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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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schon vor Jahren dazu überreden sollen, mich mal mitzunehmen.«
    Gunther überprüfte die Richtungsinstrumente und drosselte die Geschwindigkeit, nach Osten absinkend. Die anderen beiden Springer, die an seine Geräte angekoppelt waren, folgten ihm in dicht geschlossener Formation. Zwei Tage waren seit dem Sonnensturm vergangen, und Gunther, der immer noch zwangsweise beurlaubt war, hatte versprochen, seine Freunde ins Hochland zu führen, sobald die Oberflächenleitstelle außer Betrieb war. »Wir sind jetzt bald dort. Du tätest gut daran, deine Sicherheitsausrüstung noch mal gründlich zu überprüfen. Alles in Ordnung mit dir da hinten, Krish?«
    »Ich hab's ganz gemütlich, ja.«
    Bald darauf gingen sie auf dem Landepolster der Seething Bay Company nieder.
    Hiro landete als zweiter und war der erste, dessen Füße den Boden berührten. Er hopste herum wie ein von seiner Leine befreiter Collie, jagte den Hang hinauf und herunter auf der Suche nach neuen günstigen Aussichtspunkten, »Ich kann es gar nicht glauben, daß ich hier bin! Ich bearbeite diese Strecke jeden Tag, aber wißt ihr was? Es ist das erste Mal, daß ich wirklich hier draußen bin. Physisch, meine ich.«
    »Paß auf, wo du hintrittst!« warnte Gunther ihn. »Das ist etwas anderes als Telepräsenz - wenn du dir ein Bein brichst, dann haben Krishna und ich die Last, dich wegzutragen.«
    »Ich vertraue dir. Mensch, ein Kerl, der unterwegs von einem Sonnensturm überrascht wird; alle denken, er ist hops; und er geht hin und vögelt mit einer ...«
    »He, halt deine Zunge im Zaum, ja?«
    »Alle haben die Geschichte gehört. Ich meine, wir alle dachten, du warst tot, und dann fand man euch beide schlafend. Man wird noch in hundert Jahren darüber reden.« Hiro erstickte fast an seinem Lachen. »Du bist zu einer Legende geworden.«
    »Jetzt hör doch mal endlich auf damit.« Um das Thema zu wechseln, sagte Gunther: »Ich kann nicht glauben, daß du von diesem Saustall ein Foto machen willst.« Seething Bay war ein Bergwerk mit Tagebau. Bulldozerroboter schaufelten den Lockerboden hoch und füllten ihn in eine Verarbeitungsanlage, die auf gewaltigen Kufen ruhte.
    Man förderte hier Thorium, und die Ausbeute war so gering, daß sie per Springer zum Brutreaktor transportiert werden konnte. Es bestand kein Bedarf für eine Schienenschleuder, und die Abfälle waren in unmittelbarer Nähe der Fabrik zu künstlichen Bergen aufgeschüttet.
    »Sei doch nicht albern.« Hiro schwenkte den ausgestreckten Arm nach Süden, in Richtung Ptolemäus. »Da!« Die Kraterwand fing die Sonne ein, während die tiefergelegenen Teile der Landschaft ringsum noch im Schatten lagen. Die sanften Hänge ragten scheinbar steil auf; der Krater selbst glich einer Kathedrale in blendendem Weiß.
    »Wo ist deine Kamera?« fragte Krishna.
    »Ich brauche keine. Ich gebe die Daten einfach in meinen Helm ein.«
    »Ich blicke hinsichtlich eures Mosaikprojektes nicht ganz durch«, sagte Gunther. »Erklär mir doch bitte noch mal, wie es funktionieren soll.«
    »Anya hatte die Idee. Sie mietet einen Werker, damit er sechseckige Bodenfliesen in Schwarz, Weiß und vierzehn Zwischenstufen von Grau zuschneidet. Ich liefere die Vorlagen. Wir wählen diejenigen aus, die uns am besten gefallen, scannen sie in Schwarzweiß, rastern das Bild in unterschiedlicher Dichte, und dann lassen wir von dem Werker den Boden legen, eine Fliese per Pixel. Es wird toll aussehen - morgen kannst du kommen und es dir ansehen.«
    »Ja, das werde ich tun.«
    Hüpfend wie ein Eichhörnchen, führte Hiro sie vom Rand des Bergwerks weg. Sie wandten sich nach Westen, überquerten den Hang.
    Krishnas Stimme kam über Gunthers Mentalkom-Chip. Das war ein alter Trick der Bodenratten. Der Chip hatte einen wirkungsvollen Senderadius von fünfzehn Metern - und man konnte das Funkgerät ausschalten und sich von Chip zu Chip unterhalten, wenn man nah genug beieinander war. »Du hörst dich an, als ob du Kummer hättest, mein Freund.«
    Er lauschte auf das Rauschen, das einen zweiten Mithörer verraten hätte, hörte jedoch nichts. Hiro befand sich außer Reichweite. »Es geht um die Ismailowa. Irgendwie ...«
    »Hast du dich in sie verliebt?«
    »Woher weißt du das?«
    Sie waren über den Hang ausgeschwärmt, Hiro vorneweg. Eine Zeitlang sprach keiner. Dieses gemeinsame Schweigen hatte etwas Beruhigendes, Vertrauensvolles, wie die anonyme Stille eines Beichtstuhls. »Bitte fasse es nicht falsch auf«, sagte Krishna.
    »Was soll

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