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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sie zu dieser Schlussfolgerung, Mr Monk?« Winchester wahrte weiterhin eine unschuldige Miene.
    Rathbone merkte, dass er auf seinem Stuhl immer starrer wurde. Hierauf also hatten Winchester und vor allem Monk hingearbeitet. Rathbone musste sich jetzt größte Mühe geben, unbesorgt zu wirken. Jedes Zeichen von Nervosität, Überraschung oder Verwirrung konnte von den Geschworenen als Hinweis auf Schuld gewertet werden.
    Die angespannte Stille im Gerichtssaal war schier mit Händen zu greifen.
    »Die Fotografien«, antwortete Monk dem Staatsanwalt.
    »Aber haben Sie nicht gesagt, Sie dächten, Parfitt hätte die Aufnahmen selbst gemacht?« Winchester hörte sich überrascht an.
    »Wahrscheinlich«, räumte Monk ein. »Aber nicht ausschließlich zu seinem eigenen Vergnügen.«
    »Er hat sie verkauft?«, fragte Winchester mit einer Geste, die Abscheu bekundete. »Ich nehme an, es gibt einen Markt für derlei …« Er suchte nach einem dem Gericht zumutbaren Ausdruck, fand aber keinen.
    »Ohne Zweifel«, bestätigte Monk mit einem säuerlichen Lächeln. »Aber der Markt, der die höchsten Preise einbringt, und das immer wieder, besteht aus den darauf abgebildeten Männern.« Seine Stimme verriet einen Zorn, an dem er schier zu ersticken schien, aber als Rathbone zu ihm nach oben schaute, entdeckte er zu seiner großen Überraschung auch Mitleid in seinen Augen.
    »Oh!« Winchester biss sich auf die Lippen. »Natürlich. Wie begriffsstutzig ich doch bin! Erpressung! Und haben Sie einen bestimmten Grund zu der Annahme, dass Parfitt nicht selbst der Erpresser war?«
    »Parfitt stammte aus einer armen Familie, die aus Hilfsarbeitern und Dieben am Fluss bestand. Er hatte keine richtige Schulbildung und schlug sich mit Gelegenheitsaufträgen durch. Laut Auskunft derer, die ihn kannten, verfügte er weder über gutes Aussehen noch über Charme und war auch nicht besonders redegewandt. Seine großen Fähigkeiten bestanden in Gerissenheit und einem detaillierten Wissen über menschliche Schwächen und Verkommenheit. Wie konnte er an die Opfer solcher Erpressung herankommen? In seinen gesellschaftlichen Kreisen waren sie wohl kaum zu finden, und für die Waren, die er zum Verkauf anbot, betreibt niemand öffentliche Werbung.«
    Winchester setzte eine Miene auf, als wäre ihm plötzlich eine Erleuchtung gekommen. Seine Augen weiteten sich, dann lächelte er über seinen Versuch, eine bühnenreife Darbietung vorzuführen. Er blickte zu den Geschworenen hinüber, als wollte er sich bei ihnen entschuldigen. Einige erwiderten sein Lächeln.
    »Natürlich«, sagte er sanft. »Es muss jemanden von größerer Raffinesse geben, mit Verbindungen zur höheren Gesellschaft und möglicherweise mit Geld; jemanden, der Parfitt mit diesem Boot und einer offenbar hervorragenden fotografischen Ausrüstung ausstatten konnte.«
    »Ja.«
    Rathbone erwog, Widerspruch einzulegen, doch ein Blick auf die Mienen der Geschworenen verriet ihm, dass ihm das nur ihre Verachtung einbringen würde. Er hätte lediglich den Eindruck erweckt, es ginge ihm nur darum, sie mit lächerlichen Einwänden abzulenken. Winchesters Worten hätte er damit letztlich noch mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Und wenn Rathbone ehrlich war, glaubte auch er, dass Parfitt nur eine Marionette war und ein anderer im Hintergrund die Fäden zog. Freilich war es nicht seine Aufgabe zu beweisen, dass dieser nicht existierte, sondern nur, dass es nicht Arthur Ballinger war.
    Winchester setzte unterdessen die Befragung fort: »Aber Sie wissen nicht, wer es ist?«
    »Doch, das glaube ich zu wissen«, widersprach Monk. »Und dafür werde ich Beweise vorlegen.«
    Die Geschworenen starrten ihn verblüfft an. Durch die Zuschauergalerie ging ein aufgeregtes Raunen, Stoff raschelte, und es wurde vernehmbar nach Luft geschnappt.
    Winchester nutzte die Situation weidlich aus. »Wollen Sie damit sagen, Mr Monk, dass es dieser … dieser Investor war, der Mickey Parfitt ermordet hat? Warum denn, in Gottes Namen? Brachte ihm das Boot nicht ein Vermögen ein?«
    Endlich erhob sich Rathbone. »Mylord, das sind wildeste Spekulationen.«
    »Allerdings!«, bemerkte der Richter in scharfem Ton. »Mr Winchester, das haben Sie doch nicht nötig!«
    »Verzeihung, Mylord«, entschuldigte sich der Staatsanwalt demutsvoll. »Es tut mir leid.«
    Erst jetzt begriff Rathbone, dass Winchester ohnehin nichts mehr vorzuweisen gehabt hatte. Mit seiner Intervention hatte er seinem Kontrahenten nur erspart, dass auch die

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