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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Ahnung, wer diese verdammte Nachricht geschrieben hat«, knurrte Ballinger wütend. »Diese Burroughs lügt, oder sie ist vergesslich. Margaret wird ihr den Zettel zusammen mit den Medikamenten von der Apotheke zurückgegeben haben, und sie hat ihn dann irgendwo liegen lassen. Jeder könnte ihn gefunden und benutzt haben. Was ist, zum Beispiel, mit Robinson, diesem alten Hurentreiber, der das Haus für sie führt? Da liegt die Antwort doch auf der Hand. Benutz deinen Verstand, Oliver! Geh auf sie los! Geh auf ihn los! Er wird nie einen glaubwürdigen Zeugen abgeben. Zerreiß ihn!«
    Rathbone gab keine Antwort. Dieser Ansatz missfiel ihm, aber vielleicht blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Ich habe diesen widerwärtigen Zwerg nicht umgebracht!«, bellte Ballinger mit vor Wut und Angst brüchiger Stimme. »Herrgott noch mal, erledige deine Aufgabe, Mann!«
    Margaret war bei Rathbones Ankunft bereits zu Hause.
    »Wie geht es ihm?«, platzte sie heraus, sobald er durch die Tür getreten war und noch bevor er dem Butler seinen Mantel überreicht hatte.
    »Voller Mut«, sagte er sanft und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Es hatte keinen Sinn, ihr etwas anderes zu berichten.
    Sie löste sich von ihm, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. Insgeheim glaubte sie wohl, so ließe sich erkennen, ob er sie nur zu beruhigen suchte.
    Er blickte ihr fest in die Augen. Die Lüge gelang ihm vortrefflich.
    Schließlich lächelte sie ihn an, und ihr Gesicht nahm wieder einen Anflug der alten Ruhe und Anmut an.
    »Er ist tapfer«, stellte sie schlicht fest. »Und natürlich ist er unschuldig. Er weiß, du kannst dafür sorgen, dass diese lächerliche Anklage abgeschmettert wird. Aber wenn das alles vorbei ist, Oliver, kann Monk nicht länger dein Freund bleiben.« Sie blickte ihm ernst in die Augen. »Er hat weder die Ehre noch die Integrität, die du in ihm gesehen hast. Ich weiß, desillusioniert zu werden ist schrecklich schmerzhaft, aber so zu tun, als wäre nichts, hilft erst recht nicht. Es ändert nichts an der Wahrheit. Du tust mir so leid.« Um ihre Mundwinkel spielte ein winziges Lächeln – eine warme kleine Geste. »Übrigens tue ich selbst mir auch leid, denn ich habe Hester sehr bewundert, und diese Angelegenheit wird auch mich ihre Freundschaft kosten. Was die Klinik betrifft, bezweifle ich, dass sich mein Verbleib dort oder in ähnlichen schönen Einrichtungen noch länger wird bewerkstelligen lassen.«
    Rathbone war schockiert. »Margaret, er hat doch nur Winchesters Fragen beantwortet. Diesbezüglich blieb ihm gar nichts anderes übrig.«
    Alle Wärme verschwand aus ihren Augen. »Wie kannst du so etwas sagen? Er war es doch, der Vater verfolgt hat! Vater hätte nie diese Anklage am Hals, wenn Monk ganz einfach die Beweise gegen Rupert Cardew ernst genommen hätte.«
    Plötzlich überlief Rathbone ein kalter Schauer. Das ganze Gewebe seiner Gewissheit riss auseinander. Er hatte schon Luft holen und sagen wollen, dass Hattie Cardews Unschuld beweisen könne, doch dann traf ihn die Erkenntnis, dass es dafür nur ihr Wort gab. Und dem würde Margaret entgegenhalten, dass Monk sie zu ihrer Aussage gezwungen hätte. Von Monk wusste er, dass er ein Mann von Leidenschaften und Prinzipien war, mutig und vielleicht auch rücksichtslos genug, um etwas übers Knie zu brechen, wenn er sich im Recht sah.
    Was, wenn ihm ein tragischer Irrtum unterlaufen war? Was, wenn Cardew doch der Mörder war und Monk sich einfach weigerte, das zu akzeptieren? Es war ja so einfach, das zu glauben, was einem ins Konzept passte. Und er hätte sich nicht zum ersten Mal getäuscht. Irren war menschlich.
    Margaret war noch nicht fertig. »Denk darüber nach, Oliver. Und sei aufrichtig. Wie du weißt, ist Monk davon überzeugt, Vater hätte mit Jericho Phillips unter einer Decke gesteckt, weil er ihn vor Gericht vertreten hat. Monk versteht einfach nicht, dass Anwälte so etwas nun einmal tun! Ich glaube, er hat dir bis heute nie wirklich verziehen, dass du Phillips in diesem Prozess verteidigt hast. Monk hasst es zu verlieren.« Sie trat wieder näher an ihn heran. »Arme Menschen, die nur wenig Bildung haben, können sehr stolz sein, sehr steif und unfähig, Kritik, geschweige denn eine Niederlage hinzunehmen, zumal dann, wenn sie ihnen von einem Freund zugefügt wurden. Das ist ein hässlicher Charakterzug, eine Schwäche, aber sie kommt gar nicht so selten vor.«
    Hatte sie recht? Monk war in der Tat dünnhäutig, aber seit seiner Hochzeit

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