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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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unsere Ziele sicher zu treffen. Heute früh soll ein Aufklärer starten und die Ergebnisse unseres Angriffs fotografieren. Zu diesem Zweck muß man in Dyce die Aufzeichnungen meines Gerätes haben. Ein späterer Start des Aufklärers würde nutzlos sein, da dann die Brände von unserem Angriff möglicherweise schon gelöscht sind und aus großer Höhe nicht mehr fotografiert werden können.«
    »Donnerwetter!« entfuhr es dem Kriminalbeamten im Regenmantel, »richtig zielen bei geschlossener Wolkendecke, sagen Sie?« Werra nickte noch einmal. Keiner von ihnen ahnte, daß seine phantasievolle Geschichte bald darauf Wirklichkeit werden und den Luftkrieg endgültig gegen Deutschland entscheiden würde; die Einführung des RADAR, das durch elektromagnetisches Abtasten der Erdoberfläche vom Flugzeug aus ein genaues Bild des überflogenen Gebietes gibt, war noch nicht erfolgt.
    Der Kriminalbeamte wandte sich an Sam Eaton, der an seinem Schalter bereits wieder mit dem Fahrkartenverkauf zu tun hatte. »Das alles ist natürlich eigentlich nicht für Ihre Ohren bestimmt! Also Mund halten, verstanden!« sagte er mit erhobenem Zeigefinger.
    Sam Eaton nickte eifrig über seine Schulter: »Selbstverständlich, Sir, aber deswegen, weil es ja so wichtig ist, habe ich doch den Flugplatz Hucknall auch gleich angerufen!«
    »Ja, ich habe mit dem Adjutanten gesprochen«, unterbrach von Werra.
    »Er hat sofort einen Wagen in Marsch gesetzt.«
    »Oh, Sie haben mit ihm selber gesprochen? Hat er keinen Wirbel gemacht – einen Wagen, um diese Tageszeit?«
    »Was meinen Sie? Ich verstehe nicht.«
    »Machte er denn keine Schwierigkeiten? meine ich.«
    »Nun, er war natürlich sehr vorsichtig. Er hat dann auch gleich noch einmal hier angerufen, um zu prüfen, ob ich …«
    »Stimmt«, sagte der Mann am Schalter, »er wollte sichergehen, daß alles in Ordnung ist. Und erst dann, als Captain van Lott ihm Einzelheiten gesagt hat, versprach er, sofort einen Wagen zu schicken. Der muß wirklich jeden Augenblick hier sein.« Sam Eaton und Werra warfen sich die Bälle zu, als ob sie es verabredet hätten, aber der Eisenbahner hatte natürlich keine Ahnung.
    Der Kriminalbeamte im Tweedmantel hielt immer noch den Zettel in der Hand, auf den Werra seine Personalien geschrieben hatte.
    »Was geschieht denn nun mit ihrer Besatzung?« fragte er.
    »Ach, die Jungs sind vorläufig auf einer Farm geblieben. Das geht schon klar. Ich werde beim Adjutanten von Hucknall das Nötige veranlassen.«
    »Und was ist mit den Aufzeichnungen Ihres Zielgeräts, von denen Sie sprachen, wo haben Sie die?«
    Werra tippte an seine Stirn: »Hier oben, Sir, alles fein auswendig gelernt. Konnte das Gerät doch nicht ausbauen! Bin ja gelernter Techniker, so ein paar Zahlen und Kursangaben behält mein Kopf allemal!«
    Der unbeteiligte Zuhörer wäre in diesem Augenblick vielleicht aufmerksam geworden. Wenn der ›Holländer‹ seine Zahlen im Kopf hatte, weshalb mußte er dann unbedingt zu seinem Geschwader nach Dyce fliegen? Er hätte ja telefonieren können, und die Aufklärungsstaffel würde seine Angaben rascher und sicherer erhalten. Aber der Kriminalbeamte war eben kein unbeteiligter Zuhörer mehr, er stand schon ganz unter dem Eindruck seiner Sympathie für diesen jungen Flieger. Der war echt, da war er ganz sicher – es ist wohl immer so, daß der Verstand schweigt, wenn das Herz zu reden beginnt.
    Nur einer schien nicht ganz so leicht zu beeindrucken zu sein. Und das war ausgerechnet der Uniformierte, offenbar der Polizeisergeant von Codnor. Er wandte sich kopfschüttelnd an den CID-Detektiv: »Kann nicht begreifen, Sir, daß wir noch keinen Bericht über eine Notlandung bekommen haben.«
    »Stimmt. Wann sind Sie eigentlich genau gelandet und wo?«
    »Kurz vor vier Uhr. Ich weiß die Stelle nicht genau, aber …«
    Sam Eaton, der auch hinten Ohren zu haben schien, drehte sich von seinem Schalterfenster um und unterbrach: »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, muß es auf den Äckern westlich von Langley Mill irgendwo passiert sein.«
    Der Uniformierte ließ sich nicht irremachen. »Merkwürdige Sache, daß keiner von den Munitionsarbeitern, die doch dort in der Gegend wohnen und heute früh zum Zug gekommen sind, etwas davon gemeldet hat. Schließlich ist eine abgestürzte Wellington doch kein Hundeschiß!«
    »Da war es ja auch noch dunkel«, warf Werra ein, »und hören konnten sie mich auch nicht, als ich gelandet bin. Ein Motor stand seit Esbjerg, und

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