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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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ich nicht falsch auffassen?«
    »Gunther, man nehme zwei sexuell kompatible Personen, bringe sie in große Nähe zueinander, isoliere sie von der übrigen Welt und jage ihnen eine Heidenangst ein, dann werden sie sich auf jeden Fall ineinander verlieben. Das ist ein Naturgesetz. Ein Überlebensmechanismus, etwas, das dir lange vor deiner Geburt in dein Basissystem eingetrichtet worden ist. Wenn die Programmierung einer milliardenjährigen Evolution dir sagt, daß Paarungszeit ist, dann hat dein Gehirn kaum eine andere Wahl, als zu gehorchen.«
    »He, kommt mal hier herüber!« schrie Hiro über die Sprechanlage. »Das müßt ihr sehen!«
    »Wir kommen«, sagte Gunther. Dann fuhr er über Chip fort: »Du stellst mich wie eine von Sally Changs Maschinen dar.«
    »In gewisser Weise sind wir Maschinen, das ist nicht schlimm. Wir empfinden Durst, wenn wir Wasser brauchen, unser Puls pumpt Adrenalin durch unsere Adern, wenn wir einen Extraschub aggressiver Energie brauchen. Wir können nicht gegen unsere eigene Natur ankämpfen. Welchen Sinn hätte das?«
    »Schon, aber ...«
    »Ist das denn nicht phantastisch, sagt mal?« Hiro kraxelte über ein Steinfeld. »Es geht endlos weiter. Und seht mal, da droben!« Weiter oben am Hang sahen sie, daß das, worüber sie kletterten, der Auswurf einer schmalen Spalte war, die vollkommen mit Steinen gefüllt war. Es waren gewaltige Brocken, so groß wie Springer, einige sogar so riesig wie Fertigbau-Sauerstoffschuppen. »He, Krishna, ich wollte dich fragen -was machst du eigentlich genau da draußen im Zentrum?«
    »Darüber darf ich nicht sprechen.«
    »Ach, kommt jetzt doch endlich!« Hiro hob sich einen Stein von der Größe seines Kopfes auf die Schulter und stieß ihn weg, wie ein Kugelstoßer. Der Stein schwebte langsam davon und landete ein beträchtliches Stück weiter unten am Hang, wo er eine weiße Staubexplosion auslöste. »Du bist hier unter Freunden. Du kannst uns vertrauen.«
    Krishna schüttelte den Kopf. Die Sonne spiegelte sich blitzend in seinem Visier. »Du weißt nicht, was du von mir verlangst.«
    Hiro wuchtete einen weiteren Stein hoch, der noch größer war als der erste. Gunther kannte diese Stimmung an ihm, wenn er ein hinterhältiges Gesicht machte und grinste. »Ganz meine Meinung. Wir beide haben keinen blassen Schimmer von Neurobiologie. Du könntest die nächsten zehn Stunden damit zubringen, uns Vorträge zu halten, und wir würden nicht einmal genügend aufschnappen, um auch nur das geringste Sicherheitsrisiko darzustellen.« Wieder ein gewaltiges Staubgestöber.
    »Du verstehst nicht. Das Zentrum für Selbstreproduktions-Technologie wurde aus einem ganz bestimmten Grund hier eingerichtet. Die Laborarbeit könnte auf der Erde für einen Bruchteil dessen verrichtet werden, was eine entsprechende Einrichtung auf dem Mond kostet. Unsere Sponsoren betrauen uns lediglich mit solchen Projekten, vor denen sie wirklich Angst haben.«
    »Also, was darfst du uns darüber erzählen? Nur das allgemein bekannte Zeug, das man aus den Videomagazinen auch erfährt, ja? Nichts Geheimes.«
    »Na ja ... okay.« Jetzt war Krishna an der Reihe. Er hob einen kleinen Stein auf, holte wie ein Baseball-Spieler aus und warf. Er trudelte weg und verschwand in der Ferne. Eine weiße Wolke wallte von der Oberfläche auf. »Ihr kennt doch Sally Chang, oder nicht? Sie hat gerade eine grafische Darstellung der Neurotransmissions-Funktionen vollendet.«
    Sie warteten. Als Krishna dem nichts mehr hinzufügte, äußerte Hiro trocken: »Poh!«
    »Einzelheiten, Krish! Einige von uns sind nicht so schnell, daß sie das Universum in einem Sandkorn erkennen können, wie es dir gegeben ist.«
    »Es dürfte doch wohl klar sein. Wir verfügen seit fast einem Jahrzehnt über eine genetische Karte des Gehirns. Jetzt läßt sich dem Sally Changs chemische Karte hinzufügen, was gleichbedeutend damit ist, den Schlüssel zur Bibliothek in die Hand zu bekommen. Nein, es ist sogar noch besser. Stellt euch vor, ihr hättet euer ganzes Leben in einer riesigen Bibliothek verbracht, die vollgestopft ist mit Büchern in einer Sprache, die ihr weder lesen noch sprechen könnt, und dann findet ihr mit einemmal ein Wörterbuch und Bilderlexikon.«
    »Was willst du damit sagen? Daß wir bis ins letzte verstehen werden, wie das Gehirn funktioniert?«
    »Wir werden bis ins letzte beherrschen können, wie das Gehirn funktioniert. Mittels chemischer Therapie wird es uns möglich sein, jeden das denken oder

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