte. Das dort war die Antwort! Und das wußten wir beide. "Ich kann nicht mehr zurück, Mamma, ich muß dabeibleiben. "
Als ich aus dem Zimmer wollte, hielt sie mich am Ärmel fest und zog mich an sich. Sie legte beide Hände um mein Gesicht und sah mir in die Augen. Angst spiegelte sich in ihren Zügen. "Du kannst aber verwundet werden, Danny. So wie dieser Bursche heute abend." Tränen stürzten ihr aus den Augen. "Ich könnte es nicht ertragen."
Ich lächelte beruhigend und drückte ihren Kopf an meine Brust. "Mach dir keine Sorgen. Mamma", sagte ich und preßte meine Lippen auf ihr Haar. "Mir wird nichts passieren. Es wird bestimmt nichts geschehen."
15
Ich blieb einen Moment vor dem Geschäft stehen und sah durchs Fenster. Mein Spiegelbild blickte mir entgegen. Mein Haar erhielt durch die Glasscheibe einen bläulichen Schimmer, so daß es beinahe weiß aussah. Der Laden war leer, und hinter den kleinen Schaltern befand sich nur ein einziger Mann. Ich trat ein.
Der Mann sah mich an. "Was willst du, Junge?" fragte er in mürrischem Ton.
"Ich möchte Mr. Fields sprechen", erwiderte
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