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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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runtergegangen bin ich natürlich erst, als der andere auch aussetzte, weil das Benzin alle war.«
    »Ja, aber wenn es dunkel war«, wollte der Sergeant wissen, »wieso haben Sie dann sehen können, wo Sie landeten?« Er war stur wie ein Panzer, und seine Sturheit schien gefährlicher als die Intelligenz der anderen.
    Von Werra schüttelte ärgerlich den Kopf und gab ihm schroff die Antwort: »Natürlich kann ich im Dunkeln nichts sehen – bin ich eine Katze? Aber schließlich hat die Wellington einen guten Landescheinwerfer an jeder Fläche. Das hat sich hier wohl noch nicht herumgesprochen, was? Und daß ich einen Acker fand, wo ich aufsetzen konnte – na ja, da half mir eben das berühmte Fliegerglück, so was soll's ja geben!«
    »And you pan caked a Wimpey, didn't you?« warf der Kriminalpolizist im Tweedmantel ein, offenbar stolz, daß er den Fliegerjargon auch ein bißchen kannte. Und er sah sein Gegenüber fragend an.
    Werra wußte nicht, ob das eine Falle sein sollte. Was ›to pancake‹ in diesem Zusammenhang bedeuten sollte, das war ihm klar: eine Maschine auf den Bauch werfen, sie zu einem Pfannkuchen machen. Aber was ein ›Wimpey‹ war, ahnte er nicht. Besser, die Frage rasch übergehen. { * }
    »Na ja, es hätte ja schlimmer kommen können«, antwortete er gleichgültig. »Vor einigen Tagen ist bei unserem Platz eine Wellington in den Funkwagen hineingerast, weil irgend so ein Idiot vom Bodenpersonal ihr im Landen eine Leuchtkugel vor die Nase setzte. Der Pilot wollte durchstarten, hatte nicht mehr genug Fahrt, und schon war's geschehen. Der Beobachter war ein guter Freund von mir, auch ein Holländer, den haben sie am nächsten Tag in einem Seifenkarton begraben. Die Maschine hat gleich gebrannt, und keiner kam mehr heraus.«
    Die Kriminalbeamten sahen sich an. Der 7.05-Uhr-Zug lief ein. Schritte klangen, Türen wurden zugeknallt. Als der Pfiff ertönte, klappte Sam Eaton energisch das Schalterfenster zu und drehte seinen Stuhl zu den anderen um, die inzwischen bei dem kleinen Kanonenofen Platz genommen hatten.
    Nur der Uniformierte ging immer noch auf und ab. Er war der jüngste von den drei Beamten. Die beiden CID-Leute, der eine, mit dem steifen Hut, dem Regenmantel und den Lederhandschuhen, und der andere, sportlichere, im Tweedmantel, mit gleichartiger Mütze, mochten in den Fünfzigern stehen. Sie waren beide von jener verräterischen Unaufdringlichkeit, die den Kriminalbeamten sofort erkennen läßt. Der Sergeant von Somercotes war ein ganz anderer Typ. Er hatte ein hageres Gesicht mit einer scharfen, schmalen Nase, seine eng beieinander liegenden Augen schienen beim Auf- und abgehen immer einen Punkt der gegenüberliegenden Wand zu fixieren, dabei zog er von Zeit zu Zeit mit einem saugenden Geräusch die Oberlippe zwischen die Zähne.
    Der Mann ist gefährlich, dachte Werra instinktiv, das ist ein Streber, der sich jetzt wichtig machen will. Der fühlt sich zum Detektiv geboren und muß hier als Sergeant in Codnor sitzen. Ich wette, daß er feuchte Hände vor kriminalistischem Eifer hat.
    »Sagen Sie mal«, ließ sich plötzlich die Stimme des Sergeanten hören, während er sich im Gehen auf einem Absatz herumdrehte, »haben Sie eigentlich heute nacht die Entwarnung gehört?«
    »Natürlich!« sagte Werra gleichgültig.
    »Wann war das?«
    »Halb fünf, glaube ich.«
    »War das vor oder nach der Landung?«
    Werra lächelte schwach über diesen primitiven Trick und antwortete ohne Zögern: »Etwa eine halbe Stunde später.«
    Der Sergeant räusperte sich verlegen.
    Die beiden CID-Beamten fragten noch dies und das, aber ihre Fragen schienen eher persönlicher Neugier als dienstlichen Überlegungen zu entspringen, und auch der Uniformierte hatte offenbar sein Pulver verschossen.
    Werra, der fühlte, daß er gesiegt hatte, wurde wieder übermütig: »Wie wär's, meine Herren«, fragte er grinsend, »vielleicht hat einer von Ihnen Lust, bei mir mal als Beobachter mitzufliegen. Ihrem kriminalistischen Spürsinn wird sicher kein deutsches Unterseeboot entgehen.«
    Die Polizisten lachten. Der im Tweedmantel setzte seine Mütze auf und schlug Werra kameradschaftlich auf die Schulter. »Grand types, you boys of the Coastal Command!« sagte er. »Tolle Burschen, ihr Jungens vom Küstenschutzkommando!«
    Der Ausdruck ›grand types‹ gefiel Werra, er beschloß, ihn bei passender Gelegenheit selbst einmal zu verwenden.
    Auch der Herr im Regenmantel setzte seinen steifen Hut auf. Er verglich seine

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