Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry

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möglich, dass er sich diesmal wirklich sicher war?
    »Ihre Frau hatte diese Liste verfasst?«, fragte Winchester skeptisch. »Und Sie haben ihre Handschrift nicht auf Anhieb erkannt? Es fällt schwer, das zu glauben.«
    »Nein, es war nicht ihre Schrift«, antwortete Monk mit der Andeutung eines Lächelns. »Geschrieben hat sie Mrs Claudine Burroughs, eine Frau aus guten Kreisen, die ihre Zeit der Hilfe für die Armen und Kranken widmet. Ich erkannte ihre Schrift nicht, weil ich nicht damit vertraut bin, aber meine Frau wusste es sofort.«
    »Ich verstehe. Und wie gelangten Sie von diesen Erkenntnissen zu dem Schluss, dass die Mitteilung auf demselben Stück Papier von Mr Ballinger stammte?«
    Einer der Geschworenen hustete und presste sich sofort ein Taschentuch vor den Mund, um das Geräusch zu unterdrücken.
    »Weil Mrs Burroughs zu Protokoll gab, dass sie die Liste Lady Rathbone gegeben hatte, damit diese den Einkauf …«
    Der Gerichtssaal explodierte schier.
    Der Richter schlug mit seinem Hammer auf das Pult und drohte, den Saal räumen zu lassen, wenn nicht sofort Ruhe einkehrte.
    Rathbone hatte das Gefühl, Hitze versenge ihm das Gesicht, bis er kaum noch atmen konnte. Er wagte es nicht, Margaret oder ihre Angehörigen anzuschauen, obwohl er zentimetergenau wusste, wie weit er den Kopf dafür drehen musste.
    »… der Medikamente für die Klinikapotheke tätigte«, vollendete Monk seinen jäh unterbrochenen Satz. »Was Lady Rathbone auch tat. Danach gab sie Mrs Burroughs zwar die Quittungen, aber nicht die Originalliste. Da scheint die Annahme naheliegend, um nicht zu sagen unvermeidlich, dass sie sie bei ihren Eltern zu Hause wegwarf, ihr Vater den Zettel fand, einen Teil davon abriss und seine Mitteilung an Parfitt auf die Rückseite schrieb. Natürlich ohne sich dessen bewusst zu sein, dass die Vorderseite unverwechselbare Merkmale aufwies.«
    »Ich verstehe«, sagte Winchester feierlich. »Und haben Sie daraufhin Mr Ballinger gebeten, sich dazu zu äußern, wo er sich am fraglichen Abend befand?«
    »Jawohl, Sir. Er hat nie behauptet, nicht in dieser Gegend gewesen zu sein, gab aber an, er hätte sich in Mortlake aufgehalten, das ein kurzes Stück oberhalb von Corney Reach liegt, wo die Leiche gefunden wurde. Er sei in Gesellschaft eines Freundes gewesen, was dieser später bestätigte. Allerdings ist es sehr wohl möglich – vorausgesetzt, man ist ein guter Ruderer –, von Mortlake nach Corney Reach und zurück zu rudern, dann am Südufer in einen Hansom zu steigen und sich zu der Anlegestelle bringen zu lassen, wo Mr Ballinger bei der Hinfahrt aus der Fähre gestiegen war. All das kann man innerhalb des Zeitraums tun, den Mr Ballinger mir angegeben und den sein Freund bestätigt hatte.«
    »Wirklich?« Winchester gab sich überrascht. »Sind Sie ganz sicher?«
    »Jawohl, Sir. Ich habe es selbst ausprobiert, und zwar innerhalb desselben Zeitrahmens am Abend.«
    »Bemerkenswert. Vielen Dank, Commander Monk.«
    Lächelnd wandte sich Winchester zu Rathbone um.
    Dieser erhob sich mit leicht zitternden Händen. Ihm war soeben ein verblüffender Umstand bewusst geworden. Weder Monk noch Winchester hatten Hattie Benson oder ihren Beruf erwähnt. Hatten sie Rücksicht auf Lord Cardews Gefühle genommen? Oder hatte Hattie ihre Aussage zurückgezogen und weigerte sich, in den Zeugenstand zu treten? Ohne sie wäre Rupert schließlich wieder der Hauptverdächtige.
    Rathbone überlegte fieberhaft. Konnte er diese elende Nachricht vielleicht irgendwie anzweifeln? Suggerieren, dass das Datum nicht stimmte oder die Bedeutung eine ganz andere war? Vielleicht sogar, dass sie ursprünglich für eine andere Person bestimmt gewesen war?
    Er brauchte Zeit.
    »Es ist spät, Mylord«, sagte er mit übertriebener Zuvorkommenheit. »Ich habe eine Reihe von Fragen an Mr Monk zu richten. Sie sind von grundlegender Bedeutung für den ganzen Fall – Dinge, die uns in die entgegengesetzte Richtung führen könnten. Aus Respekt vor Ihnen und den Geschworenen würde ich es vorziehen, damit zu beginnen, wenn noch genügend Zeit vorhanden ist, um die Angelegenheit zu ihrem Ende zu führen.«
    Der Richter zog eine prächtige goldene Taschenuhr aus der Tasche seines Rocks und betrachtete sie nüchtern. »Hoffentlich lassen Sie Ihren hehren Worten dann auch entsprechende Taten folgen, Sir Oliver. Na gut, wir vertagen den Prozess auf morgen Vormittag.«
    Rathbone verbrachte eine entsetzliche Stunde bei Ballinger.
    »Ich habe keine