Einer trage des anderen Schuld
goldenen Leoparden sofort ins Auge stachen.
Monk betrat den Park durch das große schmiedeeiserne Tor, auf dessen Bogen in großen Buchstaben der Name prangte. Leute standen in kleinen Grüppchen herum, immer wieder wurde heftig gestikuliert, von überall wehten Gelächter und Musik heran.
Monk ging achtlos an dem Treiben vorbei. Er wollte sich auf diejenigen konzentrieren, die diskretere Geschäfte abwickelten. Nicht die harmlosen Müßiggänger interessierten ihn, sondern die Leute, die mit der Örtlichkeit vertraut waren und einen ganz bestimmten Zweck verfolgten. Diejenigen mit jenen Informationen, auf die es ihm ankam.
Jeder hier trank, plauderte, präsentierte sich von seiner besten Seite, ließ das Auge ruhelos auf der Suche nach noch mehr und noch größerem Vergnügen umherschweifen. Als Monk diese Herrschaften um ihre Aufmerksamkeit bat, reagierten sie gereizt und zeigten keine Lust, sich die Zeichnung länger als ein, zwei Sekunden anzuschauen, ehe sie leugneten, jemals ein solches Halstuch gesehen zu haben.
Monk riss allmählich der Geduldsfaden. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er den Unbekannten wirklich finden wollte, der Parfitt dieses herrliche Seidentuch um den Hals gewickelt und es zugezogen hatte, bis er tot war. Wenn die Justiz dasselbe mit einem gewöhnlichen Hanfseil getan hätte, hätte man es Gerechtigkeit genannt.
Wen er wollte, das war der Mann, der das Geld für den Kauf und die Ausstattung des Boots zur Verfügung gestellt hatte und sich Männern mit abscheulichen Schwächen als gefällig erwies. Er war derjenige, der sie an diesen dunklen Ort am Fluss gebracht hatte, wo sie die Erregung der Gefahr spüren konnten, wo angesichts von wachsendem Entsetzen, dem Geruch von Schmerzen und dem Wissen, dass sie mit ihrem Ruin spielten, das träge Blut plötzlich zu kochen begann. Dieser Mann hatte die Obszönitäten aufmerksam fotografiert, um sie später, wenn das Blut angesichts der vertrauten Sicherheit wieder abgekühlt war und sich erneut in den Adern staute, darauf hinzuweisen, dass es untilgbare Beweise für das gab, was sie getan hatten, und dass ihr privates Planschbad in der Hölle sie Geld kosten würde – und zwar für den Rest ihres Lebens.
Er folgte einem gewundenen Kiesweg zu einem anmutigen Pavillon unter den Bäumen. Dort blieb er stehen und beobachtete die vorbeiflanierenden Männer und Frauen, die Gesichter in den Lichtern einen Moment lang grellbunt. Ein kleiner Mann mit schwarzem Schnauzer ging Arm in Arm mit einem Mädchen, das halb so alt war wie er. Ihr üppiges Fleisch quoll aus dem Mieder hervor. Ihr Lachen klang eigenartig blechern, als presste sie es mühsam durch die Kehle. Viele dieser Frauen bekamen Geld für das, was sie taten.
Ein anderes Pärchen spazierte vorbei. Der Hut des Mannes saß schief auf dem Kopf, die roten Röcke der Frau wippten auf und ab. Diese Männer kauften Vergnügen, das sie zu Hause nicht bekommen konnten. Vielleicht waren sie ungeschickt, gierig oder unzulänglich? Vielleicht ließ die Ehrwürdigkeit des eigenen Heims die Leidenschaft nicht zu, die, wie man sie gelehrt hatte, einer Dame sowieso nicht behagte. Wahrscheinlicher war jedoch, dass Liebe, welcher Art auch immer, das Letzte war, was sie begehrten. Vielleicht brauchten sie den Schmerz, die Gefahr oder ganz einfach immerwährende Abwechslung.
Rings um Monk wimmelte es von solchen Leuten, von Männern, die viel zu laut lachten, von Frauen, die viel zu bunt gekleidet waren.
Bei all dem spürte Monk tiefe Einsamkeit und Not, keine Freude.
Er trat auf einen Mann zu, der an einer der Tanzflächen Eintrittskarten verkaufte.
»Ich will ein vertrauliches Gespräch führen«, sagte er mit einem sehr knappen Lächeln. »Hier gibt es Herren, denen nicht daran gelegen ist, dass ihre Suche nach Vergnügungen an einem solchen Ort in der Öffentlichkeit bekannt wird. Oder sollte ich besser sagen: Herren, die vielleicht die Dunkelheit vorziehen, sobald sie fündig werden, wenn Sie mich verstehen?«
»Ja, Sir«, antwortete der Mann vorsichtig. »Kann aber nich’ behaupten, dass ich Ihnen behilflich sein kann.«
»O doch. Ich bin von der Thames River Police. Wenn Ihr Verhalten das nötig macht, kann ich in Uniform zurückkommen, in Begleitung vieler Helfer, ebenfalls in Uniform. Ich hoffe doch sehr, auf ein bisschen Bereitschaft zur Kooperation zu stoßen, die auf sehr stille Weise einige wenige in Verlegenheit stürzen wird anstatt viele vor aller Augen …«
»Ich verstehe,
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