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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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zwei, eins uuund … Action! «, rief Allan Wood.
    Er stand hinter Carl, dem Kameramann, und schaute sich, seinen Daumen unter dem Kinn und den Zeigefinger gegen den Mund gelegt die Szene an, die nun schon zum neunten Mal wiederholt wurde. Sie sollte die Helden Juliette und Alexandre bei ihrer ersten Begegnung im Kinosaal zeigen.
    Wenige Sekunden später wedelte er ungeduldig mit der Hand und brach ab.
    »Nein, nein, nein, so geht das nicht! Solène, du musst dich eher umdrehen, bitte. Und ein bisschen mehr Überraschung. Du hast Alexandre seit Jahren nicht mehr gesehen. Du hast angenommen, er wäre schon lange tot. So wie du ihn begrüßt, könnte man denken, er käme gerade von der Toilette zurück. Also, noch einmal … mit Gefühl!« Er tupfte sich hektisch mit dem Taschentuch auf der Stirn herum. »Und es heißt Ich habe dich nie vergessen, Alexandre und nicht Ich habe jede Sekunde an dich gedacht, Alexandre. Dann Blick in die Kamera. Großaufnahme. Cut. «
    »Wisst ihr was? Ich habe eine Idee!«, rief Solène. Sie sagte es so, als ob ihr gerade die Formel für ewige Jugend eingefallen wäre, und alle am Set verdrehten die Augen. Solène Avril war wohl dafür bekannt, dass sie mit ihren »Ideen« eben mal kurz alles über den Haufen warf.
    Allan Woods rechtes Auge fing an zu zucken.
    »Nein, bitte! Keine Ideen mehr für heute, Solène. Ich bin der Regisseur, ich treffe die Entscheidungen.«
    »Ach, ich bitte dich, jetzt sei doch nicht so spießig, chéri. « Solène lächelte gewinnend. »Wir ändern die ganze Stelle einfach. Ich habe jede Sekunde an dich gedacht , Alexandre – das klingt doch viel besser, findest du nicht? Das klingt so schön … intensiv . Lass uns das ändern.«
    Allan Wood schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist doch völlig … ich meine, das ist doch völlig unlogisch , kapierst du das denn nicht?« Er seufzte. »Du hast Alexandre seit dreizehn Jahren nicht gesehen, da hast du nicht jede Sekunde an ihn gedacht.«
    »Nein, sie denkt jede Sekunde an Ted«, stichelte Carl, der Kameramann.
    Solène sah gereizt zu dem großen bärtigen Mann im blauen Polohemd herüber. »Interessant! Ich wusste noch gar nicht, dass du auch Gedanken lesen kannst. Ich dachte, du liest nur SMS, die nicht für dich bestimmt sind.« Sie spitzte ihren hübschen Mund, und Carl blickte grimmig zu Boden. »Auf jeden Fall will ich keine Großaufnahmen heute, auf keinen Fall – ich hab die ganze Nacht kein Auge zugetan«, sagte sie.
    Carl kniff die Augen zusammen. »Daran ist nur dieser blöde Cowboy schuld«, grummelte er. »Was muss der Kerl auch mitten in der Nacht anrufen. Hat der nicht mitgekriegt, dass die Uhren in Paris anders gehen als in Texas?«
    »Jetzt hör endlich auf damit, Carl. Was sollen diese ständigen Sticheleien. Hast du ein Problem mit Ted?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Nicht solange er auf seiner verdammten Ranch bleibt«, erklärte er grimmig.
    Solène lachte auf. »Das kann ich nicht versprechen, stupid . Du hast jedenfalls alles getan, um ihn davon zu überzeugen, dass es besser ist, nach Paris zu kommen.«
    »Könntet ihr eure privaten Fehden vielleicht später austragen? Es nervt!« Howard Galloway warf einen gelangweilten Blick auf seine perfekt manikürten Fingernägel. »Ich würde jetzt gerne weitermachen? Ich habe Hunger.«
    » Chéri, wir alle haben Hunger«, sagte Solène. »Und es geht nicht immer nur um dich – auch wenn du natürlich der schönste Mann am Set bist und deswegen denkst, du müsstest auch den größten Part haben …«
    »Ruhe jetzt, ich bitte mir Ruhe aus! Absolute Ruhe!« Allan Wood wippte auf seinen Schuhen vor und zurück und steckte sich etwas in den Mund, das verdächtig nach einer Magentablette aussah. Dann hob er die Hand, um sich Gehör zu verschaffen. »Jetzt reißt euch zusammen. Noch diese eine Szene, dann machen wir eine Kaffeepause.«
    Er winkte Elisabetta herbei. Die Maskenbildnerin, die von allen nur Liz gerufen wurde, war ein gutmütiges Geschöpf mit einem runden, freundlichen Gesicht, und man hätte sie eher auf einem Bauernhof vermutet als an einem Set. Mit ein paar geschickten Handgriffen, Puder und Pinsel zauberte sie eine rosige Frische auf die Wangen der maulenden Schauspielerin und schminkte ihre Lippen nach.
    Ein paar Minuten später waren alle wieder auf ihren Plätzen. Allan Wood seufzte erleichtert, als die Szene eine Viertelstunde später ohne weitere Zwischenfälle im Kasten war. »Okay, Kinder. Machen wir eine Pause«, rief er

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