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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Sandalen? Programm! Sage ihm, daß wir uns im Gemeinschaftsraum treffen. Sofort!«
    »Verstanden.«

    ZU GUNTHERS ÜBERRASCHUNG brauchte Ekatarina länger als eine Stunde, um Krishna in die Knie zu zwingen. Schließlich jedoch ging der junge Forscher zu einer Schleuse, wies sich ihr gegenüber aus und öffnete die Speicher. »So streng gesichert sind die Sachen auch wieder nicht«, sagte er entschuldigend. »Wenn unsere Sponsoren wüßten, wie oft wir alles einfach offen gelassen haben, um schnell rein und raus zu kommen, würden sie ... na ja, egal.«
    Er nahm ein flaches, handtellergroßes metallenes Rechteck aus einem Wandschrank. »Dies dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach das Übertragungsmittel sein. Es handelt sich um eine Aerosolbombe. Die biologischen Wirkstoffe werden hier eingefüllt, und ausgelöst wird, indem man das hier zurückschlagen läßt. Der Druck reicht, um den Wirkstoff fünfzehn Meter senkrecht in die Höhe zu schleudern. Luftströme besorgen das übrige.« Er warf Gunther das Ding zu, der es voller Entsetzen anstarrte. »Keine Angst, es ist nicht geladen.«
    Er zog eine Schublade heraus, in der Reihe um Reihe von glänzenden Chromzylindern untergebracht waren. »Diese hier enthalten den eigentlichen Überträger. Es sind nagelneue Nano-Waffen. Der letzte Schrei, möchte ich behaupten.« Er fuhr mit der Fingerspitze darüber. »Wir haben sie alle einzeln so programmiert, daß sie jeweils eine unterschiedliche Mischung von Neuro-Transmittern produzieren. Doramin, Phencyclidin, Norepinephrin, Acetylcholin, Met-Enzephalin, P-Substanz, Serotonin - hier drin steckt eine dicke Scheibe des Himmels, und ...« - er deutete auf eine leere Stelle - »genau hier fehlt uns ein Stückchen Hölle.« Er runzelte die Stirn und murmelte: »Das ist komisch. Warum fehlen zwei Zylinder?«
    »Was ist los?« sagte Ekatarina. »Ich habe nicht verstanden, was Sie gerade gesagt haben.«
    »Oh, nichts Wichtiges. Ähm ... hören Sie, es wäre vielleicht ganz hilfreich, wenn ich mal eben ein paar Darstellungen der biologischen Zusammenhänge zeigen würde, um Ihnen den chemischen Unterbau dieser Dinge zu erläutern.«
    »Machen Sie sich nicht soviel Mühe. Erklären Sie das Ganze so nett und einfach wie möglich. Erzählen Sie uns was über diese schizomimetischen Maschinen.«
    Die Erklärung dauerte länger als eine Stunde.
    Bei den Maschinen handelte es sich um molekülgroße chemische Fabriken, die weitgehend nach dem Prinzip einer Mikrofabrik mit Automatikwerkern arbeiteten. Sie waren vom Militär zur Verfügung gestellt worden, in der Hoffnung, daß Changs Gruppe damit eine sinnenverwirrende Waffe entwickeln würde, durch deren flächendeckende Anwendung man in der feindlichen Armee eine Loyalitätsverlagerung erreichen könnte. Gunther schlummerte für kurze Zeit ein, während Krishna erklärte, warum das unmöglich war, und erwachte einige Zeit, nachdem die winzigen Maschinen in Krishnas Vortrag bereits ihren Weg ins Gehirn gefunden hatten.
    »In Wirklichkeit handelt er sich um eine unechte Schizophrenie«, erklärte Krishna. »Wahre Schizophrenie ist ein wundervoll komplizierter Mechanismus. Was diese Maschinen erzeugen, ist eher Ramschware zu Schleuderpreisen. Sie beeinflussen die chemischen Vorgänge im Gehirn und pumpen Dopamin und andere Neuro-Transmitter heraus. Es ist per se eigentlich keine Geisteskrankheit. Sie bringen einfach nur das Gehirn dazu, sich zu überschlagen.« Er hustete. »Sie verstehen, was ich meine.«
    »Okay«, sagte Ekatarina. »Okay. Sie behaupten, sie könnten diese Dinge programmieren. Wie?«
    »Wir benutzen dazu etwas, das man im technischen Bereich Mediatoren nennt. Sie sind wie Neuromodulatoren - sie sagen den schizomimetischen Maschinen, was sie tun sollen.« Er zog eine weitere Schublade auf und sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Sie sind verschwunden.«
    »Lassen Sie uns beim Thema bleiben, wenn es Ihnen recht ist. Später werden wir uns über Ihre Bestände unterhalten. Erzählen Sie uns etwas über diese Mediatoren. Können Sie eine große Anzahl davon herbeischaffen, damit sie den schizomimetischen Maschinen eingeben, sich selbst auszuschalten?«
    »Nein, und zwar aus zwei Gründen. Erstens werden diese Moleküle bei der Schweizer Orbitalgesellschaft in Handarbeit hergestellt; wir haben keine Industrieanlagen, um sie zu produzieren. Zweitens kann man den schizomimetischen Maschinen nicht eingeben, sich selbst auszuschalten. Sie besitzen keine entsprechenden Schalter. Sie sind

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