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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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fühlen zu lassen, was wir wollen. Wir werden eine sofort wirkende Heilmethode für alle nichttraumatischen Geisteskrankheiten zur Verfügung haben. Wir werden in der Lage sein, Aggression, Leidenschaft, Kreativität fein einzustellen - sie aufzudrehen oder zu dämpfen, wie es uns beliebt. Jetzt versteht ihr, warum unsere Sponsoren eine so große Angst davor haben, was unsere Forschungsarbeit hervorbringen könnte.«
    »Nicht ganz, nein. Der Welt würde mehr geistige Gesundheit nicht schaden«, entgegnete Gunther.
    »Da gebe ich dir recht. Doch wer bestimmt, was geistige Gesundheit ist? Viele Regierungen erachten politisches Dissidententum als Grund für die Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt. Durch diese neuen Erkenntnisse würden die Tore zum Gehirn geöffnet, es könnte von außen überprüft werden. Zum erstenmal wäre es möglich, nicht ausgesprochene revolutionäre Gedanken aufzuspüren. Denkweisen könnten per Gesetz vorgeschrieben, beziehungsweise verboten werden. Die Möglichkeiten des Mißbrauchs sind nicht unerheblich.
    In Betracht zu ziehen ist auch eine militärische Anwendung. Dieses Wissen, kombiniert mit einigen der neuen Nano-Waffen, könnte eine teuflische Handhabe sein, mit der man die Armee des Feindes veranlassen könnte, gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen. Oder noch einfacher, sie in eine psychotische Raserei zu bringen, in der sie sich selbst niedermetzelt. Städte könnten dadurch erobert werden, daß man die Bürgerschaft in Katatonie versetzt. Anschließend könnte eine innere Nebenrealität geschaffen werden, die es dem Sieger erlauben würde, die Massen als Sklavenarbeiter zu benutzen. Die Möglichkeiten sind endlos.«
    Sie verdauten das Gesagte schweigend. Schließlich ergriff Hiro das Wort: »Du liebe Güte, Krishna, wenn darüber öffentlich gesprochen wird, was sind das dann für Dinge, um Himmels willen, die du verheimlichen mußt?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«

    EINE MINUTE SPÄTER HÜPFTE HIRO wieder durch die Gegend. Am Fuß eines nahen Hügels fand er einen gewaltigen Felsen, der geneigt auf seinem spitzen Ende stand. Er tänzelte herum und versuchte, eine gute Aufnahme davon zu bekommen, ohne seine eigenen Fußabdrücke darauf zu haben.
    »Also, wo liegt das Problem?« fragte Krishna über den Chip.
    »Das Problem ist, daß es mir nicht gelingt, eine Verabredung zu treffen, um sie wiederzusehen. Ekatarina, meine ich. Ich habe Nachrichten hinterlassen, aber sie reagiert nicht. Und du weiß ja, wie es in Bootstrap ist - man muß sich sehr anstrengen, um jemandem aus dem Weg zu gehen, der einen unbedingt sehen will. Aber sie schafft es.«
    Krishna sagte nichts.
    »Ich möchte doch nur wissen, woran ich bin.«
    »Sie geht dir aus dem Weg.«
    »Aber warum? Ich habe mich in sie verliebt, aber sie nicht in mich. Willst du mir das erklären? Ich meine, hast du vor, mich fertigzumachen, oder was?«
    »Ohne daß ich ihren Teil der Geschichte gehört habe, kann ich kaum ermessen, was in ihr vorgeht. Doch es deutet alles darauf hin, daß ihr die Sache genauso nahegegangen ist wie dir. Der Unterschied ist, daß du das für ein gutes Ereignis hältst, und sie nicht. Deshalb ist es ganz natürlich, daß sie dir aus dem Weg geht. Wenn ihr euch sehen würdet, hätte sie es noch viel schwerer, ihre Gefühle für dich zu meistern.«
    »Blödsinn!«
    Ein unerwarteter mürrischer Unterton klang in Krishnas Stimme mit, als er sagte: »Was willst du eigentlich? Gerade eben hast du dich noch darüber beschwert, daß ich dich für eine Maschine halte. Jetzt bist du unglücklich darüber, daß die Ismailowa glaubt, sie sei keine.«
    »He, Jungs! Kommt mal rüber! Ich habe den Platz für eine perfekte Aufnahme entdeckt. Das müßt ihr euch ansehen.«
    Sie wandten sich um und sahen Hiro, der ihnen von der Spitze eines Hügels aus zuwinkte. »Ich dachte, du wolltest abreisen«, brummte Gunther. »Du hast gesagt, du wärst den Mond leid und wolltest abhauen und nie mehr wiederkommen. Wie kommt es, daß du plötzlich alles in einem ganz anderen Licht siehst?«
    »Das war gestern! Heute fühle ich mich als Pionier, als Erbauer von Welten, als Gründer von Dynastien!«
    »Das wird allmählich langweilig. Wie muß man es anstellen, um eine vernünftige Antwort von dir zu bekommen?«
    Hiro sprang in die Höhe und nahm mit weit ausgestreckten Armen eine etwas lächerliche Pose ein. Beim Landen stolperte er ein bißchen. »Anya und ich, wir werden heiraten!«
    Gunther und Krishna blickten

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