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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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lächelnd zu, schloß seine Aktentasche auf und nahm ein dickes Bündel knisternder Hundertdollarnoten heraus. Die grünen Scheine wurden geprüft, eingetragen und quittiert. Der Richter klappte den Aktendeckel zu, und Franz von Werra war auf freiem Fuß. Noch am gleichen Abend reiste er nach New York, wo ihm die deutsche Kolonie einen begeisterten Empfang bereitete. Er war der Held des Tages. Er setzte sich gleich mit Generalkonsul Dr. Hans Borchers und dem Militärattache bei der deutschen Botschaft in Washington, General Friedrich von Bötticher, in Verbindung. Werras Gedanke war: So schnell wie möglich raus aus den Staaten und nach Deutschland zurück. Er war wie immer voller Optimismus.
    Die Erfrierungen an seinen Ohren, die in dicken Mullverbänden steckten, schienen ihn nicht zu stören. Er trug noch seine alten Klamotten und die rote Strickjacke, die er als Jagdflieger bei jedem Flug am Leibe gehabt hatte.
    »Wann kann ich nach Deutschland zurückfahren?« fragte er munter.
    Borchers und Bötticher blickten sich an. »Vorläufig überhaupt nicht«, sagte der General.
    »Wieso nicht?« fragte Werra.
    »Das geht einfach nicht«, sagte der General. »Wir haben 5.000 Dollar Kaution für Sie hinterlegt. Es läuft ein Verfahren gegen Sie wegen illegaler Einwanderung in die USA. Die von uns hinterlegte Kaution bindet uns die Hände. Sie müssen in den Staaten bleiben, bis ein Bundesgericht ein endgültiges Urteil fällt, das bestimmt, was mit Ihnen zu geschehen hat. Wir müssen hier mit peinlicher Vorsicht vorgehen, um keine neuen Spannungen zwischen Berlin und Washington zu erzeugen. Amerika ist noch neutral, aber die Stimmung des Landes ist restlos auf Seiten der Engländer.«
    Werra schüttelte den Kopf. »Aber das kann doch Wochen dauern, bis die Amerikaner meinen Fall vor einem Bundesgericht aufgreifen.«
    »Es wird Monate dauern, darauf können Sie sich verlassen«, sagte der Attaché.
    Werra blieb nichts anderes übrig, als sich vorläufig in sein Schicksal zu fügen. Das wurde ihm im übrigen nicht besonders schwer gemacht. Für den Ausbrecherkönig Werra hagelte es in New York Einladungen von allen Seiten. Die deutsche Kolonie reichte ihn herum, und es gab genug Amerikaner, die sich ein Vergnügen daraus machten, das deutsche ›Luftwaffen-As‹ auszuführen und ihm die Wunder New Yorks zu zeigen. Die meisten Amerikaner betrachteten ihn sozusagen als Sportsmann, der einen neuen Rekord aufgestellt hatte. Charmante Amerikanerinnen drängten sich um den jungen Flieger mit dem optimistischen Lächeln, der überall als Held bestaunt wurde. Konsul Borchers hatte Werra einen gehörigen Vorschuss gegeben, mit dem sich leben ließ. Er trug jetzt Anzüge aus den teuren Herrenausstattungsgeschäften der Fifth Avenue. Er besuchte die Theater am Broadway, er tauchte in kleinen intimen Nachtklubs am Times-Square auf. Fast immer war er in Begleitung einer Schar von Bewunderern. Eine amerikanische Filmgesellschaft plante, einen Werra-Film zu drehen. Sie wollte die Publicity Werras auf ihre Weise ausnutzen. Ein Agent aus Hollywood sprach Werra an, als dieser gerade mit Bekannten am Broadway speiste. In groben Umrissen entwarf er ihm die Filmgeschichte und erkundigte sich, ob Werra Lust habe, selbst die Hauptrolle zu spielen.
    Werra grinste. »Erzählen Sie mal, wie das gehen soll.«
    »Ein deutscher Flieger, As der Luftwaffe, entflieht aus einem kanadischen Gefangenenlager«, erzählte der Agent. »Er gelangt unerkannt in die USA. Er macht dort die Bekanntschaft eines Fotomodells. Das Mädchen verliebt sich in ihn, merkt aber eines Tages, daß er ein Nazi-Pilot ist. Sie überliefert ihn der Polizei.«
    Werra schüttelte den Kopf. »Nee, nee. Wissen Sie, da habe ich doch andere Erfahrungen mit den Amerikanerinnen gemacht. Schon die erste Amerikanerin, die ich in Ogdensburg getroffen habe, hat mir geholfen.«
    »Geht nicht im Film«, sagte der Agent. »Da muß das Mädchen Sie verhaften lassen. Kampf zwischen Liebe und Pflichtgefühl.«
    »Und das Pflichtgefühl siegt?« fragte Werra.
    »Na klar«, sagte der Agent.
    »Ohne mich.« Werra schüttelte den Kopf. Er hatte gerade in diesen Tagen genug Amerikaner kennen gelernt, die ihm mit sportlicher Fairness seine abenteuerlichen Fluchtversuche hoch anrechneten und für die es kein überpatriotisches ›Pflichtgefühl‹ gab, wie sich Hollywood das vorstellte. Noch nicht ein einziges Mal im Umgang mit diesen Amerikanern hatte er zum Beispiel den Ausdruck ›Nazi‹ gehört.
    Die

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